Hallo vincentvega4,
grundsätzlich gilt natürlich das bisher gesagte bzgl. Kontrastumfang. Auch bei bewölktem Himmel hast Du immer noch ca. 1/5 der Beleuchtungsstärke eines hellen Sonnentages, also gerade mal 2 Blenden weniger (vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lux_(Einheit))
Da der Chrom den Himmel widerspiegelt und der Bildhintergrund ihn direkt zeigt, sind diese Stellen natürlich immer noch sehr lichtstark, ob das Hauptmotiv im Schatten liegt hin oder her.
Was Du aber machen kannst:
1.) Am einfachsten: Tonwertpriorität in der Kamera an. Vorteil: +1 Blende mehr Zeichnung in hellen Bereichen. Nachteil: um 1 ISO-Stufe höheres Rauschen in dunkleren Bereichen (effektiv nutzt die Kamera bei TWP 1 ISO-Stufe weniger, als Du eingestellt hast, belichtet also um 1 Blende unter und verwendet hinterher eine angepasste Tonwertkurve)
2.) Besser: RAW aufnehmen und Dir bei der Aufnahme das Histogramm (für jeden Kanal einzeln) anzeigen lassen und so belichten, dass Du gerade so ein Ausfressen in den Lichtern vermeidest. Das nennt sich ETTR / "Expose to the right". Bei der RAW-Entwicklung (Lightroom, DCRAW oder dessen Frontend
RawTherapee sind i.d.R. besser als DPP) hinterher die Tonwertkurve mit viel Feingefühl anpassen. Vorteil: maximaler Kontrastumfang bei minimalen Rauschen. Nachteil: arbeitsaufwendig.
3.) Am besten: Belichtungsreihe AEB / Exposure bracketing mit +/- 2 EV benutzen oder sogar (speziell bei Nachtfotografie) manuell um mehr Stufen unter- und überbelichten. Nach der RAW-Entwicklung (siehe 2.; dabei aber gleiche und möglichst lineare Tonwertkurven verwenden) die Bilder z.B. mit Photomatix zu einem HDR zusammensetzen. Dieses muss dann getonemapped (von hohem Kontrastumfang auf den üblicher Anzeigegeräte umgerechnet) werden. Ob das hinterher flau aussieht oder nicht, kannst Du mit den Reglern einstellen. Vorteil: die HDR-Zwischenstufe hat den maximalen Kontrastumfang. Nachteil: reagiert sehr empfindlich auf Rauschen. Also am besten nur bei ISO 100 fotografieren und nach der RAW-Entwicklung vor dem HDR mit sehr vorsichtiger Rauschentfernung (z.B.
Noise Ninja) + passendem Kameraprofil bearbeiten.
Zu den technischen Details der EOS 5D Mark II:
(vgl.
http://www.clarkvision.com/imagedetail/digital.sensor.performance.summary/index.html)
- der Sensor hat einen Dynamikumfang von knapp 16 Blenden (rund 2^16 Elektronen bis zur maximalen Füllung / Full well capacity)
- durch das (geringe) Rauschen der Ausleseelektronik (2-4 Elektronen) bleiben davon ca. 14 nutzbare Blenden
- weitere 2 Blenden gehen im Prozess der Verstärkung (Amplification) und A/D-Wandlung verloren - je schneller ein A/D-Wandler (ADC) arbeiten muss, umso ungenauer wird er durch Restelektronen im Halbleiter. Dadurch lösen 14-Bit-ADCs nicht um 2 Bit besser auf als 12-Bit-ADCs, sondern vielleicht nur um 1 (also beispielsweise ein 12 Bit ADC real 10 Bit und ein 14 Bit ADC real 12 Bit).
- Insgesamt bleibt dann ein im RAW nutzbarer Umfang von etwas über 11 Blenden (vgl. letzter Abschnitt "Canon 5D Mark II" auf Roger Clarks Seite oder Abschnitt "RAW headroom" unter
http://www.dpreview.com/reviews/canoneos5dmarkii/page25.asp)
Da übliche Displays/Monitore nur rund 8 Blenden haben, muss der Kontrastumfang der Aufnahme auf diese heruntergerechnet werden, sonst saufen dunkle Bereiche ins Schwarz ab oder verlieren helle ihre Zeichnung (könnte also selbst mit guter RAW-Bearbeitung auch an der Anzeige Deines Monitors liegen). Das Problem bei dieser Umrechnung ist, dass eine lineare Tonwertkurve die Kontraste sehr flau macht und eine S-förmig gebogene Kurve zwar Schatten, Mitten und Lichter erhält, bei zu starker Ausprägung aber u.U. unnatürlich aussehen kann.
Deswegen liefert die 5D Mk II bei JPEG-Aufnahmen direkt aus der Kamera auch nur rund 8,4 Blenden (vgl. ebenfalls
http://www.dpreview.com/reviews/canoneos5dmarkii/page25.asp): JPG hat nur 8 Bit pro Farbkanal und so muss die Tonwertkurve nur minimal angepasst werden. Denn im Zusammenhang mit Picture Styles wird diese ja ohnehin schon ziemlich verbogen.
*****