Hallo Ralf, schön, dass Du meinen Beitrag lesenswert fandest. Ich möchte trotzdem noch auf Deine Theorien eingehen:
Hi Rob,
Interessanter Beitrag. Danke. In meinen Beispielen wollte ich zeigen, dass man auch ohne die klassichen Ingredienzien, Tele + offene Blende, eine "Tiefenwirkung" erzeugen kann - vielleicht, wie Du beschreibst, in abgeschwächter Form. Der Randabfall in Sachen Schärfe ist dem Foliengehäuse von EWA-Marine zu "verdanken". Möglicherweise spielt das EWA-Marine-Frontglas besser mit Diafilm als mit dem digitalen Sensor zusammen. Um auf die Ausgangsfrage einzugehen, ich glaube, dass der 3-D-Effekt nicht nur Zeiss-Objektiven (die häufig von Cosina hergestellt wurden) vorbehalten ist. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass die Plastizität eines zweidimensionalen Fotos unter den nachstehenden Voraussetzungen gefördert wird:
* offene Blende
ja, weil dadurch ein Randabfall deutlich und das Motiv freigestellt wird.
* ruhiges Bokeh (möglichst minimale Doppelkonturen)
da gehen die Meinungen auseinander. Manche meinen genau das Gegenteil. Ich bin eher auf Deiner Seite, halte es aber für relativ unwichtig.
* Schärfeabfall und (künstliche) Vignette zum Rand
klar, siehe oben. Die Vignette hilft meines Erachtens auf jeden Fall.
* "plastischer" Lichteinfall
sowieso. Eine Szene, die nicht grundsätzlich so gestaltet ist, dass Tiefe eine große Rolle spielt, gibt meines Erachtens auch nichts her. Daher grenze ich auch "Pop" von "3D Pop" bzw. "3D-Effekt" ab. Pop haben für mich Bilder, in denen ein scharfes Motiv aus der Bokeh-Suppe auftaucht. Da ist auch eine gewisse Räumlichkeit erkennbar, aber stets nur auf dem Motiv selbst. Bei den anderen beiden, die ich synonym verwende, ist das Motiv in den Raum eingebettet, von dem sie sich abheben, meist durch dezente Unschärfe (aber auch durch Kontrast, typischerweise bei Nebelszenen), ... .
s.o.
* entsprechende Bildbearbeitung
Inzwischen bin ich der Meinung, dass Bildbearbeitung häufig den Effekt stört, zumindest dann, wenn die Bilder von sich aus schon den Effekt mitbringen (eben mit den entsprechenden Objektiven in einer dafür passenden Szene und Lichtsituation).
Aber natürlich: "flache Bilder" könnte man z.B. mit Gauss-scher Unschärfe und ähnlicher Bearbeitung in die Richtung trimmen. So richtig gut werden die aber m.E. nie.
* Einsatz von Festbrennweiten mit wenigen Linsen (die These ist allerdings umstritten).
Halte ich für großen Käse. Der Artikel von Yannick Khong, der die These ins Spiel gebracht hat, zeigt m.E. gar nichts. Außerdem gehören moderne Linsen, wie das Sony Zeiss 1.4/50 ZA (habe ich) bzw. das neue 1.2/50 GM (von Bildern aus dem Internet) zu den besten Objektiven, die ich kenne. Sie sprechen klar gegen die Theorie. Umgekehrt gibt es ausgezeichnete alte Linsen, die es auch sehr gut können, z.B. ein OM Zuiko 2/50 Macro oder das Zeiss MP50 oder auch ein Zoom, das Contax Vario-Sonnar 3.4/35-70.
Wichtig scheint mir, dass sie einen hohen Micro-Kontrast haben und wenig Aberrationen (zumindest bei den genutzten Blenden, die nicht immer sehr weite Öffnung haben müssen, wie mich mein Vario-Sonnar gelehrt hat). Kurzum: Scharfes Motiv mit möglichst deutlicher Abgrenzung zur Unschärfe. Gut ist auch, wenn man die Schärfe von vorn nach hinten beobachten kann von frontaler Unschärfe bis zu der hinter dem Motiv.
* Hohe MTF grober Strukturen (viele halten allerdings den Mikrokontrast für wichtiger). Auf kontrastreiche grobe Strukturen zu setzen, war, so wie ich das verstanden habe, immer die alte Leitphilosophie von Zeiss und Leica. Seinerzeit wurden Objektive mit vergleichsweise wenigen Linsen konstruiert, um Linsenreflextionen möglichst zu verhindern und das Falschlichtverhalten zu verbessern.
Ja und ja. APO Objektive sind sicher besonders gut geeignet. Laut DearSusan ist das OTUS 1.4/85 eine der besten Linsen für 3D überhaupt - das glaube ich sofort.
Heute sind Markenobjektive durchschnittlich besser vergütet, sodass man den Einsatz einer höheren Anzahl von Linsen nicht scheut.
Ein Objektiv mit wenige Aberrationen ist im Vorteil. Das würde ich auch unterschreiben. Aber, wie gesagt, das Vario-Sonnar 35-70... (das ist eben auch ein herausragendes Altglas, damals schon mit wenig Aberrationen, aber als Zoom mit relativ vielen Linsen (10 Linsen in 10 Gruppen).
Allen Lesern wünsche ich ein schönes neues Jahr 2025!
BG Ralf
Da schließe ich mich gern an! VG, Rolf