Halloerstmal
da muss ich mich in diese emotionale Runde als Canonista dochmal einklinken.
Habe eine 5D, vorher mit 30D und 300D fotografiert.
Von alten Canonlinsen wie das 24-85mm über EFs10-20mm bis zu 15mm, 24-105, 70-300DO, 70-200 etc.
Kenne die Nikons von Profikollegen (Werbefotografen, mit Studio und viel Licht) - da nutzen drei Leute die D200, D300, D1Xpoweredup, D2Xs und D100/D70.
Also eigentlich die volle Palette.
Daneben fotografieren wir noch ab und an mit Mittel- und Großformat, a´la Hasselblad, Bronica und Arca und Sinar.
Im stetigen Vergleich der Systeme ist die D200/D300 mehr als nur eine Backupkamera, die Bildqualität ist fast gleichwertig zur D2Xs.
Schuld daran sind die sehr gute Nikon Capture Software und die sehr guten (wenn man sie denn hat) Nikonobjektive.
Die D300 ist dabei wegen 14bit Files und dem geänderten Batteriegriffkonzept ein echt gelungenes Update der D200 - habe es auch erst geglaubt, nachdem ich mit dem Kollegen die Bedienung und Ergebnisse durchgespielt habe.
Aus Sicht eines Canon 5D Nutzers stellt sich die D300 wie folgt (subjektiv) dar:
Gehäusewertigkeit der D200/D300 eine Klasse besser als 5D, erreicht nicht ganz D2Xs Niveau oder 1D Niveau. Wobei die D300 der D200 nochmal einen draufsetzt.
Batteriegriffkonzept deutlich besser als D200 oder 5D - der Kameraakku verbleibt im Body, der Griff wird nur mit einem Zusatzakku bestückt. Die Akkuklappe bleibt zu und die Verbindung erfolgt mit Kontakten im Boden der Kamera, die im Grifflosen Fall gummiert abgedeckt sind. Die Kamera verbraucht erst dem Griffakku, anschließend den Bodyakku. Akkuwechsel im Griff problemlos möglich. Nach Demontage des Griffs kann sofort weiterfotografiert werden. Wer zB. Panoramen mit kleinem Stativequipment schießt und dafür auf einen Body ohne Griff angewiesen ist, weiß dies sehr zu schätzen.
Sucher (100% Abdeckung !!!) mit Gittermatscheibe, die aufleuchtet bei betätigen des Auslösers. Leider verzichtet Nikon auf die Mittler Hälfte des Gitters zugunsten eines freieren zentralen Sucherfeldes.
Es leuchtet immer nur das angewählte, aktive AF Feld auf, die anderen 50 (fünfzig) – mit 15 (fünfzehn) Kreuzsensoren - AF Felder sind normalerweise unsichtbar.
AF nutzt 51 oder 11 Fokuspunkte, kann dynamisch gruppiert werden und nutzt dann 9,21 oder 51 AF Felder. AF scheint mit Nikkoren wie den 10,5mm; 12-24mm; 17-55mm; 60mm; 17-35mm; 28-70mm und Tamron 28-75mm sehr sicher – da pumpt auch im Dunkeln nix. Ein Vorteil von guten, hochlichtstarken Optiken.
Die Kamera hat ein eingebautes Blitzlicht, welches auch noch externe Nikonblitze optisch, drahtlos steuert – dazu eine AF Hilfsbeleuchtung.
Belichtung kann neben Matrix, Integral und 2% Spotmessung auf eine benutzerdefinierte Gewichtung bei der mittenbetonten Integralmessung geschaltet werden: Mittenbetonung mit Gewichtung von 75% auf 6,8,10 oder 13mm Mittelfeld des Sensorformats.
Belichtungskorrektur von +/- 5 Blendenstufen ; bei Blitz –3 bis +1 Blendenstufe – da ist Canon mit +/- 2 Blendenstufen mehr als dürftig.
Ebenso bei einer Belichtungsreihe – Nikon gestattet 2-9 Belichtungen (im Bereich +/- 5 Blendenstufen) und in ½, 1/3 oder ganzen Blenden. Canon kann sagenhafte 3 Belichtungen – zu wenig eigentlich für DRI und HDR. Und die Ablaufsteuerung mit zusätzlichem Auslösen innerhalb der Belichtungsreihe ist mehr als nur ärgerlich. Ebenso der Canon Selbstauslöser mit 2 oder 10 sec Vorlauf ist meilenweit von der in Nikon programmierbaren Variante von 2-20 sec entfernt.
Batterieanzeige – Nikon zeigt % Ladezustand, Fotos seit letzter Ladung und eine 5-stufige Batterieanzeige, Canon kann nur voll, wenig und leer.
Da mir die neue Tonwertprio-funktion der 40D/1D3 nicht geläufig ist, werde ich das Pendant bei Nikon ausklammern. Klöasse ist allerdings, dass man die kamerainternen Bildbearbeitungsalgorithmen nachträglich auf die in der CFKarte gespeicherten Fotos anwenden kann. Da ist dann schnell mal DeLighting, Kontrast usw. geändert und die Fotos können sofort von Karte aus übergeben werden. Die leidige Schellbearbeitung per Laptop wird wegen des sehr guten Displays der D300 fast überflüssig – man sieht wirklich, wie sich die Änderungen in den Files auswirken. Ein dickes Lob an Nikon für dieses Display – und den frommen Wunsch an Canon, auch mal so was schönes einzubauen.
Mein Fazit
Bildqualität ist mit guten und deutlich teureren Nikonobjektiven und den NEF-Konverter Capture NX kein Thema. Es ist absolut verblüffend, was Nikon aus den Daten dieses 1,5er Cropsensors herausholt. Das konnte meine 30D nicht, auch nicht mit L-Optiken.
Solch eine gute Bedienung wünsche ich mir bei DPP, nebst Schattenaufhellung und Lichterrettung, selektive Schärfungsfunktionen usw.
Eine neue 5D mit dem Gehäusekonzept – nicht dem Nikon Bedienkonzept – wäre mir ein Aufpreis von €500 wert. Und genauso kalkuliert Nikon auch bei seinen Käufern und das zu Recht. Bei der Menge der besseren Bodyfeatures kann dieser dann auch gerne mehr kosten.
Canon klebt leider unterhalb der 1er-Serie zu sehr an seinem Gehäusekonzept – der Markt ist reif, Canon – für eine echte semiprofessionelle EOS 3D. Angesiedelt zwischen 5D und 1D und mit einem alltagstauglichen Sensor, bei dem man den Weichspüler auch mal ausschalten kann und einem soliden Gehäuse ála D300, mit all den netten Einstellmöglichkeiten.
Die Photokina wird spannend, wenn auch die Erfahrungen der Vergangenheit belegen, das Canon sich wahrscheinlich nicht trauen wird, ein D300-ähnliches Gehäusekonzept zu realisieren.
Stattdessen wird´s mal wieder so´n halbgares Update, mit mehr Pixeln usw - kein Grund meiner 5D untreu zu werden.
Gruß Ralf