Der starre Blick hingegen ist mit dem Begriff des Glotzens belegt ...
Das ist aber eine ziemlich drastisch formulierte Reduzierung des Begriffs. Schau mal eine Katze an, wie sie die Welt betrachtet. Das Fixieren des Blicks auf einen bestimmten Punkt muss nicht zwingend "Glotzen" sein.
Die aber falsch ist, man haelt den kopf nicht still und bewegt nur die augen.
Beobachte dich selbst.
Hab ich gerade eben gemacht. Ich habe diesen Post von Dir jetzt gelesen, den Kopf aufgestützt auf meinen linken Arm ... der Kopf war absolut ruhig, nur die Augen wanderten über die Zeilen.
Was jetzt?
Bei bildern ist es unterschiedlich. Aber oft/meistens will man auch mal naeher ran gehen, wenn es nicht grade an der decke haengt.
Bei mir ist es in der Regel genau umgekehrt: ich gehe bei Bildern in der Regel lieber noch einen Schritt zurück als nach vorne. Vielleicht kommt das daher, dass ich es auch gewohnt bin, Gemälde und Zeichnungen zu betrachten und mich interessiert einfach der Pinselstrich nicht. Mich interessiert der Gesamteindruck des Bildes und den kann ich unmöglich von der Nähe aus aufnehmen.
Wie es weiter oben so schön geschrieben steht: Man tastet sich mit dem Auge heran, wenn man die Natur betrachtet. Aber warum ist das so? Nun, das kommt wohl daher, dass die Natur keinen "Rahmen", also keinen Rand hat. Man kann in dieser Welt noch so weit zurück gehen, man wird nie die Gesamtheit auf einen Blick sehen können. Selbst wenn ich die Erde verlasse und nur noch eine Kugel sehe, die an eine Murmel erinnert - dann sehe ich immer noch das Band der Milchstraße um mich herum. Und wenn ich außerhalb der Milchstraße wäre, dann würde ich vermutlich den Glaxienhaufen sehen, dem auch unsere Galaxie angehört. Beim Sehen gibt es also keine Grenze.
Ein Bild - ob gemalt/gezeichnet oder fotografiert oder als bewegtes Bild (Film) - hat nun mal einen Rand, eine Grenze. Und deswegen lässt sich das Betrachten der Natur schwer mit dem eines Bildes vergleichen. So wie Du Deine Arbeit vor dem PC-Monitor beschreibst, so könnte ich nicht arbeiten. Ein 'Mehr' an Auflösung des Monitors würde MIR nichts bringen. Mir ist die Auflösung meines Full-HD Monitors schon zu viel, da die Schrift dann schon viel zu klein dargestellt wird. Ich könnte zwar näher ran, aber das hätte eben viele Nachteile. Einer der Nacheile ist, dass ich das Bild nicht mehr komplett im Blick habe. Poppt irgendwo etwas auf, sehe ich es nicht mehr und fällt mir daher auch nicht mehr auf. Beispielsweise erkenne ich dann das Ankommen einer Mail nicht mehr, wenn meine Konzentration auf den linken oberen Monitorbereich liegt. Desweiteren ist es so, dass es für das Auge am entspannendsten ist, je weiter man in die Ferne blickt. Leute, die beruflich viel am Monitor arbeiten, sollten auch etwa alle 20 bis 30 Minuten für einige Sekunden aus dem Fenster gucken, um das Auge zu entlasten. Sitze ich zu nahe am Monitor, dann ermüdet mein Auge zu rasch, weswegen ich das tunlichst unterlasse.
Aber all das hilft nichts. Denn es gibt eine physikalische maximale Auflösung unserer Augen. Mag sein, dass es Menschen gibt, deren Augen genetisch weniger Auflösung bieten als die Anderer Menschen, aber selbst das beste Auge hat eine maximale Auflösung. Du kannst auch keiner Kamera mehr Details herauslocken als der Sensor in der Lage ist, aufzulösen. Nur durch Sticking ist man in der Lage, Bilder zu erzeugen, die eine höhere Auflösung haben als der Sensor alleine hat. Das entspricht dann dem Blick schweifen lassen.
Was spricht denn dagegen bilder zu machen die dem stand halten?
Weil die Mehrinformation entbehrlich ist.
Vielleicht liegt es (bei mir) ja daran, dass ich gewohnt bin, Bilder nicht als Einzelereignis anzusehen, sondern als ein Teilaspekt einer erzählten Geschichte. Weiter oben wurde geschrieben, dass die höhere Auflösung eben mehr Details zutage bringt. Mein Ansatz war, ist und wird immer sein, dass ich zuerst ein Gesamtbild einer Location zeige und hinterher die für mich interessanten Details. Meine Vorstellung ist es, mit mehreren Einzelbildern einem Unbeteiligten das für mich Interessante eines Ortes näher zu bringen. Ja, ich mache überwiegend Reportagefotos, dokumentiere also meine Ausflüge und Urlaube. Und bevor ich meine Gäste mit einem endlos lange stehendem Einzelbild langweile, zeige ich lieber eine Folge unterschiedlicher Bilder, die entweder Übersichten zeigen oder von mir ausgesuchte Details. Bei den Übersichten ist aber das letzte Quentchen an Details egal, und bei den Detailaufnahmen wiederum ist die akurat hohe Auflösung wiederum egal, weil die Auflösung dann nicht mehr viele Details hervorbringen. Wie ich oben geschrieben habe: Die Details vom Verputz einer Nahaufnahme eines Gebäudes ist komplett egal, dafür braucht niemand eine Mega-Auflösung.
Aber da 'sehen' eine höchst individuelle Angelegenheit ist, wird man hier nie einen Konsens erreichen können. Nur mich erinnern solche Diskussionen immer daran:
Gehe ich in ein kunsthistorisches Museum und beobachte die Leute, wie sie die ausgehängten Bilder betrachten, dann kann ich immer wieder feststellen, dass die Leute die Bilder erstmal von der (relativen) Ferne betrachten. Viele variieren die Distanz mehrmals, um auszuloten, von wo aus man den besten Blick auf das Bild hat. Je nach Größe des Bildes sind das auch schon mal mehrere Meter. Und manche zeigen dann ein seltsames Verhalten. Die rücken dann dem Bild auf den Pelz, betrachten es also ganz von der Nähe. Ok, bei Malereien kann man das gut verstehen, die wollen beispielsweise wissen, wie der Maler das Bild gemalt hat (wollen also den Pinselstrich sehen) oder wollen auch nur ausloten, wie viele Details der Maler in das Bild gesteckt hat. Aber bei einem Foto? Was kann bzw was will man da sehen? Wie gut der technsiche Kasten ist, mit dem das Foto gemacht wurde? Wenn ja: warum?