Nicht fotografieren „können“ hat sehr oft damit zu tun, dass jemand einfach kein oder nur wenig Gespür dafür entwickelt, was gut aussieht und was nicht.
Die „Betroffenen“ merken das in der Regel nicht, sodass sie nicht darunter leiden
Ich sehe bei vielen Bildern, selbst von Usern sehr hochwertiger Technik, ganz oft mies kompnierte Bilder, die einfach zum Davonlaufen sind. Und anstatt an der richtigen Baustelle anzusetzen, wird dann sehr oft über Bildrauschen, Unschärfe, schlechtes Bokeh und neue Objektive debattiert.
Aber genauso wie mir viele Anfängerfehler geradezu ins Auge springen, so geht es anderen talentierteren Fotografen, wenn sie meine Bilder sehen.
Mir fehlt auch das Gefühl für manchen Farbstich, für Bildausschnitte, die einfach gut aussehen und so weiter. Daran kann man auch etwas arbeiten, gerade auch im Austausch mit anderen Fotografen, aber die Technik ist natürlich auch spannend.
Aber gerade als Nutzer einer 5d, eines 85/1.2 oder 200mm/2 sollte man sehr sehr sehr selbstkritisch sein, wenn man die Fehler bei der Technik sucht.
Keine Technik ist perfekt, aber wenn man es mit einer Highend-Ausrüstung nicht auf die Reihe bekommt, gute Bilder abzuliefern, dann sollte man nicht unendlich viele Energie in vermeintlich noch bessere Technik investieren, sondern andere Lösungen suchen.
Denn wie gesagt die großen Namen der Fotografie, die würden sich vor Lachen im Grabe umdrehen, wenn sie unsere Unterhaltungen mitlesen könnten, wo sie selbst teilweise mit relativ einfacher Technik abgeliefert haben.
Das schöne an der analogen Zeit war natürlich auch, dass Fortschritte viel langsamer vonstatten gingen.
Da musste man nicht 30Jahre über die Körnigkeit des Kodak Filmes XY debattieren. Das war einfach so und mit den Gegebenheiten hat man sich abgefunden.
Und genau das ist heutzutage so schwer, wenn die Werbung so tut, als würde man jährlich das Rad neu erfinden. Sich dem entziehen und einfach sagen „ihr könnt mich mal gern haben!“ und einfach losgehen und schöne Bilder machen bzw. planen und umsetzen.
Seit 10Jahren mache ich Promotion für Canon und eigentlich müsste ich mich daran erfreuen, dass die Kunden ihr Fotoglück im Konsum immer neuer Technik zu finden versuchen. Aber es ist auch ermüdend, immer wieder die gleichen Gespräche zu führen.
Zur Photokina 2016 war es meine Aufgabe jedem Besucher mit dem Pixma Pro100s ein schönes Bild auszudrucken. Ich erinnere mich an einen, der hat geschwärmt wie geil sein Zeiss Otus 55mm für >3000€ doch wäre, gab mir seine CF-Karte und ich druckte ihm eines seiner Bilder.
Mein einziger Gedanke dabei war, dass Canon ein wunderschönes 50mm/1.8 STM für 110€ im Programm hat. Das hat sogar Autofokus und das Bild wird scharf
Auf der anderen Seite wer bin ich, dass ich den talentlosen erzählen will, dass das Zeiss Otus in diesem Fall Perlen vor die Säue ist?? Steht mir das zu? Eigentlich nicht. Er hat die Kohle dafür übrig gehabt, also darf er es benutzen, wie er mag. Vielleicht würde auch mir gerne jemand die DSLR wegnehmen, wenn er meine Bilder sieht, um mich bloß noch mit dem iPhone knipsen zu lassen