Re: Laowa 1:2,8/12 mm — "verzeichnungsfreies" Ultra-Weitwinkelobjektiv für Kleinbild
Schade, daß du deine sachlichen Beiträge mit so viel Aggression und Polemik disqualifizierst!
Tut mir leid, wenn meine Beiträge aggressiv 'rüberkommen. Dafür möchte ich mich entschuldigen.
Es ist ja nicht so, daß ich dein Engagement nicht zu würdigen wüßte. Im Gegenteil – ich habe mich früher auch viel mit Objektivvergleichen beschäftigt und weiß, wieviel Arbeit so etwas macht ... und wieviel weitere Arbeit es macht, die Ergebnisse dann auch noch so aufzubereiten, daß man sie ordentlich präsentieren kann.
Je länger ich mich aber mit Objektivtesten befaßte, desto mehr dämmerte es mir, warum erfahrene Leute immer so gern die scheinbar von oben herabkommende Empfehlung geben: "Um ein Objektiv kennenzulernen, darfst du es nicht testen, sondern mußt es eine Zeitlang benutzen." Was hab ich diesen Spruch immer gehaßt!
Und heute sage ich ihn selber. Denn es stimmt. Beim Testen gibt es so viele unwägbare Faktoren, die auf das Ergebnis Einfluß nehmen und verfälschen, daß man in, grob geschätzt, der Hälfte der Fälle hinterher das bessere Objektiv für das schlechtere hält ... oder daß man zumindest zu einem Urteil kommt, das von den Testergebnissen gar nicht wirklich gestützt wird. Da könnte man auch eine Münze werfen. Objektive mit Hausmitteln testen ist wirklich extrem schwierig, obwohl es auf den ersten Blick doch so simpel erscheint.
Das Problem ist nun leider, daß genau die Leute, die sich die meiste Mühe machen und umfangreiche und scheinbar aussagefähige Testergebnisse präsentieren, gerade die sind, die sich all der Fallstricke am wenigsten bewußt sind, so daß ihre schönen Tests, allem Engagement zum Trotz, in der Regel für die Katz' sind. Und das schlimmste daran ist, daß die Ergebnisse trotzdem immer so überzeugend wirken und, per Internet tausendfach multipliziert, als gesicherte Tatsache verbreitet werden.
Die erfahrenen Leute hingegen fangen mit so etwas gar nicht erst an.
Selbst die Profis machen's nicht besser. Gerade gestern habe ich wieder einmal in einer halbwegs aktuellen ColorFoto geblättert und konnte über all den Unfug, der dort mit einem Riesen-Bohei bei den "Tests" verzapft wird, nur den Kopf schütteln. Manchmal bewerten sie gute Objektive gut ... aber ebenso oft werden gute Objektive schlecht bewertet, oder schlechte gut. Es ist letztlich ein reines Ratespiel. Obwohl ... so richtig schlechte gibt's ja eigentlich gar nicht; es geht also "nur" darum, die guten von den exzellenten zu unterscheiden, also entsprechend winzigen Unterschieden nachzuspüren. Die einzigen Objektivtests, die jemals mit Sachverstand durchgeführt wurden und tatsächlich nachvollziehbare Ergebnisse lieferten, waren die von Walter E. Schön, die er in den Jahren von ... äh, 1978 bis 1984 oder so ausgerechnet in der ColorFoto (!) durchführte. Der Aufwand, den er trieb, war gigantisch, und obwohl diese "Praxistests" damals viel beachtet und extrem populär waren (und zum Teil bis heute nachwirken), wurde es dem Verlag nach ein paar Jahren zu teuer. So stiegen sie auf den ätzenden "BAS-Test" um, der sich dann im Laufe der Zeit in das heute angewendete, völlig sinnlose Testverfahren wandelte.
Natürlich ... wenn mir ein neues Objektiv ins Haus kommt, dann wird's auch erst einmal "getestet". Aber dabei geht's nur darum, eventuelle Defekte festzustellen, und nicht darum, ihm in der Reihe der bereits vorhandenen Objektive eine Rangstufe zuzuordnen. Das passiert – wenn überhaupt – erst dann, wenn ich's ein paar Monate benutzt habe.