#64
Ein Blick zurück nach dem (vermeintlich) letztem heftigen Anstieg auf unserer Wanderung, auf den Landstrich namens Sandar und im Hintergrund die Gletscherfront des Entujökull. Am Ort der Aufnahme verweilten wir einen Moment und genossen die herrliche Aussicht auf die hinter uns liegende Landschaft und sogen noch einmal die Atmosphäre der Umgebung in uns auf.
Unterdessen holte uns die Gruppe ein, die auf Bild #63 nach uns die Brücke über die Fremri-Emstruá überquerte. Der Guide der Gruppe verteilte zunächst, nach erfolgreich gemeistertem Anstieg, Kekse, wobei wir beinahe auch welche abstaubten, bis ihm unsere Rucksäcke auffielen und er daraus schloss, dass wir gar nicht dazu gehörten. Dennoch kamen wir zumindest kurzzeitig in den Genuss einer kleinen Anekdote hinsichtlich der verschiedenen Vulkane, die uns umgaben und deren göttlichen Bezug. Wobei ich leider gestehen muss, dass ich mir diese Geschichte nicht merkte. Viel entscheidender war die Tatsache, dass wir auf den ersten, wenn auch recht verkrüppelten, Baum stießen. Diese Begebenheit klingt vielleicht weniger spektakulär als sie sich für uns nach sechs Tagen Hochland mit einer lediglich aus Flechten, Moosen und Gräser bestehenden Botanik anfühlte.
#65
Nach einigen Kilometern konnten wir schließlich in der Ferne Thorsmörk bzw. die angrenzenden Felswände und Gletscher erkennen, hier im Bild der Eyjafjallajökull, bzw. dessen erste Eisausläufer. Der unter dem Gletscher liegende Vulkan dürfte ein Begriff sein, trieb er doch 2010 bei seinem Ausbruch, der den weltweiten Flugverkehr massiv beeinträchtigte, gestandene Nachrichtensprecher ob des komplizierten Namens nahezu in den Wahnsinn.
Für uns Wanderer rückte der Zielpunkt nun in greifbare Reichweite, wenngleich die Distanz doch reichlich täuschte, zumal es, laut unserem eher zu Untertreibung neigendem Reiseführer, noch einen Fluss zu furten galt, der wohl "DAS Hindernis auf dem Laugavegur" darstellen soll, die Þröngá.
Während der nachfolgenden Kilometer drosselten wir ein wenig unser Tempo, bis wir an späterer Stelle erneut auf die, nun vor uns liegende, Wandergruppe trafen, die auf einem kleineren Gipfel etwas abseits des Trails die Mittagsrast abhielt. Wir entschlossen uns, es jenen gleich zu tun, versuchten aber zumindest aus der Hörweite der Gruppe zu kommen, um so den wunderbaren Ausblick genießen zu können, was tatsächlich nach kurzen Anlaufschwierigkeiten auch erstaunlich gut klappte. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass der Guide seinen Schutzbefohlenen eine fünf-minütige Redepause verordnete.
#66
Diese Aufnahme wirkt auf den ersten Blick sicherlich nicht sonderlich spektakulär, birgt jedoch zwei Anekdoten in sich.
Die erste betrifft eine Wandersandale, wie sie beim Furten von einem Großteil der Wanderer sehr geschätzt wird. Diese lag nämlich urplötzlich in dieser staubigen Umgebung direkt vor uns auf dem Trail. Vermutlich löste sie sich bei einem Wanderer vom Rucksack, so dass wir kurzerhand beschlossen, die Sandale aufzuheben um so, möglicherweise, einem Wanderer die Überquerung der letzten Furt zu erleichtern aber auch den Müll nicht in dieser wundervollen Landschaft einfach liegen zu lassen. Gleichzeitig fühlten wir uns aber auch ein wenig an den Film "Das Leben des Brian" erinnert und vergaßen ein wenig bei allem Gelächter, auf den Weg zu achten. Hier kommen wir nun zur zweiten Anekdote, welche meinen Orientierungssinn betrifft.
Ich weiß, dass ich mich zu keiner Sekunde auf meinen Orientierungssinn verlassen kann, sondern mich stets an Karte, Kompass und GPS halten sollte. So auch hier. Während wir also noch herum blödelten, der "heiligen Sandale" folgten und die Skifahrerindustrie selig preisten, kamen wir tatsächlich vom Weg ab. Da sich der Trail nun über eine alte Lavazunge erstreckte, die von reichlich Vulkanasche gesäumt wurde, erkannten wir keine Wegzeichen mehr und konnten uns auch nicht an den Spuren unserer Vorwanderer orientieren. Das dauerhaft mitgeschleppte GPS brachte uns schließlich Gewissheit und zeigte sehr deutlich, in welche Richtung wir uns wenden sollten, um den Trail wiederzufinden. Diese Richtung lag ziemlich genau 180° entgegen der Richtung, die ich ursprünglich einschlagen wollte.
Ich nahm für mich mit, dass auch bei solch sehr gut besuchten Wegen, es dennoch absolut sinnvoll ist, geeignete Instrumente zur Orientierung mit sich zu führen. Denn natürlich trafen wir in jenem Moment auch keine anderen Wanderer mehr, die uns hätten helfen können. Dafür waren wir dann doch ein wenig zu weit ab vom Schuss und das Gelände war zu unübersichtlich, als dass wir andere Wanderer hätten sehen können.