Andererseits: auf genügend professionell geschossenen und abgezogenen Fotos, wo auch die Belichtung etc. stimmt, ist es nicht auf den ersten Blick erkennbar, obs nun analog oder digital war.
Ja, weil es auch zunehmend besser gelingt, die Anmutung von Filmmaterial nachzubilden. Obwohl ich nicht so sehr viel davon halte. Aufnahmen auf Filmmaterial - oder die so ausschauen - nimmt man eher als alte Aufnahmen wahr. Also so wie man früher einmal braungetönte Fotos gemacht hatte um sie nostalgisch aussehen zu lassen.
Mir ist das schon ein paarmal bei Fernsehsendungen aufgefallen, wobei Kameraleute offenbar die Kamera auf "Movie-Modus" eingestellt hatten. Da hatte ich dann den Eindruck, es handle sich um ältere Archivaufnahmen. Weil sie eben so ausgeschaut hatten.
Ich finde es gut, dass es mittlerweile gelungen ist, dass die Nachteile der Positiv-Aufnahme mit Sensor - nämlich das Ausbrennen von Spitzlichtern - in den Griff zu bekommen. Aber die Nachbildung der Charakteristik von Filmmaterial finde ich unnötig.
Ein Nachteil von digital ggü. Film ist, dass feine Farbverläufe digital nicht funktionieren. Also beispielsweise bei fein verlaufendem Blau am Himmel kann es passieren, dass ein Marmor-Effekt erscheint. Das gibt es bei Film nicht. Das ist aber vielleicht auch eher ein akademisches Problem, weil in der Praxis habe ich das noch nicht erlebt.
Ein urgewaltiger Vorteil der Digitalfotografie ist die hohe Lichtempfindlichkeit. Im Grunde ist es ja pervers, Hilfslicht einzusetzen, das tatsächlich nicht vorhanden war und das man nur braucht um ein Bild auf den Film zu bekommen. Digital kann man auch völlig ohne zusätzliches Licht fotografieren. Das halte ich für den größten Vorteil der Digitalfotografie auch im Sinne einer puristischen Auffassung von Fotografie.
Voraussichtlich nicht mehr für mich selbst, aber allgemein denke ich, dass die Schwarzweißfotografie auf Film noch lange leben wird. Man kann es zwar von den Kameras her und der Digitaldatei her, aber es ist heute noch nicht so leicht möglich, Aufnahmen mit 16bit auszudrucken. Mit 8bit - womit praktisch alle Drucker arbeiten - sind halt nur 256 Helligkeitswerte möglich. Da ist echtes Fotopapier, belichtet vom Negativ sicherlich noch lange im Vorteil.
Ich habe nach wie vor eine betriebsbereite Dunkelkammer und nehme mir immer wieder vor, wieder Schwarzweiß auf Film zu fotografieren. Aber das auch schon seit vielen Jahren.