AW: Sony A9
So, habe die A9 jetzt auch seit 3 Tagen. Folgendes kann ich über die Kamera sagen, was mir aufgefallen ist:
1. Der Griff: Insgesamt ist die Kamera besser zu halten als die A7 Serie. Der Unterschied ist minimal aber da. Der Platz zum Objektiv ist aber sehr eng. Insgesamt habe ich mir eine sehr Objektivlastige Kamerahaltung angewöhnt, daher stört es mich nicht, aber einhändig lässt sich die Kamera mit bestimmten Objektiven mäßig bedienen. Wie gesagt, ich halte das ganze eh am Objektiv, daher stört mich das nicht.
2. Der Autofokus: Actionfotografie habe ich noch nicht gemacht, wohl aber Portraits mit Gesichtserkennung, C-AF und adaptierten Canon-Objektiven am Metabones. Das funktioniert wunderbar auch mit Serienbildaufnahmen. Meine Ausschussquote liegt vielleicht bei 1-2 von 20 Bildern und selbst dann liegt der Fokus vielleicht auf der Nase aber nicht meilenweit weg. Auch am Rand des Bildfeldes und auch bei miesem Licht. Das ist wirklich bemerkenswert gut. Für Shootingssituationen bin ich damit wieder in meiner Wohlfühlzone angekommen, in der ich mit MFT und der EM1 früher war. Ich kann einfach draufhalten und auslösen und der Fokus sitzt sicher.
3. Das Überhitzen: Überall liest man davon, ich hatte heute (33° draussen) nach 1,5 Stunden keine Probleme damit. Ich muss aber dazu sagen, dass ich als langjähriger Systemkameranutzer und Akkusparer die Kamera sofort ausschalte, sobald ich sie von der Nase nehme (die A9 ist so schnell das geht super). Vermutlich reicht das um runter zu kühlen.
4. Das Banding: Ja, sieht man. Vor allem in roten Flächen. Und ja, wenn man das Bild sehr aufsteilt sieht man es noch besser. Aber ehrlich gesagt wäre es mir glaube ich nicht aufgefallen, hätte ich nicht davon gewusst. Dennoch, es ist da, aber nicht schlimm.
5. Wo ich gerade von rot spreche: meine Presets für die A7RII und A7II funktionieren bei der A9 nur mäßig in Lightroom. Entweder Adobe muss neue Profile bringen oder die Kamera ist wirklich anders ausgesteuert, auf jeden Fall haben die Bilder ein deutlich gesättigteres Rot als bei der 7er Serie, so kommt es mir vor. Hat je nach Bild schon fast etwas einen Olympus-Touch. Mit etwas Profilanpassung habe ich das aber ganz gut hinbekommen, wenn auch nicht so gut wie bei meinen 7ern.
6. Der automatische Weißabgleich funktioniert gefühlt etwas besser als bei den 7ern. Dort hatte ich mit meinen Sigma-Linsen immer einen Grüntouch, das kriegt die Kamera jetzt besser hin.
7. Der Sucher ist deutlich besser. Er löst sichtbar höher auf und das vor allem auch in der Lupenansicht. Damit ist manuelles Scharfstellen sehr einfach.
8. Fokus Peaking ist eindeutig nicht besser / präziser als bei den anderen Kameras. Der angezeigte Bereich ist immer noch zu breit.
9. Sigmalinsen mit MC11: Hrm. Vielleicht habe ich die falschen Objektive aber zumindest mein 50er Art und 35er Art funktionieren am MC11 echt schlecht. Bei beleuchteten Innenräumen sucht die Linse hin und her und findet häufig den Fokus gar nicht. WENN, dann sitzt er, aber in 50% der Fälle fokussiert es einfach nicht. Bei gutem Licht funktioniert es, aber gut ist es nicht. Anders am Metabones, da sind beide Linsen (eigentlich alle EF-Linsen die ich habe, z.B. auch das 135erL) extrem schnell und extrem präzise auch bei miesem Licht.
10. Bildqualität: mal ehrlich. Wer hat erwartet, dass die Kamera so gut wie die A7RII daher kommt. Sie hat einen AA-Filter und die halbe Auflösung. Sie KANN gar nicht so gut sein, wie die 7RII. Aber im direkten Vergleich mit der 7II kann ich auf jeden Fall sagen, ist sie weder von der Dynamik, noch von der Schärfe schlechter. Im High-Isobereich ist sie zudem rauschärmer, vor allem was Farbrauschen anbelangt. Alles in allem kommen da sehr gute Bilder raus und wer maximale Qualität braucht greift NATÜRLICH zur A7RII aber das hat auch niemand wirklich anders erwartet oder? Schlechter als die vergleichbare (weil 24MP + AA Filter) A7II ist sie auf jeden Fall nicht.
11. Elektronischer Verschluss: Ich sehe in 100% Ansicht keine Unterschiede zwischen elektronischem und mechanischem Verschluss. Das deckt sich mit den Testungen bisher und stellt mich völlig zufrieden.
12. Das Fokus und Serienaufnahmen-Einstellrad: Ja nun. Das Serienbildrädchen funktioniert wie das Moduswahlrad und ist gut zu bedienen. Das Fokusrädchen allerdings hat einen sehr seltsamen Blockierungsmechanismus mit dem nebenliegenden Knöpfchen und ist bestenfalls als fummelig zu beschreiben. Gut, man braucht es nicht häufig, aber so richtig gut gelöst ist das nicht.
13. Konfigurierbarkeit: super. Mehr Einstellmöglichkeiten braucht kein Mensch. Ich würde mir zwar gerne mehrere Fokuspunkte vorspeichern können (z.B. in jeder Ecke einen für schnelles Umschwenken auf eine Komposition im goldenen Schnitt) aber durch den Joystick wird das größtenteils kompensiert.
14. Akkulaufzeit: Erste Ladung, 972 Bilder, 22%. <- gut.
15. Bokeh mit elektronischem Verschluss: Die Abschattungen der Unschärfekreise wie bei den A7 Kameras, kann ich bei der A9 nicht ausmachen.
Alles in allem hat die Kamera alles was ich brauche und wird mir als Reportagekamera (und für gelegentliche Sporteinsätze) im Duo mit einer A7RII dienen. So richtig viel Verbesserungspotential sehe ich derzeit nicht. Die Größe geht in Ordnung für mich. Einzig auf einen Arca-Swiss-Rahmen hoffe ich bald, für ein bisschen mehr Höhe und Stativtauglichkeit.