Ich komm aus dem kopfschütteln und augenverdrehen kaum noch raus ... ^^
1. Motiv - check
2. Perspektive - check
3. Passende Brennweite - check
Da gibt es keine andere Reihenfolge!
Niemand sucht sein Motiv/Perspektive anhand der gerade montierten Brennweite.
Ich geh auch nicht zum Bäcker und sag ich hätte gerne für 5 Euro Backwaren ^^
Doch. Der Eine oder andere Foto-Influencer aus YouTube Nacht genau das. An Anfang war das Wort: "Ausrüsting ist egal für großartige Bilder. Sieh her, ich nehme jetzt diese fossile Mühle und werde Spaß haben."
Und dann folgt ein Video mit derart grauenvollen Bildbeispielen, dass ich so etwas noch nie zu Ende geschaut habe.
Fazit: man knipst nicht jeden Müll mit jedem Müll und nennt das Fotografie. Das ist oft nur Müll.
Dann sind da aber auch die Leica-Nutzer, die die herausragende Body-Leistung mit Ultraleichtgewicht-Objektiven besonders schätzen. Sie genießen die manuellen Elemente und die Beschränkung aufs Wesentliche. Ich möchte das nicht bewerten, aber ich sehe da eine Randgruppe, die das Pferd von hinten aufzäumt. Das geht - kann auch super Ergebnisse erzielen, aber ist nicht Jedermanns Sache.
Ob für den Anfänger Festbrennweite oder Zoom besser ist... Es gibt drei technische Optionen:
1. Eine Kompaktkamera mit EINER Brennweite. Gibt's. Ist nicht billig.
2. Eine Kompaktkamera mit Zoom oder eine Systemkamera
2a Kompaktkamera: die Frage nach dem Zoom erübrigt sich. Zoom ist da. Klassischer Fall von "alternativlos".
2b: Systemkamera mit Wechselobjektiv. Mit diesem System gibt es drei Möglichkeiten einen Anfänger an die Fotografie heranzuführen.
A. Eine Festbrennweite. Nun wird es nach dem Erlernen der Grundlagen schwierig werden, dem Anfänger andere Objektive vorzuenthalten.
B. Mehrere Festbrennweiten. Nun wird es schwierig dem Anfänger zu erklären, warum er keinen Zoom nutzen darf. Eine gute Erklärung wäre: er selbst hat keine Kamera und der Mentor besitzt keinen Zoom.
C.Es gibt auch einen guten Grund, dem Anfänger die Festbrennweite zu verwehren: der Anfänger hat keine Kamera und der Mentor hat nur Zoom.
Last but not least ist die Frage offen, was ein Anfänger ist:
a. Jemand, der die Grundlagen der Fotografie und des Lichts absolut nicht kennt oder
b. Jemand, der seine Kamera blind bedienen kann und technisch einwandfreie, aber völlig fade Fotos macht, mit denen er selbst unzufrieden ist?
Für a. sehe ich nach wie vor keinen Unterschied zwischen Festbrennweite und Zoom.
Für b. könnte es pädagogisch sinnvoll sein, ihn zur einer Brennweite zu "zwingen", um den Blick fürs Wesentliche zu finden. Das ist aber in meinen Augen kein Anfänger und vor allem braucht er keinen Mentor/Lehrer sondern Anregung und Vorbilder, um sich aus seinem Elfenbeinturm zu befreien. Das ist mehr Arbeit an sich selbst als 100 Anfängern mit oder ohne Zoom die Grundlagen zu erklären. Ich will niemanden zum Tier degradieren, aber ich möchte eine Metapher bemühen: hat man einen schlecht konditionierten Hund ist das auch eine Aufgabe, ihm ein besseres Leben anzuerziehen. Menschen ticken nicht viel anders. Hat sich etwas eingeprägt, ist es nicht einfach, diesen Trott zu verlassen.
Und es stellt sich auch die Frage für Anfänger: Filter oder nicht? Ich hasse Reflexionen. Mir hat niemand auch nur ansatzweise einen Hinweis gegeben, dass man Reflexionen mindern kann. Als ich das selbst herausgefunden habe (Polfilter) bin ich von einer Foto-Meisterin gewarnt worden: da geht es aber Blendenstufen runter mit der Lichtstärke. Ich denke mir - das kann doch nicht sein! Und ich habe Recht.
Es geht mit keiner Blendenstufe runter. Da Streulicht "verloren" geht, das bei der Belichtung für Blende und Verschluss (ISO außen vor, früher war das fix) mitberücksichtigt wurde, "verliert" man keine Blendenstufe sondern man GEWINNT die RICHTIGE Information über die korrekte Blende ohne streunende, für das Foto Null Informationen enthaltene Lichtquanten. Die Blende vorher mit der Einbeziehung des Streulichts war nämlich Fake. Das hat mir auch niemand erklärt. "Ohgott, Du verlierst Blenden" war die Warnung.
Ich bin kein Super-Fortgeschrittener. Ich bin eher der Typ der 3000 Bilder in Barcelona schießt, da ich aber faul bin, sind es eher 700-900. Das sind aber die Bilder, die ICH haben will. Ich versetze mich nur in die Lage des Anfängers. Das war ich als Kind - da mein Vater viel fotografiert hat, und auch alles selbst entwickelt hat, wollte ich auch fotografieren. Ich habe aber bei Null anfangen müssen.
Menschen, die HEUTE noch kein Foto mit einem Mobiltelefon geschossen haben, aber eine Kamera nutzen wollen, gibt es in Deutschland nicht. Der Anfänger kommt also mit Zoom-Erfahrung und Unzufriedenheit über die gut aussehenden, aber in Wahrheit oft flauen Bilder. Er weiß schon was eine Nahaufnahme und was eine Nachtaufnahme ist. Er kann Landschaftsfoto von Portrait unterscheiden. Er kann vielleicht sogar schon grandios Bilder gestalten, stößt aber immer wieder an technische Limits, die er bemerkt. So würde ich einen "Anfänger" in Deutschland beschreiben.
Digitalkameras zeigen am Monitor bereits WYSIWYG. Das kann man dem Nutzer auch nicht mehr viel Beibringen... Zu Analog-Zeiten war natürlich ein Film futsch und man wusste nicht einmal warum. Heute sieht man das Ergebnis vor dem Schuss. Wichtiger ist die Frage nach dem optimalen Ausgangspunkt für die Bildentwicklung. Muss ich die Schatten aufhellen oder die Lichter dämpfen? Wo ist der richtige Ansatz für nein Objekt? Die Frage nach Zoom oder der Festbrennweite rückt unter solchen Randbedingungen in Richtung Bedeutungslosigkeit - IMO.
Das Thema "spannende Bildgestaltung" ist IMO ein Thema für Fortgeschrittene. Da kann man mit Festbrennweiten alte Gewohnheiten durchbrechen. In diesem Moment kämpft der Betreffende aber nicht mehr mit den Grundeinstellungen der Kamera.
P.S.: habe nur ich Damenunterwäsche-Werbung von Otto hier auf der Seite? Sehr befremdlich. Nichts gegen die hübschen Damen, aber DAS Produkt wird auf einer Foto-Seite schwer verkäuflich bleiben... Was mich angeht... Ich schreibe vom Mobiltelefon.