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Wintertour durch Jotunheimen (Norwegen)

Borgefjell

Themenersteller
Da ja doch ein bisschen Interesse vorhanden ist, mal ein weiterer Tourenbericht, diesmal aus Jotunheimen, dem höchsten Gebirge Norwegens. Starten tue ich mal ohne Bilder ;)

Land: Norwegen
Reisezeit: Winter/Frühling
Region/Kontinent: Nordeuropa

In der Woche vor Ostern war ich mit Freunden für ca. 1 Woche in mit Ski und Rucksack in Jotunheimen unterwegs:

1. Tag - Anreise

Es ist einer der ersten Frühlingstage in Deutschland, als ich mit dem Auto zum Bahnhof fahre zeigt das Thermometer 25 °C. Im Kofferraum habe ich Ski und meinen Rucksack in dem ein Schlafsack steckt der genau für die Temperatur gemacht ist... nur mit einem Minus davor.

Die Leute die mit mir auf den Zug warten starren mich an wie einen Alien, zum Glück ist das Fahrradabteil leer und ich habe kein Problem damit mein sperriges Gepäck unterzubringen.

Mit 5 Minuten Verspätung kommt mein Zug am Hauptbahnhof in Berlin an - in 3 Minuten geht es weiter nach Schönefeld... 2 Etagen über mir. Beladen wie ein Packesel sprinte ich die Treppen hoch und schaffe es gerade noch so in die S-Bahn zu springen. Mein Kreislauf beschwert sich zwar aber bis zum Flughafen kann ich mich erstmal ausruhen.

Dort angekommen suche ich den Schalter der Norwegian-Airline. Offenbar ist die Gepäckkontrolle inzwischen schon vor den Schaltern und ich warte geduldig bis ich mein Gepäck auf das Band legen kann. Wie erwartet werde ich zur Seite gewunken:

"Haben sie da zufällig einen Kocher im Rucksack?"

Wirklich zufällig ist der da nicht drin, aber ich bejahe und darf auspacken
Der Zollbeamte zeigt aber etwas mehr als nur berufliches Interesse und läßt mich Stück für Stück den Inhalt meines Rucksacks vorführen. Offenbar würde er auch gerne mal eine Wandertour machen, erst als so ziemlich der gesamte Inhalt meines Rucksacks ausgebreitet da liegt und die Kollegen vom Nachbarschalter ihn darauf aufmerksam machen, dass inzwischen eine riesige Schlange wartet, darf ich wieder einpacken...

Am Schalter von Norwegian dann der Schock:

"Die Ski hätten sie aber mit buchen müssen..."

"Ähm... hab ich..."

"Sind aber nicht im System..."

Nach einigem hin und her habe ich den Namen der Dame und mache mich auf um für das Sperrgepäck nochmal zu zahlen. Zum Glück scheint die Dame dort fähiger zu sein und druckt mir die entsprechenden Formulare aus.

Also wieder zurück zum Schalter - davor natürlich nochmal durch die Gepäckkontrolle und endlich habe ich das Ticket. Da sowohl Rucksack als auch Ski Sperrgepäck sind, werden sie nochmal kontrolliert, bevor ich sie dann endlich los bin.

Der Flug nach Oslo ist zum Göück entspannter und ich staune nicht schlecht, als ich aus dem Flugzeug steige und noch überall Schnee liegt. Die mitgereisten Norwegerinnen tragen überwiegend die zur Witterung passenden Klamotten - Sandalen, kurze Hosen....

Nur heißt es nur noch auf das Gepäck warten - nur kommt das nicht. Nach einer halben Stunde, alle sind schon weg nur ich stehe noch vor dem Gepäckband frage ich dann nochmal nach... am anderen Ende vom Flughafen gibt es noch ein Sperrgepäckband... es ist fast leer, nur ein Rucksack und ein Paar Ski warten noch einsam und verlassen - gut dass die Norweger so ein ehrliches Volk sind.

Ich eile zum Flytoget, der mich nach Oslo bringen soll, wo ich abgeholt werde. Von hier an klappt zum Glück alles ohne Probleme und gemeinsam mit einem Studienkollegen, den es inzwischen nach Norwegen verschlagen hat, mache ich mich auf den Weg zu seiner Wohnung wo wir zusammen mit seiner Freundin bis spät in die Nacht packen.
 
2. Tag - Anreise nach Jotunheimen

Während meine beiden Reisebegleiter den Tag noch arbeiten müssen mache ich mich auf den Weg in die Innenstadt um noch Benzin für den Kocher und ein paar andere Kleinigkeiten zu besorgen. Es nieselt leicht, der Winter scheint auch in Oslo vorbei zu sein.

Am frühen Nachmittag können wir dann den Mietwagen beladen - obwohl es ein Kombi ist, reicht der Platz gerade so für die 3 großen Rucksäcke und die Ski - ok, ein bisschen Feuerholz für den ersten Abend ist auch noch an Bord...

Was in Oslo als Regen runter kommt, sollte im norwegischen Gebirge eigentlich als Schnee fallen... sollte man meinen, der Wetterbericht sagt aber etwas anderes. Für die nächsten 4 Tage sind in Jotunheimen Regen und Plusgrade angesagt - beste Bedingungen für eine Wintertour bei der man so ziemlich alles gebrauchen kann... außer Regen...

Da die Osterferien in Norwegen ein Großereignis sind, dauert es einige Zeit bis wir aus Oslo raus kommen. Während der Fahrt prasseln in einem fort dicke Regentropfen auf die Windschutzscheibe und das Thermometer will einfach nich weniger als 1°C anzeigen. Zum Glück sind wenigstens genug belegte Brote, Tee und gute Musik dabei...

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Obwohl es nur gute 300 km sind, dauert das in Norwegen etwas, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 90 kmh, meist sind weniger erlaubt und die Strafen sind heftig. Als wir uns dem Ziel nähern ist es stockfinster - aber mit einem mal auch trocken und dann taucht auch das langersehnte "-" im Bordcomputer auf. In der Nähe von Gjendesheim, unserem Startpunkt für die Tour, bauen wir das Zelt auf und packen die Grillwürstchen aus. Es dauert nicht lange und wir sitzen am warmen Feuer, das sich langsam in den Schnee frist. Satt und zufrienden liegen wir dann später in unseren Schlafsäcken.

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Ein amüsant zu lesender Bericht:)

Hoffe doch ihr habt dann noch Schnee und keinen Regen bekommen.Bin schon gespannt wie es weitergeht und auf die Fotos.

Gruss Markus
 
Oh, ein Borgefjell-Bericht aus dem Norden, da bleibe ich direkt dran.
 
3. Tag Gjendesheim - Gjendebu (18 km)

Obwohl wir recht früh aufwachen, dauert es doch eine Weile, bis wir die warmen Schlafsäcke verlassen. Nachdem wir das Zelt abgebaut haben, packen wir die Rucksäcke wieder zusammen und fahren dann auf den Parkplatz an der DNT-Hütte von Gjendesheim. Nachdem wir dort die saftige Parkgebühr entrichtet haben, füllen wir die Thermoskannen nochmal voll, essen jeder eine der leckeren norwegischen Waffeln und machen uns dann auf den Weg - es ist schon weit nach Mittag, aber die erste Etappe ist zum Glück nicht zu lang und geht nur über den Gjendesee, hat also keine Höhenmeter.

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Die dunklen Wolken über unseren Köpfen scheinen dem Wetterbericht recht zu geben, noch drohen sie aber nur. Wir schnallen uns die Ski an und folgen der Skispur, die mit Ästen markiert ist und längs über den See in Richtung Gjendebu führt.

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Die lange, ebene Strecke ist gut um sich an den schweren Rucksack und die Ski zu gewöhnen. Schnell merke ich aber, was ich vergessen habe! Meine Füße und meine Skischuhe stehen seit jeher ein bisschen auf Kriegsfuss und auch diesmal kündigt sich schon auf den ersten Kilometern eine Blase an - ich hätte vorher tapen sollen, nun ist es zu spät...

Nach und nach lösen sich zu unserer Überraschung die Wolken auf und nach einer unserer vielen Pausen, die wir auf dem fast windstillen See machen, greife ich fast ungläubig in meine Fototasche und taste nach dem Polfilter: Die Wolken reißen auf und der blaue Himmel kommt zum Vorschein!

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Motiviert laufen wir weiter, vor uns kommt langsam unser Ziel in Sicht.

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Auch in Gjendesbu ist eine Hütte, wir bauen unser Zelt aber nicht weit vom Fähranleger auf und sind froh über einen Tisch mit Bänken, den wir gleich zur Küche umfunktionieren.

Während die anderen beiden das Zelt aufbauen, werfe ich den Kocher an und genieße dabei die Aussicht auf den Mond, der inzwischen mit der untergehenden Sonne um die Wette scheint.

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Nachdem wir gegessen haben will ich meinen Rucksack zum Zelt bringen, als ich die Skibindung schließen will, habe ich plötzlich einen losen Draht in der Hand. Geschockt starre ich nach unten - der 3mm dicke Draht der Kabelbindung ist einfach abgerissen! Gefrustet teile ich den anderen das Desaster mit, ohne funktionierende Bindung können wir die Tour vergessen!

Um nicht gleich aufzugeben, hole ich das Reparaturzeug raus und bastel mit Leatherman, Klebeband und Schnur ein Provisorium zu recht. Mehr als kritisch laufe ich eine Testrunde über den See - es hält! Vorläufig zu mindest...

Dem Wetterbericht zum Trotz funkeln inzwischen die Sterne und der Vollmond scheint auf uns hinab. Nach dem Bau eines Stativs aus Schnee entstehen ein paar schöne Langzeitaufnahmen von dem leuchtenden Zelt.

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Danach krieche ich zufrieden zu den beiden Anderen in das Zelt.

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4. Tag Gjendebu - Olavsbu

Am nächsten Morgen ist von der sternenklaren Nacht nicht viel übrig, diesige Wolken hängen im Tal und es schneit leicht. Wir bauen das Zelt ab, während das Schnee sich im Topf langsam in Wasser verwandelt. Nachdem alles zusammengepackt ist, schnalle ich misstrauisch meine Ski an, die dünne Kordel wirkt nicht gerade vertrauenserweckend.

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Heute beginnt der Aufstieg vom See hoch ins Gebirge. Die Ski greifen trotz der Steigung zu gut, aber da der Schnee zu feucht ist, stollt er an den Ski und macht das Gehen anstrengend. Die anderen Beiden ziehen ihre nagelneuen Fälle auf, die noch gut imprägniert sind und lösen das Problem damit. Auf meine Felle trifft der Begriff "räudiger Fuchs" eher zu und so bleiben sie im Rucksack.

Waren die steilen Felswände eben noch in dunkle Wolken gehüllt, wird das Wetter etwas weiter oben freundlicher und der Himmel wandelt sich langsam von grau zu weiß. Bei unserer ersten Pause klart es dann endgültig auf und die Felle wandern wieder in den Rucksack zurück. Da die Sicht gut ist nutzen wir die Gelegenheit für eine Positionsbestimmung mit dem Kompass.

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Langsam windet sich die Skiroute immer weiter hoch, ins Gebirge. Wolken und Sonne schaffen wunderschöne Lichtstimmungen und so langsam weicht meine Sorge um die Skibindung dem Genuss der Landschaft um uns herum. Obwohl in den Osterferien halb Norwegen auf Ski unterwegs ist, ist es fast menschenleer, nur ein leichter Wind, das Knirschen des Schnees unter den Ski und der eigene Atem begleiten den Aufstieg



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Die Wolken nehmen wieder zu, als die Sonne langsam schwächer wird. Zwei skurrile Berge erregen unsere Aufmerksamkeit und wir beschließen dort, nicht weit von der DNT-Hütte Olavsbu, unser Zelt aufzuschlagen.

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Während wir das Zelt aufbauen, faucht auf einem freigewehten Stein der Benzinkocher und sorgt für heißes Wasser. Eine äußerst langwierige Angelegenheit, so dass ich die Gelegenheit nutze um den Sonnenuntergang zu fotografieren.

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Als die Sonne entgültig hinter dem Hügel verschwindet. wird es empfindlich kalt und wir sind froh, dass wir etwas warmes Essen haben. Unser Zelt wird dabei von Wolken umhüllt, die Nacht verspricht frisch zu werden und wir sind dankbar über die warmen Schlafsäcke.

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Als der Mond aufgeht, hält es mich aber nicht lange im Zelt, das kalte Licht und die düsteren Wolken vermischen sich zu einem düsteren Spiel in dessen Mitte unser warm und gemütlich leuchtendes Zelt steht.

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Leider habe ich es abends mit dem Tee ein wenig übertrieben, so dass ich mitten in der Nacht ungeplant noch ein zweites Mal den Anblick geniessen darf... diesmal ist es aber eher kalt als schön und ich bin froh, als die Daunen mich wieder umschließen.
 
Mensch, habt ihr euch dort nicht einsam gefühlt?:D
Wielang hält sich denn so ein Benzinkocher?Müsst ihn ja schon lang benutzen um den Schnee zu schmelzen und dann das Wasser aufkochen zu lassen.

Gruss Markus
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, wir waren alleine, aber nicht einsam ;)

Ein Benzinkocher ist recht sparsam, ich plane im Winter immer ca. 400 ml Benzin pro Tag ein (bei 2 Personen), damit kommt man auch bei sehr kalten Temperaturen (<-20°C) hin, wenn es wärmer ist, braucht man etwas weniger. Bei einer 2-Wochen-Tour habe ich normalerweise 5 Liter dabei. Auf der Tour habe ich zum ersten Mal eines dieser Luxus-Fertigessen ausprobiert, das nur mit kochendem Wasser aufgegossen werden muss. Das spart natürlich nochmal zusätzlich (und ist wirklich lecker) :top:
 
5. Tag Olavsbu - Leivasbu

Obwohl die Nacht recht frisch ist, schlafen wir wie die Murmeltiere. Nachdem wir das Zelt abgebaut haben trotten wir gemütlich durch Hütte, die nur etwa 1 km von unserem Zeltplatz entfernt liegt und frühstücken dort in Ruhe. Wir wundern uns, als nach und nach immer mehr Norweger eintrudeln. Ein Blick auf die Uhr erklärt einiges, es ist inzwischen fast 13 Uhr und der halbe Tag ist schon um ohne dass wir auch nur aufgebrochen sind. Da das Wetter eh relativ bescheiden ist, beschliessen wir spontan es etwas entspannter anzugehen und heute unsere erste Hüttenübernachtung einzulegen. Die nächste Hütte ist Leivasbu, eine bewirtschaftete Hütte, die nicht zum DNT gehört und voll bewirtschaftet ist.

Bevor die Hütte ganz voll wird, schnappen wir unsere Sachen und machen uns davon.

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Wäherend der letzten Tage hatten wir sehr gutes Wetter, heute müssen wir uns bei jeder Pause den Schutz eines großen Steines suchen und uns tief in den Schnee eingraben. Dementsprechend wenig Stops legen wir auch ein.
Nachdem es gestern fast nur bergauf ging, liegen heute einge steile Abfahrten vor uns. Die schlechte Sicht und meine lädierte Bindung, die jederzeit reißen kann, sorgen nicht unbedingt für viel Wagemut, aber irgendwie kommen wir dann doch die mit Felsblöcken übersehten Abfahrten hinab.

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Im Tal unter uns steht ein Zelt, wer auch immer es sich dort gemütlich gemacht hat, hat viel Gottvertrauen. Der Hang oberhalb des Zeltes ist für Lawinenabgänge prädestiniert...

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Als wir durch das Tal auf die Hütte zusteuern kommt starker Wind auf und der Schnee peitscht uns ins Gesicht. Wüssten wir nicht, dass die Hütte ganz in der Nähe sein muss, wäre es jetzt an der Zeit die Skibrillen und winddichten Jacken raus zu holen. So beißen wir die Zähne zusammen und stapfen weiter durch die trübe Suppe.

Als wir die Hütte erreichen staunen wir nicht schlecht - sie besteht aus zig Gebäuden und die hunderten von Ski zeigt deutlich, dass inzwischen auch die Norweger in Jotunheimen angekommen sind.

Die Schlafsäle sind alle ausgebucht und so bekommen wir günstig ein 3-Bettzimmer, das allerdings ziemlich runtergekommen ist. Zum Glück ist der Rest der Hütte wesentlich gemütlicher und nach der Dusche nehmen wir unsere Bücher und machen es uns im Aufenthaltsraum gemütlich. Derweil trocknen unsere Sachen im Trockenraum.

Als wir uns dann irgendwann spät abends in Richtung Betten bewegen, staunen wir nicht schlecht - Skiklamotten sind hier deutlich fehl am Platz, Jackets, Anzüge, hippe Partyklamotten... wir sind zwar mitten in den Bergen aber dei Zivilisation hat auch hier ihr Plätzchen gefunden. Leider ist die Zivilisation auch ziemlich ausdauernd, kaum liegen wir im Bett erschüttern dumpfe Bässe die Wände, ich weiß nicht wie lange die Norweger gefeiert haben, mehr als 4 Stunden Schlaf waren es aber definitiv nicht - zu laut und zu warm!
 
Auch wenn das Interesse mehr als verhalten ist, halbe Sachen sind doof, also mache ich den Bericht hier noch fertig.

6. Tag Leivasbu - Spiterstulen

Viel zu früh klingelt der Wecker, ich bin gerade richtig eingeschlafen, da piept es schon aufdringlich neben meinem Ohr. Wir stehen auf und stellen fest, dass wir zu früh sind, Frühstück gibt es erst in einer Stunde. Wir können also noch ein bisschen vor uns hindösen, bevor wir dann den Frühstückssaal stürmen. Nach dem vielen Müsli der letzten Tage erscheint uns die Auswahl gigantisch und wir nutzen das all-u-can-eat reichtlich aus und füllen danach den leeren Raum in unseren Rucksäcken mit geschmierten Broten auf.

Als wir vor die Hütte treten empfängt uns strahlender Sonnenschein. Nachdem es gestern den ganzen Tag geschneit hat sind fast alle Skispuren wie weg gewischt und die Hänge von Lawinenabgängen zerpflügt. Das Raupenfahrzeug vor der Tür erklärt auch, wie die vielen Anzugträger es in die Hütte geschafft haben...

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Am Ende des Tals kann man das kleine Zelt erahnen, an dem wir gestern vorbei sind. Nicht weit entfernt ist der Hang über mehrere hundert Meter als Lawine abgegangen. Wer auch immer dort so leichtsinnig war, hatte auch viel Glück...



Das schöne Wetter motiviert uns ungemein und wir gehören mit zu den ersten, die an diesem Morgen aufbrechen. Vor uns liegt die Kyrkka, ein bekannter Aussichtsberg, für dessen Besteigung man aber definitiv Tourenski braucht - und eine geringere Lawinenwarnstufe!

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So laufen wir nur in ihrem Schatten und steuern auf das Tal zu, dass uns in deinem großen Boden nach Spiterstulen führen wird. War die Sonnencreme in den letzten Tagen hilfreich, ist sie heute Pflicht.

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Richtige Pausen machen wir nicht viele, wirklich schnell kommen wir aber dennoch nicht voran. Ständig erregt eine neue schöne Aussicht die Aufmerksamkeit und die Kamera ist mehr am Auge als in der Kameratasche.

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Nachdem wir die Kyrkja halb umrundet haben - ein wirklich schöner Berg, irgendwann steht dessen Gipfel definitiv mal auf dem Programm - folgen wir eine Weile dem Tal, bevor wir uns ein gemütliches Plätzchen für eine Pause suchen.

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Die Brote sind eine willkommene Abwechslung zu der Mischung aus Snickers, Müsliriegeln, Schokolade und Salami von der wir uns die letzten Tage ernährt haben und die Aussicht ist fantastisch. Trotz der Sonne ist die Daunenjacke aber Pflicht, erst wenn man sich nicht mehr bewegt merkt man, wie kalt es wirklich ist.

Wir schauen uns den weiteren Routenverlauf auf der Karte an - bis Spiterstulen geht es nur noch bergab, hinter der Hütte wartet aber ein steiler Aufsteig auf uns, der lt. DNT Felle und evtl. das Abschnallen der Ski erfordert. Mit den schweren Rucksäcken bestimmt ganz schön anstrengend!

Als wir wieder aufblicken werden wir von einem kalten Windzug überrascht. Mit einem Mal ist der Himmel von feinen Wolken überzogen, die sich schnell zu einer dichten Wolkendecke vereinen. So schnell wie es gekommen ist, ist das gute Wetter auch wieder verschwunden. Da es zu ungemütlich wird, packen wir unsere Sachen und machen uns wieder auf den Weg

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Ich kenne das Tal schon aus dem Sommer und kann schon von weitem erahnen wo Spiterstulen liegt. Waren wir gestern viel zu spät dran, ist es heute umgekehrt. Als wir es uns in der Hütte gemütlich machen und Waffeln bestellen wollen, müssen dort erst die Waffeleisen angeheizt werden. Wir warten gerne und vertreiben uns die Zeit mit der Sichtung der Fotos.

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Nachdem wir gegessen haben, machen wir uns wieder auf den Weg, inzwischen ist es noch diesiger geworden und wir folgen einigen kaum sichtbaren Skispuren die in Richtung Hang führen. Schnell wird das Gelände für die Schuppen zu steil und wir ziehen die Felle auf. Meine sind inzwischen über 10 Jahre alt und müssen liebevoll mit dem Ski bekannt gemacht werden, bevor sie halten. Endlich kann es dann weiter gehen. Es geht trotz des schweren Gepäcks erstaunlich gut und nach und nach wird die Hütte unter uns kleiner und kleiner.

Inzwischen hat es wieder zu scheinen bekonnen und wir staunen nicht schlecht als uns einer Gruppe von Norwegern entgegen kommt - zu Fuss!
Als sie und mit einem freundlichen "hej" begrüßen, ist die Ehre der Norweger wieder gerettet, die Ski eigentlich nur abschnallen wenn kein Schnee mehr da ist - es sind Schweden.

Wenig später kommt uns eine Gruppe junger Norweger entgegen, die mit Tourenski, Seilen etc. ausgerüstet sind und etwas verächtlich auf unsere schamlen Ski und die Rucksäcke schauen. Wir versuchen einen souveränen Eindruck zu machen, was uns auch gelingt... bis mit einem lauten Sirren meine Bindung reißt.

Verdenken kann man es ihr nicht, ich hätte nie geglaubt, dass sie überhaupt so lange hält, aber gerade jetzt... definitiv der falsche Zeitpunkt! Als wenn uns das täglich passieren würde, flicken wir die gerissene Kordel mit ein wenig Zeltschnur und ein paar Knoten wieder zusammen und verabschieden uns von den Norwegern, die uns nicht wirklich überzeugt nachschauen. Zum Glück sind sie schon ausser Sicht, als meine Felle sich wenig später an ihr Alter erinnern und sich in die Rente verabschieden. Frustiert befestige ich die Ski am Rucksack und stapfe, immer wieder bis zur Hüfte einbrechend, den Hang weiter hinauf.

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Ich bin mehr als froh, als wir endlich oben ankommen und das Gelände flacher wird. Ich befestige die Ski und schon sieht die Welt wieder anders aus. Im Moment ist mir auch der Sturm egal, der hier oben auf dem Pass sein Unwesen treibt.

Eigentlich sollte man von hier aus einen schönen Blick in Richtung Glittertind haben, aber der dichte Schneefall hüllt uns ein. So entscheiden wir uns recht bald das Zelt aufzubauen und bald summt auch der Kocher windgeschützt hinter einem Stein.

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Nachdem wir gegessen haben, versuche ich ein weiteres Fotos vom leuchtenden Zelt zu machen, vom Mond ist allerdings nicht viel zu sehen und der Sturm verwackelt ein Bild nach dem nächsten - hier wäre ein echtes Stativ jetzt doch die bessere Wahl gewesen...

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Obwohl ein Sturm im Zelt sowieso immer heftiger klingt, als er es in Wahrheit ist, merken wir trotzdem, dasss draußen ganz schön was los ist. Die ganze Nacht wird der Schnee gegen das Zelt gepeitscht. Nach der letzten Nacht bin ich trotzdem müde genug um kaum etwas davon mitzubekommen.
 
Schöner Bericht. Da bekomme ich wieder richtig Lust auf ein paar Skitouren. Nachdem es vorgestern bei uns gescheit hat, juckt es jetzt um so mehr. Danke für die schöne Beschreibung. Ich hoffe, es kommt noch ein wenig nach. :-)
 
7. Tag Spiterstulen - Glitterheim

Als wir am nächsten Morgen aufwachen, hat sich am Sturm nicht wirklich was geändert. Ich schlüpfe in meine Daunenjacke, krame die Skibrille hervor und werfe draussen den Kocher wieder an. Unsere schöne Kochnische von gestern muss ich dafür aber erst wieder freigraben. Die anderen Beiden packen in der Zeit im Zelt die Rucksäcke, so dass wir nach dem Frühstücken recht schnell los kommen, allerdings erst, nachdem wir das flatternde Zelt wieder in im Rucksack verstaut haben...

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Der Wind kommt natürlich genau aus der Richtung in die wir müssen... Wir schlagen die Kragen hoch und ziehen die Skibrillen tief ins Gesicht, dann trotten wir los.

Wir befinden uns auf einer großen Hochebene, ander sich im Sommer ein See an den nächsten reiht. Wir bekommen davon gerade nicht viel mit, die Sicht ist schlecht, nur ab und an lichtet der Wind einmal kurz die Wolkendecke und läßt einen Blick in die Ferne erhaschen.

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Da uns bei dem Wetter nicht nach Pausen ist, beschränken wir sie auf das Nötigste und stapfen monoton durch den auf uns zu fliegenden Schnee. Zum Glück haben wir die Skibrillen dabei!

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Plötzlich macht der Weg einen Knick nach rechts und wir wissen, dass die Hütte nun nicht mehr weit weg sein kann. Aus Rücksicht auf die Dame in unserem Team, beschließen wir eine zweite Hüttenübernachtung zu machen und ich muss zugeben, dass der Gedanke an eine Dusche nicht wirklich zu verachten ist.

In der Hütte treffen wir zwei Norweger, die mit dem Zelt unterwegs sind und unterhalten uns ein bisschen mit ihnen. Als sie sich dann auf den Weg zu ihrem Zelt machen, beziehen wir den Schlafsaal, den wir ganz für uns alleine haben, essen und suchen uns dann eine nette Ecke in der Hütte.

Da morgen mit 26 km und mehr als 1000 hm bergauf die längste Etappe der Tour vor uns liegt, nehme ich mir nochmal meine defekte Bindung vor und ersetze die Kordel durch ein Stahlkabel, dass ich in einer der Hütten gekauft habe. Es passt zwar nicht zur Bindung, aber mit dem Leatherman kann ich beides dann irgendwann doch vereinen. Danach lesen wir noch ein bisschen und gehen dann schlafen.

Da wir morgen früh los wollen, immerhin liegt nicht nur die lange Etappe, sondern auch noch die Fahrt nach Oslo vor uns, buchen wir kein Frühstück in der Hütte und planen so früh wir möglich aufzubrechen...
 
Toller Bericht mit schönen Fotos! Sehr beeindruckend. Bitte die schöne Erzählung abschließen! Wie bist du zu so einer Art von Tour gekommen? Ich meine das macht man ja nicht einfach mal so und ist sicher nicht deine Erste.
 
Wie man zu sowas kommt? Gute Frage, ich denke am Anfang war es der Reiz des Extremen und Unbekannten, der mich irgendwie neugierig auf den Winter gemacht hat. Da hatte ich aber schon einige Touren im Sommer/Herbst hinter mir und mich bereits in den Norden und seine Landschaften verliebt.

Inzwischen gehe ich das alles etwas relaxtet an, muss nicht mehr unbedingt nur im Zelt übernachten, wobei ich nach einer ersten reinen Hüttentour in diesem Jahr auch das schätzen gelernt habe. Ich denke intensiver als auf einer solchen Tour ( ob jetzt Sommer oder Winter ) kann man Natur nicht erleben. Dieses Gefühl für 1-3 Wochen nur auf sich selbst und seine Begleitung angewiesen zu sein, empfinde ich als unglaublich entspannend und erholsam. Entweder es packt einen oder halt nicht :)
 
Ich bin erst jetzt auf Deinen Bericht gestoßen, wirklich sehr schön geschrieben und die Fotos gefallen ebenfalls :top:! Ich selbst habe noch keine Wintertour gemacht und finde das ganze deshalb umso spannender.
 
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