Bei einer DSLR ist mir der Vorgang klar: das Licht fällt durchs Objektiv, wird vom Spiegel durch ein Prisma abgelenkt und vom Sucher seitenrichtig dargestellt.
Bei DSLRs mit Liveview wird ein teiltransparenter Spiegel verwendet, so dass ein Teil des Lichts auf den Sensor fällt und als Livebild auf dem Display dargestellt wird.
Beim Auslösen klappt der Spiegel nach oben und das in diesem Moment auf den Sensor fallende Bild wird gespeichert.
Bei den SLR hast Du leider etwas durcheinander gebracht.
Hier noch mal im Überblick:
(D)SLR mit (optischem) Sucher: Licht fällt durchs Objektiv - auf Spiegel - der lenkt auf die Mattscheibe um - in den Sucher - Verschluss ist geschlossen. Beim Auslösen wird der Spiegel hochgeklappt (aus dem Strahlengang) - der Verschluss öffnet, um Sensor/Film dem Licht auszusetzen (engl: expose) - Verschluss schließt (Bild wird gespeichert bzw. Film transportiert) - Spiegel klappt runter - Licht fällt wieder auf Mattscheibe: optisches Sucherbild. Zu den Zeiten des Spiegelbewegens wird auch die Blende geschlossen. Schönes Video dazu:
Verschluss und Blende Zeitlupe
DSLR mit Liveview (Hauptsensor): Spiegel ist nach oben geklappt, aus dem Strahlengang - optischer Sucher ist schwarz - Verschluss ist offen - Hauptsensor-Signal wird auf dem Display angezeigt. Auslösen: Verschluss schließt - öffnet für die Belichtungszeit - schließt wieder, das Bild wird gespeichert - öffnet wieder: Anzeige auf dem Display.
Zusatz
Autofokus: Bei der AF-SLR ist der Hauptspiegel teiltransparent, um einen Teil des Lichts auf den dahinterliegenden Hilfsspiegel zu lenken, welcher zu den (meist im Boden des Gehäuses untergebrachten) AF-Sensoren umlenkt. (siehe
Prinzipskizze)
Wird bei SLR im Liveviewbetrieb der
Phasenvergleichsautofokus verwendet, so klappt zur Schärfebestimmung der Spiegel runter, der Verschluss schließt. Ist der Fokus gesetzt, geht es wieder in den Liveview-Modus.
Im Liveviewmodus kann aber auch der Hauptsensor für den
Kontrast-Autofokus benutzt werden, die Autofokusart, die Kompakte (nahezu) ausschließlich verwenden.
SLR mit Liveview (Hilfssensor) bei Sony: Das Liveviewbild wird über einen zusätzlichen Sensor erzeugt, der die Mattscheibe abfilmt. Also quasi, als würde man statt mit dem Auge mit einem Bildsensor in den Sucher gucken. Und das Bild wird dann auf dem Display angezeigt.
Verschluss, Spiegel und Autofokus verhalten sich wie bei der klassischen SLR im Sucherbetrieb.
Mirrorless / spiegellose Systemkamera (Lumix G, Olympus Pen, Sony Nex, Pentax Q, Samsung NX etc.): Wie oben, nur dass der Spiegel gar nicht da ist, weil kein optischer Sucher vorhanden. Also: Verschluss offen für Liveviewbild - Auslösen: Verschluss schließt, öffnet für Belichtungszeit, schließt: Bild fertig - öffnet wieder für Liveview
SLT (Sony): Wie Mirrorless (oben). Der halbtransparente Spiegel ist fest (kann nur bei abgenommenem Objektiv zu Wartungszwecken geklappt werden). Er dient ausschließlich der Ablenkung eines Teil des Lichts zu den Autofokussensoren. Es handelt sich also nicht um einen festgesetzten, halbttransparent gemachten klassischen Reflexspiegel - dieser ist ersatzlos weggefallen und war bei AF-SLR ohnehin semitransparent. Sondern um den AF-Hilfsspiegel, der teiltransparent ist und während der Aufnahme im Strahlengang bleibt. Motivation für diese Bauweise: Weniger mechanische Teile (kostengünstigere Produktion), Phasen-Autofokus unterbrechungslos (bei Serienbild und insbesondere bei Videoaufnahme).
Die
Kompakten (gemeint Kameras ohne Wechselobjektiv mit Crop-Faktor 5-6): Funktionieren meistens an sich wie oben bei den spiegellosen beschrieben, haben aber dann keinen Schlitz-, sondern einen
Zentralverschluss, der die Funktion der Blende mit übernimmt. Zusätzlich wird auch über die Auslesezeit Belichtungszeit gesteuert.
Die Blende ist so konstruiert, dass sie auch komplett schließen kann, ist also auch Verschluss.
Der Ablauf ist folgender:
Kompakte Digitalkamera: Liveviewbild: die Blende ist ganz offen - Auslöser wird angedrückt: Blende schließt auf gewählten Wert, Liveviewbild wird aufgehellt bzw. das Bild so angezeigt, wie es mit der gewählten Blende-Zeit-Kombination belichtet würde (insbesondere Modi A,S,M). Beurteilung der
Schärfentiefe ist möglich -
Auslöser wird durchgedrückt: Blende bleibt auf voreingestelltem Wert, Belichtung beginnt mit dem Löschen der Ladungsspeicher des Bildsensors - zum Ende der Belichtungszeit wird die Blende ganz geschlossen, um beim Auslesen des Sensors Ladungsüberschüsse (die z.B. zu
Smearing führen) zu vermeiden -
nach Auslesen bzw. Dunkelbildabzug (bei langen Belichtungszeiten) (siehe
Sensorglühen) öffnet die Blende wieder ganz - Liveviewbild.
Manche Kompaktkamera hat einen kombinierten Blende-Zentralverschluss-Mechanismus, der nur eine einzige Blendenöffnung realisieren kann (Offenblende). Statt die Blende zu schließen, wird ein
Neutraldichtefilter in den Strahlengang geklappt. Daran zu erkennen, dass auch bei manueller Blendenwahl nur zwei Werte einstellbar sind.
Bei dieser einfachen Bauweise kann auch ein einfacher Verschluss verwendet werden, also im Prinzip ein Stück lichtundurchlässiges Material, welches in den Strahlengang geschwenkt wird. Vorteil ist, dass eine solche Bauweise mechanisch und elektronisch weniger komplex ist.
Möglich auch, dass gar keine mechanischen Teile vorhanden sind und alles nur über das gesteuerte Auslesen des Sensors gemacht wird (wie bei mancher Handykamera).
Lesenswerter Artikel dazu:
Link zu fotoMagazin.de
ie Blende sitzt ja im Strahlengang und demzufolge müsste das Liveview-Bild dunkler werden, sobald man die Blendenöffnung verkleinert (also grössere Blendenzahl). Dies ist aber nicht der Fall, ich habs bei meiner FZ38 ausprobiert.
Das elektronisch erzeugte Bild beliebig wird wieder aufgehellt. so machen das bspw. die Sony SLT: Beim Drücken der Schärfentiefevorschau-Taste (Blende wird auf den voreingestellten Wert geschlossen) hellt sie das Bild wieder auf, so dass die Schärfentiefe nicht im Dunkeln beurteilt werden muss.
Beim Liveviewbild der Kompakten werden Auslesezeit und Verstärkung des Signals so angepasst, dass man immer ein "normal" belichtetes Bild angezeigt bekommt.
Bei der Belichtungsvorschau zeigt die Kamera das Bild so an, wie sie es aus ihrer eigenen Belichtungsmessung einerseits und den gewählten Belichtungsparametern (Blende, Zeit, ISO) voraussieht.
Und die Belichtungszeit? Wie kann es eine Belichtungszeit geben, wenn ohnehin die ganze Zeit Licht auf den Sensor fällt? Das würde zumindest meinem Verständnis von "Belichtung" widersprechen
Hierin besteht der Unterschied zwischen Film und Sensor: Der Film setzt jedes Photon in einen chemischen Prozess um. Deshalb passt hier auch so gut das englische "Exposure", also dem Licht "aussetzen". Beim Sensor, insbesondere dem CMOS-Sensor (im Vergleich zur CCD-Bauweise) kann man die Signale auslesen, muss aber nicht. So wird es ja auch beim Filmen gemacht.
(edit)Auch bei Kompakten wird am Ende der Belichtung meistens der Strahlengang verschlossen, was nicht weiter auffällt, da ja das aufgenommene Bild angezeigt wird.(/edit)
Gruß
seb.