Also, die Sache mit der geometrischen Öffnung katadioptrischer Spiegeltele-Objektive läßt mir keine Ruhe, und deshalb habe ich nun meinen eigenen Rat befolgt und selber noch einmal genauer hingesehen. Vor ein paar Jahren hatte ich das schon einmal getan – aber jetzt habe ich einmal alle meine Spiegelteles durchgemessen.
Und siehe da – es ist immer alles noch komplizierter, als man denkt. Es stellt sich heraus, daß wir alle unrecht haben. Oder alle recht ... wie man's nimmt. Es ist nämlich mal so, mal so – und das sogar bei ein und demselben Hersteller.
Ich habe hier drei Spiegeltele-Objektive von Minolta: ein RF Rokkor 1:8/800 mm aus den frühen '70ern, ein RF Rokkor 1:5,6/250 mm aus den späten '70ern und ein AF Reflex 1:8/500 mm aus den späten '80ern. Das letzte ist dasselbe, das es heute noch von Sony unter der Bezeichnung SAL 1:8/500 mm Reflex gibt. Wären es gewöhnliche Linsenteles, so müßten die Durchmesser ihrer Eintrittspupillen 100 mm, 44,2 mm bzw. 62,5 mm betragen. Die tatsächlich gemessenen Außendurchmesser der Eintrittspupillen betragen: 100 mm, 55 mm und 71 mm.
Das heißt also, das 800er bezieht die Angabe seiner geometrischen Öffnung allein auf den Außendurchmesser seiner Eintrittspupille, ohne Berücksichtigung der Obstruktion durch den Fangspiegel. Dessen Durchmesser beträgt 53 mm, was eine auf die Fläche bezogene geometrische Öffnung von 1:9,5 bedeutet – also eine halbe Blende weniger als nominell. Für eine flächenbezogene Öffnung von 1:8 müßte der Außendurchmesser der Eintrittspupille bei gegebenem Fangspiegeldurchmesser etwa 113 mm betragen.
Das heißt weiterhin, daß die anderen beiden Objektive tatsächlich größere Außendurchmesser ihrer Eintrittspupillen aufweisen als nominell jeweils gleich lichtstarke Linsentele, und daß beide den Nennwert ihrer geometrischen Öffnungen sehr genau einhalten, wenn man sie auf die Flächen der Eintrittspupillen bezieht statt auf die Außendurchmesser.
Es ist also mal so, mal so. Meine kategorische Aussage, die Öffnungsangaben von katadioptrischen Fotoobjektiven seien immer auf die Fläche und nicht auf den Außendurchmesser der Eintrittspupille bezogen, muß ich korrigieren. Es ist oft so, aber nicht immer.