Re: Was bedeutet "maximale Lichtstärke"? Je größer der Sensor, desto besser?
In Produktbeschreibungen von Kompaktkameras finde ich oft die Angabe "maximale Lichtstärke". Was bedeutet diese?
Das bedeutet, daß irgend so ein Marketing-Fuzzi keine Ahnung von Fototechnik hat. Der korrekte Ausdruck wäre "maximale Blende" oder "größte relative Öffnung". Im Fotografen-Jargon wird diese auch kurzum als Lichtstärke bezeichnet. Lichtstärke ist also bereits etwas maximales; "maximale Lichtstärke" ist doppelt gemoppelt.
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Je kleiner, desto besser?
Im Gegenteil: Je größer, desto besser.
Die größte relative Öffnung, oder Lichtstärke, ist eine Verhältniszahl. Typische Werte sind z. B. 1:1,8 oder 1:2,8 oder 1:3,5 oder 1:6,3 usw. Also ein Bruch, dessen Zähler auf eins normiert wird (ähnlich wie bei Sensorgrößen in Zoll, die kleiner als 1" sind). In der Praxis aber läßt man oft das "1:" weg und führt als Wert für die Lichtstärke nur den Nenner an: 1,8, 2,8, 3,5, 6,3 etc. Daher stehen kleine Zahlen für große Lichtstärken ... weil's die
Nenner eines Bruches sind.
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Wie groß/klein muß dieser Wert sein, um auch bei Dämmerung oder in Räumen mit wenig Licht (Kneipe) noch gute Fotos/Videos machen zu können?
Kann man so pauschal nicht sagen, weil das von vielen Faktoren abhängt. Aber je größer die Lichtstärke (je kleiner die Zahl
), desto besser.
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Des weiteren interessiert mich, ob man immer sagen kann: Je größer der Sensor, desto besser das Bild?
Kann man
immer sagen: Je stärker der Motor, desto schneller das Auto?
Grundsätzlich gibt's da schon eine positive Korrelation. Soll heißen: Ja, im Prinzip gibt der größere Sensor für gewöhnlich das bessere Bild. Aber eben nur im Prinzip, nicht immer.
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Sind also die Kompaktkameras mit einer Sensorgröße vom mindestens 1" immer besser als die mit der Standardgröße 1/2,3''?
Na ja ... bei 1" zu 1/2,3" ist der lineare Faktor zwischen den Sensorgrößen schon 2,3×. Das ist eine ganze Menge. Bei Tageslicht im Sonnenschein machen alle Kameras gute Bilder. Aber abends in der Kneipe trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Bei einem so deutlichen Größenunterschied würde ich schon sagen, daß man unter widrigen Umständen mit dem größeren Sensor (fast) immer besser fährt. Bei 1/2,3" zu 1/2,7" zum Beispiel wär's mehr oder weniger egal.
Doch dafür bieten Ein-Zoll-Kameras den kleineren Zoom-Bereich und/oder mehr Größe und Gewicht, sind also weniger handlich. Man sollte also gut abwägen, wofür man die Kamera einsetzen will. Alle Kameratypen haben ihre Vor- und Nachteile. Für die Sommer-Sonnen-Städtereise ist die 1/2,3"-Kamera im Vorteil, abends im Schummerlicht hingegen der Einzöller.