Die Dynamik eines Negatives kann mir keine Digitalkamera einfangen, mein Amateur-Filmscanner aber sehrwohl.
Da bringst Du aber was durcheinander. Negativ hat eine hohe
Eingangsdynamik, höher als jede DSLR. Mit dem fertigen Filmmaterial und dem Scannen/Abfotografieren hat das nicht direkt zu tun.
Die nötige Dynamik beim Abfotografieren von Negativen ist kein Problem, weil Negativfilm eine flache Gradation hat und man in der Regel nur einen kleinen Teil des aufgezeichneten Kontrastumfangs nutzt. Das war auch schon beim rein chemischen Vergrößern so. (Hier liegt das Geheimnis, warum Negativfilm so viel Belichtungsspielraum hat. Man kann sich beim Vergrößern jenen Teil der aufgenommenen Dynamik raussuchen, den man möchte. Oder man erweitert die genutzte Dynamik, indem man einzelne Bereiche abwedelt bzw. nachbelichtet.)
Wenn man ein Negativ mit der DSLR abfotografiert, die Maske rausrechnet und das Ganze invertiert, hat man erst mal ein sehr flaues Ergebnis (d. h. die Tonwerte bewegen sich nur zwischen hellgrau und dunkelgrau); von fehlender Dynamik kann hier keine Rede sein.
Man muss dann die Gradation im Mittenbereich mächtig aufsteilen und/oder den Kontrast spreizen, um einen anständigen Bildeindruck zu bekommen. Die Dynamik der abfotografierenden DSLR ist hierbei also kein limitierender Faktor - im Gegenteil: Ein Bildsensor mit geringerer Dynamik hätte sogar klare Vorteile. Denn durch die notwendige Kontrastspreizung fehlen hinterher Tonwerte und man fängt sich unsaubere Farbübergänge ein. Selbst die 14 Bit Farbtiefe einer aktuellen DSLR sind wenig, wenn davon nur z. B. 4 Bit Nutzdaten sind.
Beim Diafilm ist es genau umgekehrt. Die Eingangsdynamik der meisten Diafilme ist gar nicht hoch (auf jeden Fall geringer als die einer heutigen DSLR), aber Diafilm hat eine steile Gradation und zeigt Objekte auf dem fertig entwickelten Film kontrastreicher als in der Natur. (Einfacher Test: Wenn man ein Dia wieder auf normalen Diafilm abfotografiert, werden die Kontraste härter, die Lichter fressen aus und die Schatten saufen ab.)
Und mit dieser hohen Dynamik innerhalb des fertigen Dias haben auch die meisten DSLRs zu kämpfen. Anders als beim Negativ, wo die ganz hellen und ganz dunklen Bereiche nur Belichtungsreserve sind und allenfalls in stark über- oder unterbelichteten Aufnahmen noch gebraucht werden, sind diese Bereiche beim Dia oft noch bildwichtig, und es stört, wenn sie wegfallen. Probleme mit den Tonwerten gibt es beim Abfotografieren von Dias hingegen nicht.