Ah okay. Tritt das auch bei Tilt-Shift Objektiven auf? Oder wie siehts bei Panoramen aus?
ad
"Oder wie siehts bei Panoramen aus?"
Im optimalen Fall wird das Aufnahmesystem um die Eintrittspupillenhauptpunkt (Hauptachse/Eintrittspupillenebene) vulgo "Nodalpunkt" (siehe -> auch Nodalpunktadapter) im Sprachgebrauch verschwenkt, das ist Grundlage für folgende Feststellung:
Fotografisch erzeugte Aufnahmen entsprechen dann Tangetialebenen einer Kugel mit dem Radius Abstand Eintrittspupillenebene(Hauptpunkt) zu paralleler Projektionsebene (Sensor, Film...), verschwenkt um den benannten Hauptpunkt der Eintrittspupille (wenn mechansich alles passt).
Es ist Aufgabe der Software dies bestmöglich umzurechnen, das passt ganz gut bis zu einem Bildwinkel von ca, 60°, da merkt das profane Auge so gut wie keinen Unterschied zu einer Zentralperspektive, darüber hinaus sind dann andere Projektionsverfahren gefragt.
Das entspricht von der Wirkung her der perspektivischen Entzerrung per Software, allerdings ohne den Verlust an Bildqualität durch Skalieren.
Wobei: man kann nicht alles gleichzeitig perspektivisch entzerren: wenn du den Lichtschalter an der linken Wand gerade hast, ist der an der rechten Wand um so stärker verzerrt.
Das löst allerdings nicht das Problem der perspektivischen Verzerrung – wie schon geschrieben wurde, kann man zwar andere Projektionen wählen (das geht prinzipiell auch für einzelne Fotos), aber dafür hat man dann andere Nachteile (gerade Linien bleiben nicht gerade).
Statt des Teils aus der Mitte kannst du auch eine größere Brennweite nehmen. Meintest du "Kamera parallel ausrichten und einen Ausschnitt am Rand nehmen"? Das entspricht der Funktion eines Shift-Objektivs, aber mit geringerer Bildqualität infolge des Ausschnitts.
Du meinst hier wohl "perspektivische Verzerrung"? Verzeichnung kann vollständig korrigiert werden (mit relativ geringer Auswirkung auf die Bildqualität), die perspektivische Verzerrung kann man grundsätzlich nicht "herausrechnen". Man muss sich nur mal überlegen, wie ein Foto eines Raumes aussehen soll, bei deim an allen Seiten, Boden und Decke quadratische Kacheln sind. (Wie Frank Klemm schon geschrieben hat, gibt es viele Möglichkeiten, aber keine davon ist "ideal".)
L.G.
Burkhard.
ad
"...die perspektivische Verzerrung kann man grundsätzlich nicht "herausrechnen". "
Kann man bei ebenen Flächen z.B., perfekt rückgängig machen, ist mühsam, geht aber seit analogen Zeiten, dazu wurde damals das zu belichtende Papier in Gegenlage zur Aufnahmeperspektive gebracht und siehe, die resultierende Perpektive ist entzerrt (angewandtes Scheimpflugprinzip bei der Ausarbeitung). Das findet naturgemäß relativ rasch seine Grenzen.
Man kann also innerhalb von Limits aus einer Perpektive sehr wohl eine Ansicht erstellen, pefekt eben nur von ebenen Vorlagen, Beispiel wäre die Gewinnung eines Planes aus einer Schrägaufnahme eines intarsierten Fußbodens, einer Tischplatte etc.
Wenn ich mich richtig erinnere wurde das z.B. bei einem Eckraum der Würzburger Residenz im piano nobile für die Rekonstruktion des Fußbodens so gemacht, Ausführung Fa. Bembé, grünes Kabinett...
http://www.bembe.de/fileadmin/media/prod-tafel-03.jpg
oder war es das Eckkabinett, vom Eingang aus gesehen gartenseitig links...
war dort 1976 zuletzt.
Besagtes Verfahren wird in der Denkmalpflege bisweilen angewandt.
abacus