Primelens
Themenersteller
Hallo!
Seit längerer Zeit lese ich nun die Beiträge in diesem Forum, doch dies ist mein erster eigener. Mal sehen, was Ihr meint.
Wie wahrscheinlich jeder, der vor der Entscheidung steht, eine neue Kamera zu kaufen, habe ich lange Zeit hin und her überlegt, habe Forenbeiträge gelesen und Reviews durchforstet – auf der Suche nach der „perfekten“ Kamera für meine fotografischen Vorstellungen. Da ich einige Pentax-Objektive besitze (hatte bisher die K10D), kamen die K-30 und die K-01 in meine engere Auswahl. Letztlich habe ich mich wegen des günstigen Preises für die K-01 entschieden – war aber doch ein wenig besorgt, weil ich so viel Kritisches über das Design und über verschiedene Einzelheiten gelesen hatte (vom fehlenden Sucher über die AF-Geschwindigkeit bis zur „flapprigen“ Klappe an der rechten Seite).
Um es kurz zu machen: Ich maße mir nicht an, das Design-Konzept von Newton zu verstehen, aber für mich persönlich macht es Sinn. Mal sehen, ob ich verständlich machen kann, was ich damit meine. Richtig begriffen habe ich die Kamera erst, als ich sie „in echt“ in der Hand hatte.
Das Problem mit der K-01 hängt meines Erachtens damit zusammen, dass die meisten Leute die K-01 entweder vom Konzept „DSLR“ oder vom Konzept „Systemkamera“ her interpretieren. Was ich damit meine: Wenn man die K-01 als abgespeckte DSLR betrachtet, muss man sich zwangsläufig über den fehlenden Sucher ärgern. Wenn man sie als Systemkamera sieht, wundert man sich über die doch recht große Dimensionierung des Gehäuses.
Meine Vermutung ist, dass man die K-01 als ein eigenes fotografisches Konzept, als eigenständiges Design verstehen muss – und zwar (das ist der springende Punkt) – als Industrie-Design. Die leitende Idee dahinter lautet meiner Meinung nach „Vereinfachung“.
Das mit der Vereinfachung ist so eine Sache. Letztlich bedeutet Vereinfachung, dass man als Designer den Mut haben muss, sich für eine Möglichkeit zu entscheiden – und das heißt: man muss sich zugleich gegen viele andere Möglichkeiten entscheiden. Um das am Beispiel der K-01 zu veranschaulichen: Newton/Pentax haben sich für einen LCD-„Sucher“ entschieden. Nach dem Prinzip der Vereinfachung heißt das: Es gibt eben nicht auch noch die Möglichkeit eines EVF oder eines OVF, nicht einmal optional – das ist eben die Pointe der Vereinfachung.
Diese Design-Prinzip widerspricht radikal dem Design, das üblicherweise von Kamera-Herstellern (auch von Pentax) verfolgt wird, welches darin besteht, so viele Alternativen wie möglich in ein Gehäuse zu intergrieren. Es ist ein völlig anderer Zugang, und deshalb ist er so ungewöhnlich und stößt auf so viel Unverständnis.
Dieses Prinzip der Vereinfachung bringt es mit sich, dass man als Benutzer der Kamera in einigen Details weniger Möglichkeiten hat. Ein Beispiel: Bei sehr heller Sonneneinstrahlung und mit der Sonne im Rücken kann es – auch wenn die Helligkeit des LCDs erhöht wurde – schwierig sein, das Bild zu rahmen.
Der positive Gewinn jeder Vereinfachung wiederum besteht darin, dass das vereinfachte Werkzeug damit – in den überwiegenden Fällen des Einsatzes – einfacher, schneller und sicherer verwendet werden kann. Am Beispiel der K-01: Weil man keinen extra Sucher anbringen kann, erübrigt sich schon mal die Entscheidung, ob man es in einer bestimmten Situation tun sollte oder nicht – was Zeit und Nerven sparen und womöglich noch die Kreativität anspornen kann (sofern man sich auf dieses Prinzip einlassen möchte). Deshalb ist das mit der Vereinfachung so eine zweischneidige Sache. Man muss wissen, ob man das möchte. Sich nachher darüber zu beklagen, ist nicht hilfreich.
Wenn man nun die K-01 von dieser Perspektive aus betrachtet, macht das Design-Konzept plötzlich ziemlich viel Sinn. Und ich würde vehement widersprechen, dass bei der K-01 die Form wichtiger sei als die Funktion (habe ich in verschiedenen Reviews gelesen). Es ist meines Erachtens gerade umgekehrt: Die Form folgt hier der Funktion – aber man muss begreifen, dass die K-01 ein ganz eigenes Konzept von Funktion verfolgt, und darf nicht den Fehler begehen, sie als abgespeckte DSLR oder als klobige Systemkamera zu betrachten. Mal sehen, ob ich das in Worte fassen kann:
Die K-01 ist ein Stück Industrie-Design. Werkzeuge in der Industrie müssen auf spezifische Weise funktional sein:
- Sie müssen hart im Nehmen sein. Die K-01 hat ein sehr stabiles Gehäuse.
- Sie müssen sich gut und sicher greifen lassen. Durch ihre Größe und die Gummi-Beschichtung ist die K-01 meines Erachtens sicherer zu greifen als die meisten anderen Kameras, die ich bis jetzt in der Hand hatte.
- Sie müssen optisch jederzeit – auch unter ungünstigen Bedingungen – als Werkzeuge zu identifizieren sein. Die schwarz-gelbe K-01 kommt tatsächlich in den „klassischen“ Farben eines Industrie-Werkzeugs daher.
- Sie dürfen keine unnötigen Kanten, Vorsätze oder ähnliches haben, dürfen nirgends hängen bleiben, müssen gut und sicher stehen, wenn man sie absetzt, dürfen keine scharfen Kanten haben. Alle diese Voraussetzungen erfüllt die K-01 – inklusive angesetztem DA 40 XS.
- Alle Bedienelemente müssen auf einen Blick klar erkennbar (die wichtigsten am besten farblich markiert) und übersichtlich angeordnet sein. Da kann ich nur sagen: Design, Farbcodes und Lage der Tasten, Rädchen etc. sind bei der K-01 meines Erachtens wesentlich klarer als bei der K10D.
Irgendwie ist das doch nachvollziehbar: Wenn man sich einen Industrie-Designer holt, kommt eben ein Werkzeug dabei heraus, das den Geist eines Industrie-Werkzeugs atmet.
Jeder Designer muss an irgend einmal Punkt ansetzen. Vielleicht irre ich mich, aber mir kommt es so vor, als sei die Entscheidung für den LCD-„Sucher“ der Ansatzpunkt für das Design der K-01. Auch das kann ich nachvollziehen: Meiner subjektiven Wahrnehmung nach fotografieren ca. 90% der Menschen mit LCD (an Smartphones, Tablets, Kompaktkameras). Nach dem Prinzip der Vereinfachung ist dann klar: Auch die K-01 wird (nur) mit LCD bedient. Von da aus wird die Anordnung der Knöpfe verständlich: Während man eine DSLR mit der rechten Hand fest an der rechten Seite festhält, während die linke Hand das Objektiv stützt, befinden sich die Hände bei einer Kamera mit LCD als Sucher in einer ganz anderen Lage: Die Kamera wird von den beiden Daumen an der Unterseite der Kamera und von den Zeige-/Mittel-/Ringfingern an der Oberseite der Kamera gehalten, während sich die Handflächen hinter der Kamera befinden und den LCD etwas vor Lichteinstrahlung abschirmen. Wenn man die K-01 so greift, kommt man ziemlich gut an alle Tasten dran – auch an die berüchtigte grüne Taste.
So gegriffen, ist auch die Lasche an der rechten Seite kein Problem. Hier muss man sich einmal die Mühe machen, den Verschluss genau zu betrachten, dann versteht man, wie er funktioniert. Dann hält er auch sicher. Auch hier erkennt man übrigens das Prinzip der Vereinfachung: Eine Lasche für (fast) alle Anschlüsse, und das gleiche Laschensystem (eben aus Gummi) wie bei der anderen (Mikrofon-)Buchse.
Schließlich könnte man sich noch über die Geschwindigkeit des AF ärgern. Die K-01 ist tatsächlich langsamer als meine Olympus E-PM1 – aber etwa so schnell wie meine K10D. Der große Vorteil des Kontrast-AF besteht aus meiner Sicht darin, dass die Probleme des Back-/Front-Fokus damit erledigt sind. (Was natürlich bei allen aktuellen Kameras gelöst ist.) Ich muss nur immer daran denken, dass ich bei der K10D nach jedem Objektivwechsel ins Debug-Menü musste, um den AF per Hand zu justieren!
Das ist jetzt ein wenig länger geworden. Aber vielleicht könnt Ihr was damit anfangen.
Seit längerer Zeit lese ich nun die Beiträge in diesem Forum, doch dies ist mein erster eigener. Mal sehen, was Ihr meint.
Wie wahrscheinlich jeder, der vor der Entscheidung steht, eine neue Kamera zu kaufen, habe ich lange Zeit hin und her überlegt, habe Forenbeiträge gelesen und Reviews durchforstet – auf der Suche nach der „perfekten“ Kamera für meine fotografischen Vorstellungen. Da ich einige Pentax-Objektive besitze (hatte bisher die K10D), kamen die K-30 und die K-01 in meine engere Auswahl. Letztlich habe ich mich wegen des günstigen Preises für die K-01 entschieden – war aber doch ein wenig besorgt, weil ich so viel Kritisches über das Design und über verschiedene Einzelheiten gelesen hatte (vom fehlenden Sucher über die AF-Geschwindigkeit bis zur „flapprigen“ Klappe an der rechten Seite).
Um es kurz zu machen: Ich maße mir nicht an, das Design-Konzept von Newton zu verstehen, aber für mich persönlich macht es Sinn. Mal sehen, ob ich verständlich machen kann, was ich damit meine. Richtig begriffen habe ich die Kamera erst, als ich sie „in echt“ in der Hand hatte.
Das Problem mit der K-01 hängt meines Erachtens damit zusammen, dass die meisten Leute die K-01 entweder vom Konzept „DSLR“ oder vom Konzept „Systemkamera“ her interpretieren. Was ich damit meine: Wenn man die K-01 als abgespeckte DSLR betrachtet, muss man sich zwangsläufig über den fehlenden Sucher ärgern. Wenn man sie als Systemkamera sieht, wundert man sich über die doch recht große Dimensionierung des Gehäuses.
Meine Vermutung ist, dass man die K-01 als ein eigenes fotografisches Konzept, als eigenständiges Design verstehen muss – und zwar (das ist der springende Punkt) – als Industrie-Design. Die leitende Idee dahinter lautet meiner Meinung nach „Vereinfachung“.
Das mit der Vereinfachung ist so eine Sache. Letztlich bedeutet Vereinfachung, dass man als Designer den Mut haben muss, sich für eine Möglichkeit zu entscheiden – und das heißt: man muss sich zugleich gegen viele andere Möglichkeiten entscheiden. Um das am Beispiel der K-01 zu veranschaulichen: Newton/Pentax haben sich für einen LCD-„Sucher“ entschieden. Nach dem Prinzip der Vereinfachung heißt das: Es gibt eben nicht auch noch die Möglichkeit eines EVF oder eines OVF, nicht einmal optional – das ist eben die Pointe der Vereinfachung.
Diese Design-Prinzip widerspricht radikal dem Design, das üblicherweise von Kamera-Herstellern (auch von Pentax) verfolgt wird, welches darin besteht, so viele Alternativen wie möglich in ein Gehäuse zu intergrieren. Es ist ein völlig anderer Zugang, und deshalb ist er so ungewöhnlich und stößt auf so viel Unverständnis.
Dieses Prinzip der Vereinfachung bringt es mit sich, dass man als Benutzer der Kamera in einigen Details weniger Möglichkeiten hat. Ein Beispiel: Bei sehr heller Sonneneinstrahlung und mit der Sonne im Rücken kann es – auch wenn die Helligkeit des LCDs erhöht wurde – schwierig sein, das Bild zu rahmen.
Der positive Gewinn jeder Vereinfachung wiederum besteht darin, dass das vereinfachte Werkzeug damit – in den überwiegenden Fällen des Einsatzes – einfacher, schneller und sicherer verwendet werden kann. Am Beispiel der K-01: Weil man keinen extra Sucher anbringen kann, erübrigt sich schon mal die Entscheidung, ob man es in einer bestimmten Situation tun sollte oder nicht – was Zeit und Nerven sparen und womöglich noch die Kreativität anspornen kann (sofern man sich auf dieses Prinzip einlassen möchte). Deshalb ist das mit der Vereinfachung so eine zweischneidige Sache. Man muss wissen, ob man das möchte. Sich nachher darüber zu beklagen, ist nicht hilfreich.
Wenn man nun die K-01 von dieser Perspektive aus betrachtet, macht das Design-Konzept plötzlich ziemlich viel Sinn. Und ich würde vehement widersprechen, dass bei der K-01 die Form wichtiger sei als die Funktion (habe ich in verschiedenen Reviews gelesen). Es ist meines Erachtens gerade umgekehrt: Die Form folgt hier der Funktion – aber man muss begreifen, dass die K-01 ein ganz eigenes Konzept von Funktion verfolgt, und darf nicht den Fehler begehen, sie als abgespeckte DSLR oder als klobige Systemkamera zu betrachten. Mal sehen, ob ich das in Worte fassen kann:
Die K-01 ist ein Stück Industrie-Design. Werkzeuge in der Industrie müssen auf spezifische Weise funktional sein:
- Sie müssen hart im Nehmen sein. Die K-01 hat ein sehr stabiles Gehäuse.
- Sie müssen sich gut und sicher greifen lassen. Durch ihre Größe und die Gummi-Beschichtung ist die K-01 meines Erachtens sicherer zu greifen als die meisten anderen Kameras, die ich bis jetzt in der Hand hatte.
- Sie müssen optisch jederzeit – auch unter ungünstigen Bedingungen – als Werkzeuge zu identifizieren sein. Die schwarz-gelbe K-01 kommt tatsächlich in den „klassischen“ Farben eines Industrie-Werkzeugs daher.
- Sie dürfen keine unnötigen Kanten, Vorsätze oder ähnliches haben, dürfen nirgends hängen bleiben, müssen gut und sicher stehen, wenn man sie absetzt, dürfen keine scharfen Kanten haben. Alle diese Voraussetzungen erfüllt die K-01 – inklusive angesetztem DA 40 XS.
- Alle Bedienelemente müssen auf einen Blick klar erkennbar (die wichtigsten am besten farblich markiert) und übersichtlich angeordnet sein. Da kann ich nur sagen: Design, Farbcodes und Lage der Tasten, Rädchen etc. sind bei der K-01 meines Erachtens wesentlich klarer als bei der K10D.
Irgendwie ist das doch nachvollziehbar: Wenn man sich einen Industrie-Designer holt, kommt eben ein Werkzeug dabei heraus, das den Geist eines Industrie-Werkzeugs atmet.
Jeder Designer muss an irgend einmal Punkt ansetzen. Vielleicht irre ich mich, aber mir kommt es so vor, als sei die Entscheidung für den LCD-„Sucher“ der Ansatzpunkt für das Design der K-01. Auch das kann ich nachvollziehen: Meiner subjektiven Wahrnehmung nach fotografieren ca. 90% der Menschen mit LCD (an Smartphones, Tablets, Kompaktkameras). Nach dem Prinzip der Vereinfachung ist dann klar: Auch die K-01 wird (nur) mit LCD bedient. Von da aus wird die Anordnung der Knöpfe verständlich: Während man eine DSLR mit der rechten Hand fest an der rechten Seite festhält, während die linke Hand das Objektiv stützt, befinden sich die Hände bei einer Kamera mit LCD als Sucher in einer ganz anderen Lage: Die Kamera wird von den beiden Daumen an der Unterseite der Kamera und von den Zeige-/Mittel-/Ringfingern an der Oberseite der Kamera gehalten, während sich die Handflächen hinter der Kamera befinden und den LCD etwas vor Lichteinstrahlung abschirmen. Wenn man die K-01 so greift, kommt man ziemlich gut an alle Tasten dran – auch an die berüchtigte grüne Taste.
So gegriffen, ist auch die Lasche an der rechten Seite kein Problem. Hier muss man sich einmal die Mühe machen, den Verschluss genau zu betrachten, dann versteht man, wie er funktioniert. Dann hält er auch sicher. Auch hier erkennt man übrigens das Prinzip der Vereinfachung: Eine Lasche für (fast) alle Anschlüsse, und das gleiche Laschensystem (eben aus Gummi) wie bei der anderen (Mikrofon-)Buchse.
Schließlich könnte man sich noch über die Geschwindigkeit des AF ärgern. Die K-01 ist tatsächlich langsamer als meine Olympus E-PM1 – aber etwa so schnell wie meine K10D. Der große Vorteil des Kontrast-AF besteht aus meiner Sicht darin, dass die Probleme des Back-/Front-Fokus damit erledigt sind. (Was natürlich bei allen aktuellen Kameras gelöst ist.) Ich muss nur immer daran denken, dass ich bei der K10D nach jedem Objektivwechsel ins Debug-Menü musste, um den AF per Hand zu justieren!
Das ist jetzt ein wenig länger geworden. Aber vielleicht könnt Ihr was damit anfangen.