Verlauffilter bei Milchstrassenfotographie

[kupfi]

Mal etwas doof gefragt, aber es kam mir so in den Sinn vor ein paar Tage.
Würde es Sinn machen einen Verlaufsfilter mit der klaren Seite nach oben zu verwenden um die Lichtverschmutzung zu verringern, beim Thema Milchstrasse?

Kupfi

 

[Antonius H.]

Die Lichtverschmutzung strahlt ja weit in den Himmel hinein. Im Endeffekt würdest Du also nur das Dorf selbst abdunkeln, am Himmel würde sich nichts verändern. Es gibt aber spezielle Filter, die das Kunstlicht weitestgehend (je nach Preis, teuer meist besser) herausfiltern können. Ich habe mir einen T2 Filter für das Teleskop gekauft, welchen ich nun mit einem Filteradapter auch auf meinen Objektiven verwenden kann. Bringt schon einiges, kostete allerdings auch etwas über 200 Euro und vignettiert natürlich stark, wenn ich den kleinen 46mm Filter auf einem Objektiv mit bspw. 82mm Filterdurchmesser verwende. Da ich den Filter aber ohnehin nur für Teleaufnahmen verwende, wo ja nur ein Bruchteil der Frontlinse wirklich benötigt wird, entsteht für mich dadurch kein wirklicher Nachteil. Aber mittlerweile gibt es auch Einschubfilter, die den gleichen Effekt haben und knapp über 100 Euro kosten. Diese können auch problemlos mit einem Filterhalter auch auf größeren Objektivdurchmessern betrieben werden. Wenn Interesse besteht, kann ich Dich an jemanden aus meiner Facebook-Gruppe vermitteln, der die Filter in Eigenregie über einen eigenen kleinen Laden vertreibt.

 

[Rainmaker No.1]

Moin Kupfi,

zuerst hört sich ein Filter gegen Lichtverschmutzung ganz gut an, aber die Probleme ergeben sich aus den Details.

Die Milchstraße besteht aus Sternen, Sterne haben ein kontinuierliches Spektrum. Die Lichtverschmutzung wird zur Zeit noch hervorgerufen durch Leuchtmittel die nur Licht in einigen sehr engen Banden abstrahlen. Das ideale Filter würde also nur die "verschmutzen" Bereiche aus dem Spektrum herausschneiden. Ziemlich genau so arbeitet das IDAS-Filter. Das Problem ergibt sich nun dadurch, daß die herausgeschnitteten Bereiche möglichst schmal sein sollen, denn sonst geht Information verloren. Sowas geht nicht mit dem üblichen Einfärben der Gläser. Man braucht Interferenzfilter. Diese sind zum einen nicht billig und zum anderen ist ihre Wirkung stark vom Einfallswinkel abhängig. Kürzere Brennweiten als 85mm an KB oder 50mm an APS-C werden mit unterschiedlich gefärbten Bildbereichen belohnt, wenn sich das Filter vor der Optik befindet.

Jetzt kann man einen auf schlau machen und das Filter hinter die Optik setzen, so es denn keine Probleme mit dem Klappspiegel gibt. Aber auch hier kann man die Physik nicht außer Kraft setzen. Ab einer größeren Lichtstärke von etwa f/3,5 gibt es auch hier Farbverschiebungen.

So schade wie es ist, ein ideales Filter für die Milchstraßenfofografie ist damit erstmal nicht in sicht. Such dir daher einen möglichst dunklen Standort ...


MfG

Rainmaker

 

[kupfi]

Vielen Dank für die ausführliche Erklärungen.
Wir fahren in 4 Wochen mit dem Camper nach Norwegen, und Sun Serveyor sagt mir in der ganzen Zeit wäre eh keine Milchstrasse zu sehen, da diese hinterm Horizont liegt, kann das sein, das es im Norden dann nicht sichtbar ist, oder lese ich das einfach falsch.

Kupfi

 

[Rainmaker No.1]

Hallo Kupfi,

komplet unter dem Horizont liegt sie sicherlich nicht, aber es gibt ein ganz anderes Problem. Sichworte Sommer, Norden, hohe geografische Breiten, ... na klingelt es? Genau, die Nächte sind im Sommer kurz und zwar um so mehr je weiter man nach Norden kommt.

Ich würde eher statt der Milchstraße Leuchtende Nachtwolken aufnehmen.


MfG

Rainmaker

 

[kupfi]

Wir sind je erst in der zweiten Augusthälfte, aber das stimmt schon, wird schon eher später dunkel, aber ich steh einfach mal auf bei Neumond und schau was meine Kamera so sieht, letztes Jahr hat die Kamera schwache Nordlichter gesehen, die konnte ich mit dem bloßen Auge nicht erkennen.

Kupfi