arne9001
Themenersteller
Für die Interessierten noch ein paar Gedanken dazu...
Über das Wesen der Kunst (Betrachtungen mittels Hundekot)
Hin und wieder genügen die bizarrsten Anlässe, um sich über das Wesen der Kunst Gedanken zu machen. Etwa Hundekot auf dem Gehsteig. Kann der Kunst sein? Natürlich nicht. Denn Kunst, das heißt jedenfalls ? das darf man wohl bei allem Streit über die ?richtige? Definition voraussetzen ? Transport von Emotion, Information, Meinung; Bedeutung vielleicht im weiteren Sinn. Bedeutung aber kann per se nicht dem zukommen, das ohne weiteres in der Natur vorkommt oder das von einem Wesen ohne Einsicht oder Bewusstsein geschaffen wurde. Damit will ich nicht sagen, dass die Bedeutung, die der Schaffende einem Werk beilegt, für den Empfänger von größerem Interesse sein sollte, als jede andere Bedeutung, die ein beliebiger Betrachter darin erkennen kann. Dennoch aber scheint mir, dass man in Betrachtung oder beim Genuss unbearbeiteter natürlicher Dinge vielleicht über die Größe und Allmacht des Schöpfers reflektieren kann, kaum aber über die (falsch gestellte für unsere Zwecke aber dennoch hilfreiche) Frage, was uns der Künstler damit eigentlich sagen will.
Hundekot also, wenn nicht gerade vom ?Herrchen? bewusst gesteuert an einer bestimmten Stelle des Gehsteigs abgelegt und zwar aus Gründen, die sich derzeit unserer Einsicht entziehen, ist jedenfalls keine Kunst.
Deutlich interessanter wird der Fall, wenn jemand gerade Hundekot als Substrat zum Transport von Bedeutung verwendet. Etwa indem er ? wie auf der Illustration ersichtlich ? selbigen benutzt, um kleine Fähnchen steckenderweise gut sichtbar für die Passanten zu befestigen.
Man möchte das zunächst für eine reine Demonstration, also eine eher (lokal)politische Willensäußerung halten: ?Gehweg ist kein Hundeklo!? Oder, in der weniger schroffen Fassung: ?Räumt den Mist Eurer Viecher wenigstens weg, liebe Hundehalter!? Diese Aussage wäre ebenso eindeutig wie aus Sicht der Kunst irrelevant. Oder besser: gerade wegen ihrer Eindeutigkeit für die Kunst uninteressant. Denn wenn (und auch hier bewegt man sich wohl auf gesichertem Terrain) eine ? und nur eine! ? klar erkennbare Bedeutung einem Werk innewohnt, es nicht weiteren Interpretationen auf verschiedenen Ebenen zugänglich ist, dann ist es keine Kunst.
Also ist unser Hundekot nur Meinungsäußerung? Vielleicht schaut ja der Fähnchenstecker auch voll stiller Freude den Passanten zu, wie sie stehen bleiben, wenn sie das Arrangement entdecken. Oder das alles ist ein großes soziologisches Experiment, um die Reaktion der Leute zu erforschen. Das sind immerhin doch mehrere Funktionen, denen der verschönerte Kot hier dient. Und dennoch reicht dies nicht, um ihn in den Rang der Kunst zu erheben. Denn mehrere Funktionen haben, das heißt nicht, auch mehrere Bedeutungen für den Betrachter (!) zu transportieren. Mag auch der Zweck der Exkremente ambivalent sein, so ist es ihre Wahrnehmung jedenfalls kaum. Kunst ist das alles nicht.
Wenn man aber weiter schaut, dann stellt man vielleicht zwei weitere Dinge fest, die dieses erste Urteil wieder in Frage stellen. Zum einen gibt es nicht nur einen verschönerten Haufen, sondern derer viele. Des Weiteren sind die Exkremente nicht einfach mit beliebigen Fähnchen garniert, wie man sie etwa in einem der beliebten Käsespießchensets finden würde, welche die Flaggen einer ganzen Reihe von Nationen beinhalten. Vielmehr verwendet der Werkschaffende allein die Nationalflagge der Vereinigten Staaten von Amerika. Hat also das Werk auch eine politische Botschaft? Sollen hier die Hundehaufen für besetzte Nationen stehen? Oder symbolisieren sie vielmehr die Werte des Amerikanischen Traumes, sollen uns verdeutlichen, dass dieser, wenn auch nicht auf Sand gebaut, dann doch aus Materialismus und Hedonismus in einem Ausmaß besteht, das bestenfalls mit, nun, ******* vergleichbar ist? Sollen vielleicht die Fliegen, die bald beginnen werden, die Haufen zu umschwirren, Vasallen symbolisieren, die das Zentrum der Macht umschwärmen? Hat die Anzahl der Werke etwas mit der Aussage zu tun? War bereits das Anbringen der Fähnchen ein Happening, oder ist es erst der Verlauf, Verfall des Werkes der die Botschaft trägt; existiert dieses gleichsam vierdimensional und die Zeit ist womöglich sein wichtigster Aspekt? Oder ? gewagte These! ? wartet der Künstler darauf, dass die Stadtreinigung die Haufen entsorgt und diese verschwinden, so wie auch die Nationen oder die Nationalstaatlichkeit als solche auf dem Müllhaufen der Geschichte verwinden wird (oder auch nicht)?
Was auch immer der Schaffende gemeint haben mag: all das und viel mehr steckt an Bedeutung in diesen Haufen. Und in diesem Sinne kann ? praktisch ohne Aufwand ? auch aus Hundekot ganz schnell Kunst werden.
Über das Wesen der Kunst (Betrachtungen mittels Hundekot)
Hin und wieder genügen die bizarrsten Anlässe, um sich über das Wesen der Kunst Gedanken zu machen. Etwa Hundekot auf dem Gehsteig. Kann der Kunst sein? Natürlich nicht. Denn Kunst, das heißt jedenfalls ? das darf man wohl bei allem Streit über die ?richtige? Definition voraussetzen ? Transport von Emotion, Information, Meinung; Bedeutung vielleicht im weiteren Sinn. Bedeutung aber kann per se nicht dem zukommen, das ohne weiteres in der Natur vorkommt oder das von einem Wesen ohne Einsicht oder Bewusstsein geschaffen wurde. Damit will ich nicht sagen, dass die Bedeutung, die der Schaffende einem Werk beilegt, für den Empfänger von größerem Interesse sein sollte, als jede andere Bedeutung, die ein beliebiger Betrachter darin erkennen kann. Dennoch aber scheint mir, dass man in Betrachtung oder beim Genuss unbearbeiteter natürlicher Dinge vielleicht über die Größe und Allmacht des Schöpfers reflektieren kann, kaum aber über die (falsch gestellte für unsere Zwecke aber dennoch hilfreiche) Frage, was uns der Künstler damit eigentlich sagen will.
Hundekot also, wenn nicht gerade vom ?Herrchen? bewusst gesteuert an einer bestimmten Stelle des Gehsteigs abgelegt und zwar aus Gründen, die sich derzeit unserer Einsicht entziehen, ist jedenfalls keine Kunst.
Deutlich interessanter wird der Fall, wenn jemand gerade Hundekot als Substrat zum Transport von Bedeutung verwendet. Etwa indem er ? wie auf der Illustration ersichtlich ? selbigen benutzt, um kleine Fähnchen steckenderweise gut sichtbar für die Passanten zu befestigen.
Man möchte das zunächst für eine reine Demonstration, also eine eher (lokal)politische Willensäußerung halten: ?Gehweg ist kein Hundeklo!? Oder, in der weniger schroffen Fassung: ?Räumt den Mist Eurer Viecher wenigstens weg, liebe Hundehalter!? Diese Aussage wäre ebenso eindeutig wie aus Sicht der Kunst irrelevant. Oder besser: gerade wegen ihrer Eindeutigkeit für die Kunst uninteressant. Denn wenn (und auch hier bewegt man sich wohl auf gesichertem Terrain) eine ? und nur eine! ? klar erkennbare Bedeutung einem Werk innewohnt, es nicht weiteren Interpretationen auf verschiedenen Ebenen zugänglich ist, dann ist es keine Kunst.
Also ist unser Hundekot nur Meinungsäußerung? Vielleicht schaut ja der Fähnchenstecker auch voll stiller Freude den Passanten zu, wie sie stehen bleiben, wenn sie das Arrangement entdecken. Oder das alles ist ein großes soziologisches Experiment, um die Reaktion der Leute zu erforschen. Das sind immerhin doch mehrere Funktionen, denen der verschönerte Kot hier dient. Und dennoch reicht dies nicht, um ihn in den Rang der Kunst zu erheben. Denn mehrere Funktionen haben, das heißt nicht, auch mehrere Bedeutungen für den Betrachter (!) zu transportieren. Mag auch der Zweck der Exkremente ambivalent sein, so ist es ihre Wahrnehmung jedenfalls kaum. Kunst ist das alles nicht.
Wenn man aber weiter schaut, dann stellt man vielleicht zwei weitere Dinge fest, die dieses erste Urteil wieder in Frage stellen. Zum einen gibt es nicht nur einen verschönerten Haufen, sondern derer viele. Des Weiteren sind die Exkremente nicht einfach mit beliebigen Fähnchen garniert, wie man sie etwa in einem der beliebten Käsespießchensets finden würde, welche die Flaggen einer ganzen Reihe von Nationen beinhalten. Vielmehr verwendet der Werkschaffende allein die Nationalflagge der Vereinigten Staaten von Amerika. Hat also das Werk auch eine politische Botschaft? Sollen hier die Hundehaufen für besetzte Nationen stehen? Oder symbolisieren sie vielmehr die Werte des Amerikanischen Traumes, sollen uns verdeutlichen, dass dieser, wenn auch nicht auf Sand gebaut, dann doch aus Materialismus und Hedonismus in einem Ausmaß besteht, das bestenfalls mit, nun, ******* vergleichbar ist? Sollen vielleicht die Fliegen, die bald beginnen werden, die Haufen zu umschwirren, Vasallen symbolisieren, die das Zentrum der Macht umschwärmen? Hat die Anzahl der Werke etwas mit der Aussage zu tun? War bereits das Anbringen der Fähnchen ein Happening, oder ist es erst der Verlauf, Verfall des Werkes der die Botschaft trägt; existiert dieses gleichsam vierdimensional und die Zeit ist womöglich sein wichtigster Aspekt? Oder ? gewagte These! ? wartet der Künstler darauf, dass die Stadtreinigung die Haufen entsorgt und diese verschwinden, so wie auch die Nationen oder die Nationalstaatlichkeit als solche auf dem Müllhaufen der Geschichte verwinden wird (oder auch nicht)?
Was auch immer der Schaffende gemeint haben mag: all das und viel mehr steckt an Bedeutung in diesen Haufen. Und in diesem Sinne kann ? praktisch ohne Aufwand ? auch aus Hundekot ganz schnell Kunst werden.