Beamy78 schrieb:
Leute, Ihr beschäftigt Euch viel zu viel mit der Technik. Als wenn der Autofokus der zwei Jahre alten EOS R mit der Linsenkombination unbrauchbar wäre. Du würdest Deine AF Trefferquote bei schlechten Licht vielleicht von 60% auf 75% erhöhen, aber besser werden Deine Fotos davon nicht. Ich würde an Stelle von Systemwechsel oder Zusatzkamera lieber Bücher zur Bildgestaltung oder Fotobände bekannter Fotografen als Inspiration kaufen. Davon werden die Bilder besser.
Ich möchte mich diesen Worten anschließen!
Man könnte in diesem Thread glatt den Eindruck bekommen, das es mit den URALT-Kameras von vor einigen Jahren unmöglich sei, ein Baby oder einen Hund im schnellen Sprint zu fotografieren.
Erstaunlich, wie viele Fotografen das trotzdem immer wieder sehr gut hinbekommen haben
Zur Babyfotografie:
Hier wird ja im wahrsten Sinnes des Wortes mit Kanonen auf Spatzen geschossen
mein lieber Scholli!
Dazu mal meine Erfahrungen, ich habe 3 Enkelkinder und bin sicher im Besitz von einigen Hundert sehr schönen Bildern von denselbigen vom Babyalter bis heute, der älteste ist mittlerweile 9.
Schnappschüsse noch nicht mitgerechnet
Habe sie auch alle von Baby an portraitiert und auch das recht erfolgreich, würde ich mal sagen.
Meine Kameras dabei waren vorwiegend:
Eine Panasonic Lumix G6 und G70 (falls sich noch jemand an diese antiken Modelle erinnert
)
und eine Canon 5DIII.
Die hatten alle keinen Augen-AF und Wunder über Wunder...ich habe trotzdem viele schöne Bilder mit scharfen Augen, denn da gehört meiner Meinung nach die Schärfe,
außer in ganz speziellen Fällen, hin.
An den Lumixen hatte ich oft ein Pana 20mm F1,7, was auch nicht gerade als das schnellste Objektiv bekannt ist.
Der Vorteil der Lumixen war bei der Baby-und Kleinkind-Fotografie das Klappdisplay zum bodennahen Arbeiten.
Denn da kraucht man ja vorwiegend rum, wenn man Bilder auf Augenhöhe oder noch tiefer haben möchte.
Und man muss mit dem Klappdisplay nicht immer ganz runter, wenn es schnell gehen muss.
Viel wichtiger als die sündhaft teuerste Kamera halte ich ganz andere Dinge, als da wären:
Eine gut in der Hand liegende Kamera, die immer griffbereit rumliegt und schnell startklar ist und die man dann auch blind bedienen kann.
Ebenso wichtig ist die Interaktion mit dem Kind, und das völlig altersunabhängig.
Dann würde ich ebenso immer den Serienmodus einstellen, denn viel hilft hier eher wirklich viel
Mal hat das Kind die Augen zu, dann ist der Mund schief gezogen, was im Bruchteil einer Sekunde wieder ganz anders aussieht oder sonstwas ist nicht ganz passig.
Von daher, draufhalten erhöht die Trefferquote.
Ein Klappdisplay ist auch besser, weil besonders sehr kleine Kinder mitunter Angst vor einer großen Kamera haben und dann haste ne ganze Serie von einem eingeschüchterten Kleinkind, was gleich zu heulen anfängt, nicht gut.
Weiter hilft außerdem immer wieder Inspiration von außen, wozu der von mir zitierte Vorschreiber auch schon riet.
Zuzüglich auch immer wieder das Zusammenarbeiten mit anderen Fotografen, um sich selbst auch weiter zu bilden und neue Vorgehensweisen kennenzulernen.
Zur Tierfotografie, was eigentlich mein Haupt-Fotogebiet ist, insbesonders BiF`s:
Anfangs hatte ich dafür eine Canon EOS 7D, die ich später auf die 7DII upgegradet habe.
Für mich immer noch eine klasse Kamera, die ich regelmäßig nutze. Und NEIN, sie hat keinen Tieraugen-AF !
Trotzdem ist es möglich, auch hier scharfe Augen zu bekommen, auch wenn das der ein oder andere kaum glauben kann
Bei der Tierfotografie spielt die Erfahrung des Fotografen hinter der Kamera eine sehr große Rolle, und nicht zuletzt auch die Schnelligkeit der Kamera, das will ich keinesfalls abstreiten.
Ein treffsicherer AF im Servorbetrieb ist auch nötig, wenn man eine hohe Trefferquote erreichen will.
Und auch hier sollte man seine Kamera blind bedienen können, um sich schnell wechselnden Situationen anpassen zu können.
Und was vielleicht das Allerwichtigste bei der Tierfotografie ist:
Man benötigt ein Gespür für das Tier und sein übliches Verhalten, außerdem sehr viel Geduld und eine hoher Frustrationgrenze, denn man wird oft enttäuscht nach Hause kommen, weil es nicht so lief wie erhofft.
Was aber nichts mit der verwendeten Kamera zu tun hat, sondern, das Tier zeigte sich nicht, agierte nicht wie erhofft, das Licht passte nicht, man war zu langsam etc.pp.
Dann nicht gleich das Handtuch zu werfen und trotzdem immer wieder loszugehen ist ist das "Geheimnis" von erfolgreicher Tierfotografie.
Es gibt Bilder, die schon lange in meinem Kopf waren, aber wo ich manchmal sogar Jahre drauf warten musste, um es so fotografieren zu können, wie ich mir das vorstellte.
Das mal von meiner Seite aus, für gute Fotos braucht es absolut keine High-End-Kamera, sondern andere Dinge.
Eine moderne Kamera wird einem einiges erleichtern, das ist sicher so. Aber es geht auch anders.
Und manchmal ist Geld in einen Workshop besser investiert als in die neueste Kamera auf dem Markt.
Also bitte, losgehen mit dem was man hat, sich am Kinde erfreuen und ein paar schöne Bilder machen, thats it !
Es sei denn, man "muss" unbedingt kaufen, weil man einer bestimmten Kamera doch nicht widerstehen kann, ohne sie sozusagen keinen weiteren Tag mehr überleben kann
Kenne ich auch.
Apropos, bei mir war es die Sony A7III...und dann war doch nicht alles so ganz wie von mir erträumt, habe hier im Forum ja dazu lang und breit geschrieben.
Mittlerweile haben wir uns aber aneinander gewöhnt und ich weiß die tollen Funktionen wie den Augen-AF, der bei mir extrem zuverlässig funzt, sehr wohl zu schätzen.
Aber... wenn einem alles nur noch so zufällt, man sich nix mehr erarbeiten muss, dann fehlt wirklich nur noch die Motivklingel...aber wahrscheinlich gibt es da auch schon ein entsprechendes Feature oder ist in Arbeit.
Und vielleicht wird auch so das schönste Hobby der Welt etwas langweiliger, wenn jedes Bild perfekt ist und man kaum was dafür tun musste.
Meine Meinung...
LG Sabine