[…] Mein Problem ist aber wie mach ich das mit dem Licht...? […]
Du brauchst erst einmal nichts weiter, als Deine Kamera und Deine Augen.
Denk vom Endergebnis her. Wie soll das fertige Bild aussehen ? Was hast Du davon für eine Vorstellung ? Danach orientiert sich der Einsatz der Technik und an nichts anderem. Wenn Du eine Situation vorfindest, für die Du die Technik nicht dabeihast : Denk Dir was anderes aus. Werd kreativ. Ein guter Fotograf zeichnet sich dadurch aus, dass er auch unter widrigen Bedingungen noch irgendwas hinbekommt, ohne gleich rumzujammern hätte könnte sollte

Denk ganz einfach, ganz simpel.
Du kennst die Räumlichkeiten. Guck Dir ( nochmals ) genau an, was da alles an Licht, an "ohnehin vorhandenen" Aufhellern und sonstigen Lichtmöglichkeiten schon drin ist.
Ist Ganzkörper erforderlich ? Muss das Gesicht von beiden Seiten "perfekt" ausgeleuchtet sein ? Was ist eigentlich mit einem "Film Noir" Stil ? Bringt es was, wenn das modell nah am Fenster plaziert wird ?
Entwickel eine Idee, wie Du mit Deinem Equipment da das meiste bei rausholen kannst. Sofort losrennen und kaufen kann jeder Depp.
Reflektoren sind eine hervorragende Sache ( und zwei sind bessser, als einer ), allerdings sind die Billigteile Wegwerfartikel ( miese Reissverschlüsse und schludrige Vernietung des Stahlbandes im Innern ). Weisse Bettwäsche, Alufolie, Goldfolie ( Rettungsfolie. Zwei Euro fuffzig, die sich lohnen ; eine Seite Alu, die andere Gold. Ordentlich knittern, das Ding. Sonst wirkt das eher als Spiegel ) gehen auch ganz gut. Nur Glanz in die Augen ? Buch, Zeitung, weisses Blatt Papier sind hervorragend geeignet.
Du weisst darüber Bescheid, wie weit Du die ISO Deiner Kamera strapazieren kannst. Es muss nicht immer alles glattgebügelt sein, um Wirkung zu entfalten. ( Genauso, wie diese hochgezüchteten "knackscharfen" Optiken von heute für Portrait einfach mal richtig schayze sind ; Hautporen en détail sehen einfach nicht gut aus, solange das Bild nicht für den Dermatologenfachkongress ist )
Blitzerfahrung ? Nein ? Dann lass es ( erst einmal ) dabei bewenden und spar Dir das für später. Die Aufhellfunz Deiner Kamera ist mächtig. Mach Dich mit dem Ding vertraut. Wie weit lässt sich da die Stärke reduzieren ? Was hat das für Auswirkungen ? Nutz das Teil nicht bei sehr weitwinkligen Bildern, wenn Du nicht auf Objektivschatten stehst ; dafür sitzt das Ding schlicht nicht hoch genug. Streut nicht genug ? Klemm Butterbrotpapier / Backpapier mit bisserle Abstand davor ( Weissabgleich bei letzterem im Auge behalten ). Selbst auf geringster Stufe immer noch zu hell ? Tempotücher reduzieren das noch weiter runter.
Zur "Basisausrüstung Portraitköfferchen" gehört zwingend : Rettungsfolien als Notaufheller, ordentliches Stück schwarzer Stoff zum Lichtweghalten ( Molton oder Samt sind da die "Luxusvarianten" ), Damensöckchen oder Nylons in scharz und weiss um Weichzeichner zu machen, Gummibänder in verschiedenen Grössen, eine Rolle Gaffa ( und zwar das gute ; mit dem billigen ärgerst Dich hinterher über die Klebereste raschelig ), Leimklemmen aus dem Baumarkt in verschiedenen Grössen ( von denen hat man IMMER zu wenige … ), Rolle Schnur, ne grobe Stopfnadel, Taschenmesser mit Schere, Taschentücher, Taschenlampe ( gerne LED mit verschiedenen Einstellmöglichkeiten ), Haarspray, Puder, Reinigungstücher … Mit dem Geraffel kannst auch ohne aufwendige Stativbauereien Sachen irgendwo antüdeln und festpinnen und Kram veranstalten, von denen andere immer noch denken, das ginge nur in Photoshop.
Draussen dunkle Schatten unter den Augen, aber keinen Aufheller ? Such Dir irgendwas, wo Licht von oben weggehalten wird. Einen Durchgang, ein Überdach. Positionier das Gesicht zum Licht hin. Betonwand oder was ähnliches in der Nähe ? Die reflektieren richtig toll. Alles nicht ? Sandfläche ? Auch nicht ? Pack ein weisses Hemd oder T-Shirt mit ein und geh Richtung Boden. Wenn Du so ein Rettungsdingensteil nimmst, unterschätz den Blendeffekt nicht. Hat das Modell selber schon einigermassen helle Klamotten an ? Bring es in eine Pose, in der die Sachen den Aufheller ersetzen. Wie ? Soll sich setzen, Beine an den Körper und Arme über den Knien verschränken, zack, da passiert was in den Augen.
Nutz frühes Morgenlicht oder den späten Nachmittag, da kommt das ganz von allein in einem netten Winkel. Geht nur Mittags ? Brüllender Sonnenschein und nichts zum Abschatten ? Irgendwo findet sich eine Ecke, die nicht in der prallen Sonne liegt. Such die berühmten "pockets of light". Oder geh unter einen Baum ( Weissabgleich dabei nicht vergessen, sonst wirds grün im Gesicht ). Hier gibt das kostenlose spotlights. Kleine "Fingerübung" zum Schattenwurf : Heute abend mal eine Hand unter die Schreibtischfunz halten und dabei den Schatten beobachten. Mal näher ran an die LIchtquelle, mal weiter weg. Es tut sich was. Übertrag das auf draussen und nutz es entsprechend.