Ich hab's getan (Fujifilm FinePix S100FS)
Ich kann mir nicht vorstellen, auf einen
Sucher zu verzichten. Das kann auch ein
EVF sein - der elektronische Sucher bietet schließlich einige Vorteile gegenüber dem optischen: alle möglichen Informationen ständig im Blick, Weißabgleichs-Vorschau, Live-Histogramm, keine Blendung bei frontalem Sonnenlicht, bessere Sicht im Dunkeln ...
Auf einen
Handgriff wollte ich auch nicht verzichten. Für die Leica-Variante der LX3 gibt es ja so eine Rippe, die man der Kamera unterschnallen kann; das wäre aber nicht mein Fall.
Die LX3 ist sicher eine tolle Kamera; noch bessere Bildqualität, vor allem was den Erhalt von Spitzlichtern bzw. den
Objektkontrast überhaupt angeht, liefert die
Fujifilm FinePix S100FS. Fuji ist ja, was Sensoren mit großerem DR (Dynamic Range) angeht, führend.
Bei der LX3 wird einem ggf. doch früher oder später der
Telereich fehlen; dann fängt man vielleicht mit Adaptern und Konvertern an - dies Gefummele ist ja noch viel schlimmer als eine DSLR. Die S100FS bietet den Brennweitenbereich eines normalen DSLR-Doppelzoomkits oder einer APS-C-DSLR mit Tamron 18-270, nämlich 28 bis 400mm Kleinbildäquivalent, aber in besserer Qualität und mit mehr Lichtstärke.
Das Problem
mangelnder Freistellmöglichkeiten ergibt sich für die meisten Nutzer garnicht, wird aber immer gerne gegen Bridgekameras und Kompakte vorgeschoben:
An APS-C-Sensoren benötigt man bei Normalbrennweiten (30-35mm real bzw. ~50mm KB) nämlich mindestens f/1,4, um auch weiter entfernte Objekte anständig freistellen zu können. Ein solches Objektiv kostet leicht 350,- Euro. Bei anderen Brennweiten, vor allem im Telebereich - dort langt auch f/2,8 -, wird dieses Unternehmen erheblich teurer!
Das wirkliche Problem, womit ich
bei DSLRs täglich zu kämpfen hatte, ist die
mangelnde Tiefenschärfe! Sehr nahe und sehr ferne Objekte gleichzeitig scharf zu bekommen - wie man es in der Landschafts- und Architekturfotografie gerne hat - sind mit einer DSLR garnicht möglich. Man kann ja auch nicht immer mit Blende 22 fotografieren ...
Mit einer Bridge wie der S100FS gelingen hingegen Bilder, die mit einer DSLR garnicht oder nur sehr schwer möglich sind (
Beispiel).
Ich habe von DSLR (Nikon D80 und Olympus E-410) auf die
Fuji S100FS "abgerüstet" (da ich die Schlepperei leid war). Die Kamera hat fast alle meine Erwartungen erfüllt, wenn nicht teilweise noch übertroffen.
Da ich meist Landschaft und Architektur sowie Makros fotografiere, war das geringe Freistellpotential des deutlich kleineren Sensors kein Thema für mich. Auch das stärker zu Tage tretende Rauschen bei höheren ISO-Werten ist für mich wenig relevant, da ich meist ohnehin mit Stativ bei niedrigen ISO-Werten arbeite. Bei ISO 100 liegt die S100FS in der Bildqualität mit DSLRs fast gleichauf und ist um Längen besser, als so manche Kompaktkamera.
Mit knapp 1kg ist die Kamera auch nicht schwer (wobei ja viele das Gegenteil behaupten); eine D90 mit Tamron 18-270 (vergleichbarer Brennweitenbereich) ist noch schwerer. Die S100FS spart mir die Objektiv-Wechselei, nervt nicht mit einem lauten Spiegelschlag und hat den größeren Sucher (EVF), welcher seinerseits weitere Vorteile bietet: die Wirkung des Weißabgleichs ist unmittelbar sichtbar und das Sofort-Histogramm-Anzeige erspart einem Fehlbelichtungen.
Das Klappdisplay ist besonders bei bodennahen oder Überkopf-Aufnahmen eine große Hilfe (im Systemkamera-Bereich sind Klapp-/Schwenkdisplays immer noch eine Seltenheit: nur Sony [A300, A350], Panasonic [L10, G1] und Olympus [E-3, E-30] bieten bisher dieses Feature).
Positives:
- mit 2/3" größter je in Kompaktkameras eingebauter Sensor (galt bis zum Erscheinen der Sigma DP1)
- größere Tiefenschärfen-Ausdehnung im Vergleich mit DSLR
- tolle Haptik; die Kamera liegt sehr gut in der Hand
- SLR-typisches Bedienungskonzept; sehr viele, vor allem auch manuelle, Einstell- und Konfigurationsmöglichkeiten (vor allem zwei Custom-Speicherplätze)
- sehr gute Bildqualität (vor allem in der Filmsimulation "Soft")
- Bilder mit ISO 1600 sind mindestens bis 10x15, meist auch für weitaus größere Formate, sehr gut brauchbar
- wirkungsvoller Stabilisator
- sehr gutes, vor allem im Weitwinkel lichtstarkes, Objektiv (die oft beklagten CAs liefern alle Objektive solch hohen Brennweitenumfangs - bei der FZ50 z.B. sieht man die CAs, wenn man sich die RAWs anschaut)
- Außer dem Blitzschuh ist noch eine Buchse für externe Blitzanlagen vorhanden
- klappbares Display ermöglicht Bilder aus besonderen Blickwinkeln
- Filmsimulationen (daher S100
FS) sind eine gute Idee, vor allem für Benutzer, die ausgabe-fertige Bilder aus der Kamera erwarten und trotzdem kreativen Spielraum wünschen (aber nicht solchen Schnick-schnack wie die Art-Filter der Olympus E-30!)
- Streulichtblende hat eine entfernbare Aussparung zur leichten Bedienung drehbarer Filter (z.B. Polarisations- Sterneffekt- oder Verlauffilter)
Mankos:
- Display ist zwar klapp- aber nicht drehbar, was Hochformat-Aufnahmen in Extremlagen nicht sehr erleichtert
- Display hat kein Schutzglas, ist aber immerhin recht tief in den Rahmen eingelassen
- zwar viele Direktzugriffsknöpfe aber mir persönlich zuwenig Custom-Positionen auf dem Modus-Wählrad (SP1 und SP2 sollten optional als C3 und C4 zur Verfügung stehen können) und auch kein Button für die Weißabgleichseinstellungen (den Face-Detection-Button hätte man hierfür opfern können)
- manuelle Fokussierung trotz Fokussierring und zentraler Ausschnittsvergrößerung sehr frickelig, d.h. nicht sehr überzeugend gelöst (das kann eine Panasonic Lumix FZ50 deutlich besser)
- CAs könnten von der Firmware herausgerechnet werden (andere Kameras wie die FZ50 oder die Nikon D90 tun das auch)
- RAW-Files sind unkomprimiert und mit ca. 22MB sehr groß
- mitgelieferte RAW-Software ist aus Performance-Gründen unbrauchbar (es gibt zum Glück genug andere Software)
- Blitzgeräte können nicht im TTL-Modus angesteuert werden
- Kamera hat keinen Standby-Modus (wie etwa die FZ50 oder alle mir bekannten DSLRs); nach automatischer Abschaltung muss sie erst aus, dann wieder eingeschaltet werden
- Objektiv hätte im Telebereich etwas lichtstärker sein können (wie das der FZ50)
- In der Filmsimulation VELVIA laufen die Schatten zu schnell zu (ob das bei dem echten VELVIA auch so ist?)
- Akku-Kapazität ist etwas knapp bemessen (habe daher zwei Ersatzakkus)
Über die kleinen Schwächen sehe ich gerne hinweg; die
S100FS ist für mich als
das derzeit überzeugendste und zugleich professionellste All-in-One-Konzept der ideale DSLR-Ersatz!
P.S. ich hatte schon viele Kameras - keine war perfekt; mit kaum einer aber hat mir das Fotografieren so viel Spaß gemacht, wie mit der S100FS!
