Ok, was bedeutet Isoless? Das lese ich nun zum ersten Mal. Die Fujis haben doch auch ganz normal ISO und rauschen bei höhreren Einstellungen (ich habe gelesen ca. 1 Blende schlechter als die 5D Mark IV)?
Zunächst mit der Blende: Fuji verwendet einen anderen Standard für die Angabe des "Iso-"Wertes, das ist also nicht einfach so vergleichbar, weil nicht gleiche Skala. Schlechter kann man also nicht sagen.
Isolos, Iso-Invariant oder Isoless bedeutet folgendes:
Normalerweise haben CMOS Sensoren einen Verstärker pro Zelle implementiert, der vor dem A/D-Wandler sitzt. Das heißt das Signal vom Sensor wird Analog verstärkt, dann in Digital gewandelt und so ins Raw geschrieben. Je nach Implementierung kommt noch ein Boost dazu im Raw.
Bei den Isolosen Kameras ist das nicht der Fall. Das Bild wird immer mit einer festen empfindlichkeit aufgenommen und danach im RAW softwareseitig gepusht. Dafür braucht man theoretisch eine höhere Baseline empfindlichkeit des Sensors und eigentlich einen höheren Dynamikumfang.
Die Auswirkungen an einem Beispiel:
Du hast ein Bild das eignetlich bei ISO 1600 optimal belichtet würde. Jetzt nimmst du die 5D und machst ein Bild bei ISO 200 in der gleichen Belichtungszeit, ebenso mit der Fuji (oder einer Nikon D8xx oder 7RII).
Das Ergebnis sind unterbelichtete Bilder (nehmen wir mal an die ISO Skala wäre gleich).
Das Bild heben wir dann in der Nachbearbeitung um 3 Stops an, was ja einem ISO Wert von 1600 entsprechen würde.
Bei der 5D ergibt sich dadurch ein sehr verrauschtes Bild, weil die Empfindlichkeit des Sensors sehr niedrig eingestellt ist und nicht viele Details aufgenommen werden. Bei den Isolosen dagegen ergibt sich ein (fast) identisches Bild zu dem Korrekt mit ISO 1600 belichteten Bild. Nur fast, weil die Kameras entsprechend dafür ausgelegte Noise Reduction etc. haben.
Der Vorteil ist dabei, dass man bei Isoless sensoren durchaus Verlustfrei unterbelichtet kann, weil die einen scheinbar sehr umfangreichen Dynamikumfang haben. Ich habe das bei schnell bewegenden Nordlichtern genutzt um kurze Belichtungszeiten zu erhalten. Man bekommt auch in den über- bzw. unterbelichteten Bereichen sehr viele Informationen mit ins Raw, was den Dynamikumfang des Bildes deutlich erhöht und manchmal ein recht umfangreiches HDR aus einem Raw ermöglicht.
Auch das Rauschverhalten ist meines erachtens anders. Natürlich rauschen die Sensoren ebenso, aber da eigentlich immer das gleiche Signal in gleicher Stärke aufgenommen wird, erhöht sich das Rauschen nur durch den Push im Raw. Du kannst dir das einfach als Multiplikation vorstellen.
Bei normalen Sensoren mit Verstärkern dagegen hat man einen Push des Analogen Signals, mit so allem was dazu gehört, wie z.B. dass ein viel zu großer Wert entsteht, oder aber der Verstärker nicht linear verstärken kann, oder so. Mit der Folge, dass man für jeden ISO wert eignetlich ein anderes Rauschmuster hat.
Edit:
https://improvephotography.com/34818/iso-invariance/
Das hier erklärt zwar nicht viel, aber es hat zwei Beispielbilder mit der 5D MK III und der XT1 gemacht.
Das ist nicht ganz unerheblichen bei bestimmten Überlegungen. Man kann zwar so wie immer Fotografieren, aber es ergeben sich dadurch auch neue Mögichkeiten. Auch ist das hier angegebene nicht für alle Kameras gültig. Es gibt Sensoren wie den in der 5D MK3 der scheinbar beim Rauschverhalten sehr von "nativem" Iso profitiert und der miserable Ergebnisse liefert wenn man in Post boostet. Die 70D dagegen konnte man Post schon noch Boosten ohne ganz so böses Rauschen zu bekommen, dafür hat man da andere "Probleme" und profitiert auch davon wenn man direkt mit dem richtigen ISO Fotografiert.