Speziell das Thema „Freistellen“ bzw „Schärfentiefe“: ... dass ich durch diesen Effekt VIEL mehr abblenden muss wenn ich ein Foto mit größerer Schärfentiefe schieße, das verhaut mir doch im Prinzip den (Licht)-Vorteil des großen Sensors?
Mach ich denn hier einfach einen generellen Denkfehler? Nämlich dass mir die VF einfach mehr Spielraum im ISO-Bereich bietet? Oder ganz falscher Ansatz? Ich hoffe es kommt rüber wo mich der Schuh drückt ;-)
Mir geht’s vielmehr darum ob es auch anderen ähnlich schwergefallen ist von Crop auf VF umzusteigen und wie diejenigen an der Aufgabe gewachsen sind. Erfahrungen anderer Umsteiger.
Grüße vom Vollformats-Frischling
Du darfst, wie geschrieben, von einer Blende mehr Freistellung ausgehen, und 1+ Blenden besseres ISO-Potenzial.
Insofern ist der Vollformat-Umstieg damit zu vergleichen, dass Du dir ein neues Objektiv mit besserer Offenblende zulegst: Du kannst zwar mit der Offenblende mehr Licht einfangen, aber die Tiefenschärfe wird geringer, wenn Du das nutzt.
Insofern musst man wirklich mehr abblenden wenn man gleiche Tiefenschärfe bei gleichem Abstand und gleichem Bildausschnitt will. (Du musst allerdings nicht "VIEL" mehr abblenden, sondern genau eine Stufe.)
Ich habe konkret am Crop bei Gruppenbildern bei 30mm Brennweite gern mal auf f/4 abgeblendet, da nicht immer Alle schön ausgerichtet auf einer Ebene stehen. Am Vollformat musste ich nun feststellen, dass in vergleichbaren Situationen bei 50mm Brennweite schon f/5.6 angesagt ist. Ich kann damit den Lichtvorteil hier nicht nutzen (wobei allerdings bei derartigen Aufnahmen das Licht nicht das Problem ist).
Dennoch finde ich, dass es einen Rauschvorteil gegenüber z. B. dem Sensor der 550D gibt, da das Rauschen irgendwie gefälliger ist, es gibt kaum "banding", also farbige Rauschlinien, die den Bild-Eindruck auch bei geringer Abbildungsgröße stören. "Gefühlt" sehe ich den Rauschvorteil des Vollformats eher bei 2+ Blenden.
Bei Einzelporträts und available light kann man den Rauschvorteil in der Regel voll nutzen, da hier die geringere Schärfentiefe des VF bei großen Blendenöffnungen wie f/2.8 nicht stört oder sogar erwünscht ist. Gerade bei wenig Licht kann man mit VF noch schöne, stimmungsvolle Bilder machen, die ansonsten zu sehr rauschen würden bzw. verwackeln.
Im Wald, oder im Zimmer, wo oft eine hohe Schärfentiefe erwünscht ist, ist ein leichtes Stativ wahrscheinlich effektiver als das Vollformat. Es wird schneller zu besseren Ergebnissen führen, insbesondere, wenn auf das Licht geachtet wird. Aber man hat nicht immer das Stativ dabei...
Dem Vollformat würde ich gefühlt trotz der Theorie wegen des gefälligeren Rauschens noch einen Belichtungsvorteil von 0,5-1 Stufe zusprechen, insofern würde ich mit gutem Gewissen abblenden und ISO raufdrehen, wenn eine bestimmte Scharfentiefe noch aus der Hand geschossen werden soll.
Fürs Vollformat ist evtl. ein Vorteil, dass mit dem 16-35 ein lichtstarkes und schnelles Ultraweitwinkel-USM-Objektiv zur Verfügung steht, was es beim Crop nur von Drittherstellern gibt (wobei ich das Tokina 11-16 f/2.8 immer sehr gerne nehme, obwohl es etwas flareanfällig ist.)
Fazit:
Das Vollformat hat mehr Möglichkeiten in Bezug auf Available Light und Freistellung. Die geringe Tiefenschärfe lässt sich einfach durch Abblenden ausgleichen (mehr als eine Stufe im Vergleich zur Crop-Kamera sollte es aber nicht sein!). Insofern sehe ich mehr Licht als Schatten.
Und auch die nicht zur Belichtung gehörenden Vorteile, wie ein großes, helles Sucherbild oder ein weniger empfindlicher Autofokus sollten nicht vernachlässigt werden.
Gruß Eca
N.B. Im übrigen bin ich natürlich auch schwer dafür, von Kleinbild statt Vollformat zu sprechen.