Immer ruhig mit den jungen Gäulen...
Hier kommen mehrere Probleme zusammen, die man gut sortiert betrachten sollte:
1. Wir haben zentral sehr helle Bereiche im Bild, die von dunkleren Regionen (Schatten und dunklen Wäldern) umgeben sind.
2. Mit Integralmessung hat man hier bessere Chancen als mit der mittenbetonten oder der Spotmessung oder aber man müsste bei letzterer mehrere Bereiche anmessen und einen Mittelwert bilden.
3. Übricherweise sollte Schnee mit der manuellen Belichtungskorrektur gezielt etwas "überbelichtet" werde, weil er heller ist als die 18 % Grau Referenzwert. Nur so gelangt man zu einem überwiegend korrekten Bild.
4. Wer genug Zeit hat, um ein paar Probeaufnahmen zu riskieren, sollte sich die Bilder in der Kamera-Rückschau mit dem RGB-Histogramm anschauen, weil man sich so ziemlich gut an eine optimale Belichtung herantasten kann. Wichtig ist, möglichst vollständige Tonwertkurven bis an die Ränder heran zu erhalten, ohne dass einzelne Kanäle abgeschnitten werden oder das Histogramm sprengen.
5. Der unter Punkt 1 genannte Umstand wirkt sich bei mittenbetonter Messung und ohne manuelle Belichtungskorrektur am verheerendsten aus:
Es wird nur der sonnenbeschienene Schnee gewichtet - hui ist das hell schreit der Belichtungsmesser und regelt das Ganze bis auf 18 % Grau herunter. Damit sind dann die Schattenpartien definitiv unterbelichtet und die dunklen Wälder saufen regelrecht ab.
6. Mit der manuellen Belichtungskorrektur wird der "dumme" Belichtungsmesser lediglich überlistet - wir sagen ihm durch die Korrektur, welches die bildwichtigen Details unseres Bildes sind, um sie so besser gewichtet zu bekommen. In Wirklichkeit überbelichten wir gar nicht, sondern teilen dem Belichtungsmesser lediglich mit wo wir unseren Schwerpunkt bei dem Motiv setzen. So erhalten wir eine gut gewichtete und korrekt belichtete Aufnahme.
7. In der Nachbearbeitung kann man unter schwierigen Lichtverhältnissen auch mehrere RAW-Entwicklungen erzeugen - jeweils auf die Lichter und die Schatten hin optimiert - und sie dann gut gewichtet wieder zusammenbringen.
8. Dazu braucht es viel Feingefühl, ein gutes Auge und auch "Bauchgefühl" für die natürlichen Lichtverhältnisse - denn wenn man es übertreibt, kann das Bild verflachen.
9. Solche Bilder verlangen eine selektive Arbeitsweise - Lichter, Mitteltöne und Tiefen müssen separat behandelt werden, damit man möglichst gut zwischen Kamera-Sicht und Fotografen-Sicht übersetzt.
10. Selektives Arbeiten heisst u.a. auch: die Details über die lokalen Kontraste in den verschiedenen Tonwertbereichen holen und dabei nicht die Gewichtung der natürlichen Lichtverhältnisse zu verlieren. (Verhältnis Mikrokontraste zu Makrokontrasten)
LG Steffen