Es könnte. Wenn die Brennweite ausreichend kurz ist, um aus der erzielbaren Höhe den Tisch ganz drauf zu bekommen, geht es - indem man, wie vorgeschlagen, die perspektivische Verzerrung per Software korrigiert.Warum soll das mit mit der vorhandenen Kamera nicht funktionieren? Was spricht gegen die Kit-Linse, ausser dass sie nicht die allerbeste Abbildungsqualität hat?
Die Nachteile davon:
- Durch die Korrektur in Software werden Teile des Bildes gestaucht bzw. gedehnt - und je nach Winkel erheblich. Das verringert die Qualität.
- Wenn der Sensor nicht parallel zum Tisch ist, ist nicht die ganze Tischoberfläche gleicht scharf. (Es sei denn, man verwendet ein Tilt-Objektiv - aber das kann dann vermutlich auch shiften.) Ja, je nach Brennweite und Blende ist trotzdem der ganze Tische im Bereich ausreichender Schärfe. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man bei einem Display trotzdem recht deutlich sieht, wo die Schärfeebene selbst liegt, es also am schärfsten ist.
- Die Gefahr von Moirés wird vergrößert, wenn das Verhältnis von Pixelpitch des Displays in dessen Abbildung auf dem Sensor und des Sensors nicht überall gleich ist. Was zwangsläufig der Fall ist, wenn Teile des Displays weiter vom Sensor entfernt sind als andere.
Das verstehe ich nicht. Wenn Sensor und Tisch parallel sind, hast du je nach Auflösungen und Abbildungsmaßstab überall Moirés oder nirgends. Wenn sich der Abbildungsmaßstab über das Bild hinweg ändert, hast du eine viel "bessere" Chance, dass es irgendwo Störfrequenzen gibt.Weshalb sollte es zu einem Moire kommen? Schau dir das Beispielbild an. Das wurde in einem Winkel von ca. 45º fotografiert, so dass es keine Rasterüberlappung geben kann.
Ob das hier notwendig ist oder nicht, kann ich nicht sagen - das hängt auch vom Qualitätsanspruch ab. Tatsache ist aber: Für recht genau sowas gibt es Shift-Objektive: Du willst in eine andere Richtung "gucken" als genau geradeaus - dabei aber die Kamera nicht drehen, sondern den Sensor parallel zu einer Fläche lassen, die nicht verzerrt werden soll.Ich kann ja gut verstehen, dass manch ambitionierter Amateur immer nach guten Gründen sucht, die es rechtfertigen, das geliebte Kameraequipment zu erweitern. Hier sehe ich aber keinerlei Notwendigkeit.
Klassiker: Du willst ein Gebäude ohne stürzende Linien aufnehmen. Wenn du nun nicht zufällig die Möglichkeit hast, in passender Entfernung auf etwa die halbe Höhe des Gebäudes zu kommen, musst du das Bild von unten auf der Straße machen. Schwenkst du die Kamera nach oben, erhältst du stürzende Linien. Also Kamera geradeaus und nach oben shiften.
Klar, ursprünglich wurden die Objektive entwickelt, weil es quasi keine andere Möglichkeit gab. Heute geht alles in Software. Und ggf. braucht es dann einfach keine Shift-Objektive mehr. Allerdings kann man damit potenziell eine höhere Qualität erzeugen, da man weder einen Großteil der Sensorfläche abschneiden, noch Bildanteile in Software strecken oder stauchen muss.
Hat man genau 90° von oben, bleibt das Rechteck ein Rechteck. Egal ob der Tisch in der Mitte das Bildes steht oder nicht. Also will man die Kamera möglichst exakt nach unten ausrichten (90°). Um den Tisch dann formatfüllend im Bild zu haben, muss die Kamera exakt mittig über dem Tisch hängen. Wenn das geht, ist das Thema erledigt. Nach meinem Verständnis der Fragestellung geht es hier aber nicht, sondern die Kamera muss in einer Dimension außermittig angebracht werden. Nun ergeben sich drei Möglichkeiten, damit am Ende der Tisch trotzdem rechteckig bleibt:Geht man davon, dass der Tisch 80cm hoch ist und man ebenfalls den Tisch/Screen aus einem Winkel von 45º fotografieren will, dann muss das Stativ min. 1,60m hoch sein. Daraus dürfte sich dann eine sehr kurze Brennweite ergeben. Was ein sehr verzerrtes Trapez ergibt und das Ausrichten der Kamera noch mal schwerer macht. Will man das nicht braucht es entweder eine längere Brennweite und damit ein höheres Stativ oder man ändert den Aufnahmewinkel in Richtung 90º. Wahrscheinlich wird es eine Mischung aus beidem.
- Ich nehme eine so kurze Brennweite, dass die Kamera trotz außermittiger Aufhängung und Blick genau nach unten noch den ganzen Tisch aufnimmt. In der Richtung, zu der die Kameraposition verschoben ist, ist auch entsprechend viel Unwichtiges neben dem Tisch mit im Bild. Der Tisch ist aber immer noch rechteckig, weil die Kamera genau nach unten zeigt. Vorteile:
- Ich muss ihn in Software "nur" noch ausschneiden, aber nicht mehr entzerren.
- Ich brauche kein Shift-Objektiv
- Ich brauche eine entsprechend kurze Brennweite.
- Ich verliere Sensorfläche (und damit auch -auflösung), weil ich ja einen gehörigen Teil des aufgenommenen Bildes wegschneide.
- Ich nehme ein Shift-Objektiv. Dann muss die Brennweite nur so kurz sein, dass der Tisch bei exakt mittiger Aufhängung der Kamera gerade so draufpasst. Die Tatsache, dass diese mittige Aufhängung nicht möglich ist, wird durch Shiften korrigiert. Das ist eigentlich die gleiche Lösung wie die erste - nur optisch umgesetzt, statt in Software. Der Sensor bekommt schon nur den richtigen Ausschnitt aus einem größeren Bildkreis zu "sehen".
Vorteile:- In Software muss ich theoretisch nichts mehr machen - praktisch vermutlich kleinere Ungenauigkeiten korrigieren.
- Ich nutze den vollen Sensor aus.
- Ich brauche halt ein Shift-Objektiv.
- Ich drehe die Kamera so, dass sie nicht mehr exakt nach unten guckt, sondern "rüber" zur Mitte des Tisches.
Vorteile:- Ich brauche kein spezielles Objektiv, auch keine besonders kurze Brennweite.
- Auch hier wird der volle Sensor ausgenutzt.
- Jetzt ist durch die Verdrehung der Kamera der Tisch zum Trapez verzerrt. Um das zu korrigieren, muss ich in Software erstens Aufwand treiben und zweitens durch Dehnen / Stauchen die Qualität verringern.