mittelhessen
Themenersteller
Ohne Schwerpunkt auf bestimmte Marken, wird hier im Forum immer wieder mal vom sogenannten Fehlfokus berichtet. Dieser kann sich entweder als Front- (FF) oder Backfokus (BF) auswirken. Im Endeffekt bedeudet das, dass eine Ebene scharf abgebildet wird, die entweder vor (FF) oder hinter (BF) dem anvisierten Fokusziel liegt.
Da die Schärfentiefe mit offener Blende (=kleiner Blendenzahl) immer geringer wird, wird ein evtl. vorhandener Fehlfokus dadurch eher ersichtlich, als in abgeblendetem Zustand.
Ein klassischer Fehlfokus tritt ausschließlich bei Verwendung des Phasen-AF auf und nicht bei Benutzung des Kontrast-AF (z. B. bei Nutzung von LiveView oder bei Kompakt- oder Bridgekameras)!
die Probleme des Fokustests:
Aufgrund vieler Threads hier im Forum und sogar in Fachzeitschriften, wird scheinbar ein neues Problembewusstsein geschaffen. Wer bisher mit dem Autofokus beim Fotografieren zufrieden war und keine kontinuierlichen Fehlfokussierungen feststellen konnte, kann meiner Meinung nach an dieser Stelle aufhören zu lesen und weiter mit Freude seinem Hobby nachgehen. Für Benutzer die echte Probleme mit stetiger Fehlfokussierung haben und/oder viel Zeit haben, können sich die folgenden Zeilen mit Geduld durchlesen. Ein privater, aussagekräftiger Fokustest wird nicht in 5-10 Minuten zwischen Tür und Angel durchgeführt!
Zu genüge findet man Beispiele völlig fehlerhaft durchgeführter Fokustests, deren Ergebnisse nicht verwertbar sind, weil grundlegende Fehler beim Aufbau gemacht wurden. Solche Fokustests kann man sich getrost sparen, weil sie nicht repräsentativ für das jeweilge Objektiv oder den verwendeten Body sind.
Mein Ziel ist es, dass man, mit Hilfe der nachfolgenden Erläuterungen, einen Fokustest sinnvoll und verwertbar durchführen kann.
die Durchführung:
1.) Der Fokustest soll bei Tageslicht durchgeführt werden! Kunstlicht oder Mischlicht kann den Autofokus beeinflussen und zu einem Fehlfokus führen der als solcher bei Tageslicht nicht reproduzierbar ist. Reines Tageslicht ist also die Referenz zum Testen! Andererseits können Benutzer, die die zu testende Body-/Objektivkombination ausschließlich im Studio unter immer exakt gleichen Kunstlichtbedingungen einsetzen, auch unter solchen testen. Eine evtl. Abweichung ergibt sich dann demzufolge bei Tageslicht oder Mischlicht.
2.) Die Kamera muss zwingend auf ein stabiles Stativ montiert werden. Diesen Test freihand sauber und exakt durchzuführen ist unmöglich!
3.) Aus dem Internet lädt man sich ein passendes Testchart zum Ausdrucken herunter. Die Begriffe zum Googlen lauten z. B. "Fokustestchart", "Fokustarget" usw. (verschiedene Schreibweisen ausprobieren!). In der Regel liegen sie als PDF-Datei vor. Wer wirklich an einem solchen Test interessiert ist, wird die entsprechenden Quellen sicher schnell finden.
4.) Meine persönliche Empfehlung ist eine Variante des Testcharts zu nehmen, bei der der anzufokussierende Punkt ausgeschnitten und damit senkrecht zur Fotografierrichtung gestellt werden kann. Versionen mit einem schrägen Fokusfeld halte ich persönlich für wenig geeignet, da dabei die Toleranz zu groß ist und nicht exakt bestimmt werden kann, ob die Kamera tatsächlich mittig auf das Fokusfeld fokussieren wird. Wenn das Fokusfeld dann noch relativ groß ist, wird dieses Problem verstärkt. Auch wenn es nur um geringe Abweichungen geht, so sollten diese durch im Voraus vermieden werden, da sie der Erkennung eines Fehlfokus sonst entweder entgegen oder unterstützend wirken.
5.) Das Testchart selber sollte auf normalem, mattem und weißen Papier ausgedruckt werden. Glänzendes Fotopapier ist aufgrund möglicher Reflektionen ebenso ungeeignet wie dunkles Recyclingpapier dessen Materialstruktur so stark sein kann, dass u. U. die Kamera sogar darauf (unmerklich) fokussiert. Beim Blatt sollte man die richtige zu bedruckende Seite wählen (Pfeilmarkierung auf der Verpackung bzw. die glattere, unstrukturierte Seite). Beim Einzug ist darauf zu achten, dass das Blatt gerade eingezogen wird und im Druckertreiber eine hohe Druckqualität gewählt wird. Ein Druck beispielsweise im Entwurfsmodus eines Tintenstrahldruckers könnte auf ungeeignetem Papier zu einem unpräzisen Druck führen, was die spätere Erkennung erschwert.
6.) Das Testchart sollte, der (i. d. R. mitgelieferten) Anleitung entsprechend, sauber ausgeschnitten und gerade aufgestellt werden. Als geeigneter Aufstellort empfiehlt sich beispielsweise ein Tisch, wobei ich gerade in Innenräumen noch mal speziell auf Punkt 1.) hinweisen möchte. Da es nicht um eine quantitative Feststellung eines möglichen Fehlfokus geht, sondern nur um eine qualitative Bewertung (Fehlfokus ja oder nein -> FF oder BF), spielt auch der Aufstellwinkel des Testcharts eine untergeordnete Rolle. Je flacher das Testchart aufgestellt wird, desto eher wird ein möglicher Fehlfokus sichtbar werden. Ein sehr Steil aufgestelltes Testchart bietet keine ausreichende Beurteilungsmöglichkeit, da die entsprechende Tiefe fehlt. Ebenso ist ein extrem flach aufgestelltes Chart ungeeignet, da sich z. B. schon mimimale Toleranzen fälschlicherweise als derb ausgeprägter Fehlfokus äussern könnten. Für die Praxis ist daher ein Aufstellwinkel von etwa 45°-60° gegenüber der Senkrechten (entspricht einer Neigung von 30°-45° aus der Waagerechten) empfehlenswert.
7.) Die Kamera kommt aufs Stativ und wird auf die gleiche Höhe wie das Testchart positioniert. Es gibt auch Anleitungen zum Abfotografieren eines flach auf dem Tisch liegenden Testcharts. Da dann jedoch die Kamera im entsprechenden Winkel positioniert werden muss, halte ich den Aufbau eines schräg aufgestellten Testcharts und einer gerade ausgerichteten Kamera für einfacher und praktikabler.
8.) Als kleinster Abstand zwischen Kamera und Testchart, wird zuerst der Nahabstand des benutzten Objektivs gewählt. Das entspricht den gängigen Anleitungen auf den Testcharts. Der Nahabstand des Objektivs ist dessen technischer Dokumentation zu entnehmen. Es ist der Abstand der Sensorebene des Bodys (Markierung auf dem Body!) bis zum Fokusfeld des Testcharts. Der Nahabstand darf auf keinen Fall unterschritten werden, weil dann eine Fehlfokussierung zwangsläufig die Folge wäre. Demzufolge empfehle ich, eher den Abstand 5 cm größer zu wählen, als 1 cm zu gering. Bei einem Zoomobjektiv wählt man zunächst die Weitwinkelstellung. Nachdem die Testaufnahmen (den nachfolgenden Punkten entsprechend) durchgeführt wurde, sollte man die gleiche Prozedur mit dem Abstand 50*f (f=Brennweite des Objektivs) nach einer Empfehlung von Canon durchführen. Damit ist gewährleistet, dass die Messung keinesfalls am Nahabstand des Objektivs liegt und damit Abweichungen im extremen Nahbereich vermieden werden. Bei noch höheren Abständen, stellt sich das Problem ein, dass durch den größeren Abstand die Schärfentiefe zu groß wird. Damit das Testchart groß genug auf dem Ergebnis zu sehen ist, muss man (beim Zoomobjektiv) die Brennweite so wählen, dass das Testchart annähernd bildfüllend zu sehen ist. Bei Festbrennweiten sollte das Testchart mindestens in der Nähe des Nahabstandes, aber auch in einiger Entfernung fotografiert werden. Bei Zoomobjektiven gilt das Gleiche, allerdings sollte man hier auch bei verschiedenen Brennweiten (z. B. Anfangsbrennweite, mittlere Brennweite und Endbrennweite) testen. Wieso das so ist, wird weiter unten unter "das Resultat" begründet.
9.) Kamera und Testchart werden so justiert, dass der Fokuspunkt des Testcharts exakt im Zentrum des mittleren
AF-Feldes positioniert ist. Die Ausrichtung des Testcharts muss weiterhin absolut gerade sein, so dass sämtliche horizontale Linien des Charts auch absolut horizontal im Sucher/Display zu sehen sind (Tipp: Hilfsgitter einblenden). Das Testchart ist dann als Trapez zu sehen, dessen oberen beiden Ecken zur jeweiligen Ecke des Suchers/Displays exakt den gleichen Abstand haben. Das Gleiche gilt für die beiden unteren Ecken. Nach der Ausrichtung ist zu überprüfen, ob der Fokuspunkt immer noch exakt mittig sitzt. Zur Positionierung kann auch der LiveView-Modus sehr hilfreich sein, da damit das Testchart und seine Positionierung gut zu sehen sind und Hilfslinien eingeblendet werden können.
10.) Ein Bildstabilisator ist wegen des Stativbetriebs unnötig und sollte daher als mögliche weitere Fehlerquelle definitiv ausgeschaltet werden. Damit wird auch einer möglichen Dezentrierung der Optik durch einen optischen Stabi im Objektiv vermieden und möglichen Verwackelungen durch das Nichterkennen des Stativbetriebs vorgebeugt.
11.) Im Body wählt man die Zeitautomatik (Blendenvorwahl) und stellt die kleinstmögliche Blendenzahl ein. Gegen kleine Erschütterungen ist die SVA (Spiegelvorauslösung),
sowie der Einsatz eines Kabel-/Funkfernauslösers empfehlenswert. Alternativ zum Fernauslöser kann man auch den Selbstauslöser der Kamera benutzen. Die Empfindlichkeit (ISO) kann man auf AUTO stehen lassen. Auch höhere Empfindlichkeiten wie ISO800 stellen, je nach Body, kein Problem da. Auf sehr hohe ISOs (>1600) sollte man jedoch möglichst verzichten, weil dadurch das stark ansteigende
Rauschverhalten einer guten Beurteilung wieder entgegenwirkt. Leichtes Rauschen ist bei diesem Test jedoch absolut zweitrangig.
12.) Selbstverständlich ist natürlich, dass auschließlich das zentrale AF-Feld und der Phasen-AF zu wählen sind. Also keine AF-Automatik, kein AF-Servo, kein LiveView oder ähnliches!
13.) Am Besten benutzt man eine leere Speicherkarte und notiert sich zur jeweiligen Bildnummer die gewählten Einstellungen (z. B. Phasen-AF oder LiveView, Anfahrrichtung des Fokusmotors).
14.) Mit Hilfe der MF-Stellung sorgt man dafür, dass man den Fokus drei Mal von der Naheinstellgrenze und drei Mal von der
Unendlichkeitsstellung anfahren lässt. Dadurch wird vermieden, dass es nur anhand des mechanischen Spiels im Antrieb zu einer Fehlfokussierung kommt.
15.) Zur Kontrolle kann man gerne das Gleiche mit eingeschaltetem LiveView (Kontrast-AF) wiederholen. Die Fokussierung über LiveView muss in jedem Fall korrekt sitzen und sollte unabhängig von der Anfahrrichtung des Fokusmotors sein.
die Auswertung:
Bei der Betrachtung der Bilder, ist keine quantitative Beurteilung eines Fehlfokus möglich. Da der exakte Aufstellwinkel des Testcharts unbekannt ist, kann man auch keine Aussagen in Form von "2 cm Frontfokus" oder "3 cm Backfokus" treffen. Es geht darum qualitativ zu überprüfen, ob die Schärfeebene exakt auf dem Fokusfeld liegt. Um dies zu bestimmen überprüft man die Linien auf dem Testchart die jeweils vor und hinter dem Fokusfeld horizontal gestaffelt sind. Je nach Blende und Abstand, ist um das Fokusfeld (meistens Nullinie) zunächst alles scharf abgebildet. Erst in einem gewissen Abstand beginnt man die Unschärfe wahrzunehmen. Diese muss dann sowohl hinter, als auch vor dem Fokusfeld den gleichen Abstand zur Nullinie aufweisen, sofern korrekt (ohne Fehlfokus) fokussiert wird. Erst wenn kontinuierlich, d. h. für alle jeweils drei Aufnahmen, von jeder Anfahrrichtung des Fokusmotors und über alle Abstände vom Body zum Testchart eine Verschiebung erkennbar ist, kann man davon ausgehen, dass tatsächlich ein Fehlfokus vorhanden ist. Der Fehlfokus muss links und rechts vom Fokusfeld exakt gleich zu erkennen sein. Anderweitig liegt ein unsauberer Testaufbau (ungerade Ausrichtung des Testcharts) oder gar eine mögliche Dezentrierung des Objektivs vor.
Liegt das Schärfemaximum vor der Nulllinie, spricht man von einem Frontfokus (FF). Liegt das Schärfemaximum hinter der
Nulllinie, spricht man von einem Backfokus (BF).
das Resultat:
In der Praxis, macht sich ein vorhandener Fehlfokus oftmals deutlich weniger bemerkbar, als bei diesem Test. Zu sehr geringen Abweichungen kommt es bei fast jeder Body-/Objektivkombination und diese sind kein Grund für eine Reklamation und den Service. Erst wenn die Abweichung deutlich anhand des Testcharts zu erkennen und reproduzierbar ist und sich letztendlich auch im Praxisbetrieb erkennen lässt, sollte man über eine Justierung nachdenken. Wichtig ist zu bemerken, dass ein Fehlfokus brennweitenabhängig sein kann und auch vom Motivabstand abhängen kann. Es ist wichtig, sich ständig im Kopf zu behalten, dass sich ein Fehlfokus je nach Brennweite/Motivabstand verstärken, vermindern oder gar verschwinden kann.
Eine Fokuskorrektur im Body (über das AF-Finetuning) berücksichtigt keine Brennweiten und Motivabstände und kann daher nur als temporäre Notlösung angesehen werden. Ein Objektiv sollte daher ohne AF-Finetuning (= Stellung 0) das beste Ergebnis liefern.
der Service:
Prinzipiell kann ein Fehlfokus sowohl vom Objektiv, als auch vom Body verursacht werden. Demnach kann auch deren Kombination dafür verantwortlich sein. Worin der Fehlfokus nun begründet ist (durch den Body, durch das Objektiv oder die Kombination), kann man (wenn überhaupt!) nur durch das Ausschlussverfahren feststellen.
Denkbar ist auch, dass z. B. ein Objektiv einen FF aufweist, der Body dagegen einen BF und sich beides in der Kombination eliminiert. Ebenso kann sich ein Body mit einem BF (oder FF) und einem Objektiv mit BF (oder FF) zu einem sehr erheblichen BF (oder FF) addieren. Normalerweise werden sowohl Bodys, als auch Objektive an sogenannten Referenzen justiert. Dritthersteller von Objektiven bieten auch die Möglichkeit an, das Objektiv an die Kamera anpassen zu lassen. Dabei wird selbstverständlich an der mitzuschickenden Kamera gar nichts gemacht, sondern diese dann nur als Referenz genutzt. Wichtig dabei wäre, dass der Body als grobe Fehlerquelle ausgeschlossen ist und ggf. schon auf die markeneigene Referenz justiert wurde.
Da die Schärfentiefe mit offener Blende (=kleiner Blendenzahl) immer geringer wird, wird ein evtl. vorhandener Fehlfokus dadurch eher ersichtlich, als in abgeblendetem Zustand.
Ein klassischer Fehlfokus tritt ausschließlich bei Verwendung des Phasen-AF auf und nicht bei Benutzung des Kontrast-AF (z. B. bei Nutzung von LiveView oder bei Kompakt- oder Bridgekameras)!
die Probleme des Fokustests:
Aufgrund vieler Threads hier im Forum und sogar in Fachzeitschriften, wird scheinbar ein neues Problembewusstsein geschaffen. Wer bisher mit dem Autofokus beim Fotografieren zufrieden war und keine kontinuierlichen Fehlfokussierungen feststellen konnte, kann meiner Meinung nach an dieser Stelle aufhören zu lesen und weiter mit Freude seinem Hobby nachgehen. Für Benutzer die echte Probleme mit stetiger Fehlfokussierung haben und/oder viel Zeit haben, können sich die folgenden Zeilen mit Geduld durchlesen. Ein privater, aussagekräftiger Fokustest wird nicht in 5-10 Minuten zwischen Tür und Angel durchgeführt!
Zu genüge findet man Beispiele völlig fehlerhaft durchgeführter Fokustests, deren Ergebnisse nicht verwertbar sind, weil grundlegende Fehler beim Aufbau gemacht wurden. Solche Fokustests kann man sich getrost sparen, weil sie nicht repräsentativ für das jeweilge Objektiv oder den verwendeten Body sind.
Mein Ziel ist es, dass man, mit Hilfe der nachfolgenden Erläuterungen, einen Fokustest sinnvoll und verwertbar durchführen kann.
die Durchführung:
1.) Der Fokustest soll bei Tageslicht durchgeführt werden! Kunstlicht oder Mischlicht kann den Autofokus beeinflussen und zu einem Fehlfokus führen der als solcher bei Tageslicht nicht reproduzierbar ist. Reines Tageslicht ist also die Referenz zum Testen! Andererseits können Benutzer, die die zu testende Body-/Objektivkombination ausschließlich im Studio unter immer exakt gleichen Kunstlichtbedingungen einsetzen, auch unter solchen testen. Eine evtl. Abweichung ergibt sich dann demzufolge bei Tageslicht oder Mischlicht.
2.) Die Kamera muss zwingend auf ein stabiles Stativ montiert werden. Diesen Test freihand sauber und exakt durchzuführen ist unmöglich!
3.) Aus dem Internet lädt man sich ein passendes Testchart zum Ausdrucken herunter. Die Begriffe zum Googlen lauten z. B. "Fokustestchart", "Fokustarget" usw. (verschiedene Schreibweisen ausprobieren!). In der Regel liegen sie als PDF-Datei vor. Wer wirklich an einem solchen Test interessiert ist, wird die entsprechenden Quellen sicher schnell finden.
4.) Meine persönliche Empfehlung ist eine Variante des Testcharts zu nehmen, bei der der anzufokussierende Punkt ausgeschnitten und damit senkrecht zur Fotografierrichtung gestellt werden kann. Versionen mit einem schrägen Fokusfeld halte ich persönlich für wenig geeignet, da dabei die Toleranz zu groß ist und nicht exakt bestimmt werden kann, ob die Kamera tatsächlich mittig auf das Fokusfeld fokussieren wird. Wenn das Fokusfeld dann noch relativ groß ist, wird dieses Problem verstärkt. Auch wenn es nur um geringe Abweichungen geht, so sollten diese durch im Voraus vermieden werden, da sie der Erkennung eines Fehlfokus sonst entweder entgegen oder unterstützend wirken.
5.) Das Testchart selber sollte auf normalem, mattem und weißen Papier ausgedruckt werden. Glänzendes Fotopapier ist aufgrund möglicher Reflektionen ebenso ungeeignet wie dunkles Recyclingpapier dessen Materialstruktur so stark sein kann, dass u. U. die Kamera sogar darauf (unmerklich) fokussiert. Beim Blatt sollte man die richtige zu bedruckende Seite wählen (Pfeilmarkierung auf der Verpackung bzw. die glattere, unstrukturierte Seite). Beim Einzug ist darauf zu achten, dass das Blatt gerade eingezogen wird und im Druckertreiber eine hohe Druckqualität gewählt wird. Ein Druck beispielsweise im Entwurfsmodus eines Tintenstrahldruckers könnte auf ungeeignetem Papier zu einem unpräzisen Druck führen, was die spätere Erkennung erschwert.
6.) Das Testchart sollte, der (i. d. R. mitgelieferten) Anleitung entsprechend, sauber ausgeschnitten und gerade aufgestellt werden. Als geeigneter Aufstellort empfiehlt sich beispielsweise ein Tisch, wobei ich gerade in Innenräumen noch mal speziell auf Punkt 1.) hinweisen möchte. Da es nicht um eine quantitative Feststellung eines möglichen Fehlfokus geht, sondern nur um eine qualitative Bewertung (Fehlfokus ja oder nein -> FF oder BF), spielt auch der Aufstellwinkel des Testcharts eine untergeordnete Rolle. Je flacher das Testchart aufgestellt wird, desto eher wird ein möglicher Fehlfokus sichtbar werden. Ein sehr Steil aufgestelltes Testchart bietet keine ausreichende Beurteilungsmöglichkeit, da die entsprechende Tiefe fehlt. Ebenso ist ein extrem flach aufgestelltes Chart ungeeignet, da sich z. B. schon mimimale Toleranzen fälschlicherweise als derb ausgeprägter Fehlfokus äussern könnten. Für die Praxis ist daher ein Aufstellwinkel von etwa 45°-60° gegenüber der Senkrechten (entspricht einer Neigung von 30°-45° aus der Waagerechten) empfehlenswert.
7.) Die Kamera kommt aufs Stativ und wird auf die gleiche Höhe wie das Testchart positioniert. Es gibt auch Anleitungen zum Abfotografieren eines flach auf dem Tisch liegenden Testcharts. Da dann jedoch die Kamera im entsprechenden Winkel positioniert werden muss, halte ich den Aufbau eines schräg aufgestellten Testcharts und einer gerade ausgerichteten Kamera für einfacher und praktikabler.
8.) Als kleinster Abstand zwischen Kamera und Testchart, wird zuerst der Nahabstand des benutzten Objektivs gewählt. Das entspricht den gängigen Anleitungen auf den Testcharts. Der Nahabstand des Objektivs ist dessen technischer Dokumentation zu entnehmen. Es ist der Abstand der Sensorebene des Bodys (Markierung auf dem Body!) bis zum Fokusfeld des Testcharts. Der Nahabstand darf auf keinen Fall unterschritten werden, weil dann eine Fehlfokussierung zwangsläufig die Folge wäre. Demzufolge empfehle ich, eher den Abstand 5 cm größer zu wählen, als 1 cm zu gering. Bei einem Zoomobjektiv wählt man zunächst die Weitwinkelstellung. Nachdem die Testaufnahmen (den nachfolgenden Punkten entsprechend) durchgeführt wurde, sollte man die gleiche Prozedur mit dem Abstand 50*f (f=Brennweite des Objektivs) nach einer Empfehlung von Canon durchführen. Damit ist gewährleistet, dass die Messung keinesfalls am Nahabstand des Objektivs liegt und damit Abweichungen im extremen Nahbereich vermieden werden. Bei noch höheren Abständen, stellt sich das Problem ein, dass durch den größeren Abstand die Schärfentiefe zu groß wird. Damit das Testchart groß genug auf dem Ergebnis zu sehen ist, muss man (beim Zoomobjektiv) die Brennweite so wählen, dass das Testchart annähernd bildfüllend zu sehen ist. Bei Festbrennweiten sollte das Testchart mindestens in der Nähe des Nahabstandes, aber auch in einiger Entfernung fotografiert werden. Bei Zoomobjektiven gilt das Gleiche, allerdings sollte man hier auch bei verschiedenen Brennweiten (z. B. Anfangsbrennweite, mittlere Brennweite und Endbrennweite) testen. Wieso das so ist, wird weiter unten unter "das Resultat" begründet.
9.) Kamera und Testchart werden so justiert, dass der Fokuspunkt des Testcharts exakt im Zentrum des mittleren
AF-Feldes positioniert ist. Die Ausrichtung des Testcharts muss weiterhin absolut gerade sein, so dass sämtliche horizontale Linien des Charts auch absolut horizontal im Sucher/Display zu sehen sind (Tipp: Hilfsgitter einblenden). Das Testchart ist dann als Trapez zu sehen, dessen oberen beiden Ecken zur jeweiligen Ecke des Suchers/Displays exakt den gleichen Abstand haben. Das Gleiche gilt für die beiden unteren Ecken. Nach der Ausrichtung ist zu überprüfen, ob der Fokuspunkt immer noch exakt mittig sitzt. Zur Positionierung kann auch der LiveView-Modus sehr hilfreich sein, da damit das Testchart und seine Positionierung gut zu sehen sind und Hilfslinien eingeblendet werden können.
10.) Ein Bildstabilisator ist wegen des Stativbetriebs unnötig und sollte daher als mögliche weitere Fehlerquelle definitiv ausgeschaltet werden. Damit wird auch einer möglichen Dezentrierung der Optik durch einen optischen Stabi im Objektiv vermieden und möglichen Verwackelungen durch das Nichterkennen des Stativbetriebs vorgebeugt.
11.) Im Body wählt man die Zeitautomatik (Blendenvorwahl) und stellt die kleinstmögliche Blendenzahl ein. Gegen kleine Erschütterungen ist die SVA (Spiegelvorauslösung),
sowie der Einsatz eines Kabel-/Funkfernauslösers empfehlenswert. Alternativ zum Fernauslöser kann man auch den Selbstauslöser der Kamera benutzen. Die Empfindlichkeit (ISO) kann man auf AUTO stehen lassen. Auch höhere Empfindlichkeiten wie ISO800 stellen, je nach Body, kein Problem da. Auf sehr hohe ISOs (>1600) sollte man jedoch möglichst verzichten, weil dadurch das stark ansteigende
Rauschverhalten einer guten Beurteilung wieder entgegenwirkt. Leichtes Rauschen ist bei diesem Test jedoch absolut zweitrangig.
12.) Selbstverständlich ist natürlich, dass auschließlich das zentrale AF-Feld und der Phasen-AF zu wählen sind. Also keine AF-Automatik, kein AF-Servo, kein LiveView oder ähnliches!
13.) Am Besten benutzt man eine leere Speicherkarte und notiert sich zur jeweiligen Bildnummer die gewählten Einstellungen (z. B. Phasen-AF oder LiveView, Anfahrrichtung des Fokusmotors).
14.) Mit Hilfe der MF-Stellung sorgt man dafür, dass man den Fokus drei Mal von der Naheinstellgrenze und drei Mal von der
Unendlichkeitsstellung anfahren lässt. Dadurch wird vermieden, dass es nur anhand des mechanischen Spiels im Antrieb zu einer Fehlfokussierung kommt.
15.) Zur Kontrolle kann man gerne das Gleiche mit eingeschaltetem LiveView (Kontrast-AF) wiederholen. Die Fokussierung über LiveView muss in jedem Fall korrekt sitzen und sollte unabhängig von der Anfahrrichtung des Fokusmotors sein.
die Auswertung:
Bei der Betrachtung der Bilder, ist keine quantitative Beurteilung eines Fehlfokus möglich. Da der exakte Aufstellwinkel des Testcharts unbekannt ist, kann man auch keine Aussagen in Form von "2 cm Frontfokus" oder "3 cm Backfokus" treffen. Es geht darum qualitativ zu überprüfen, ob die Schärfeebene exakt auf dem Fokusfeld liegt. Um dies zu bestimmen überprüft man die Linien auf dem Testchart die jeweils vor und hinter dem Fokusfeld horizontal gestaffelt sind. Je nach Blende und Abstand, ist um das Fokusfeld (meistens Nullinie) zunächst alles scharf abgebildet. Erst in einem gewissen Abstand beginnt man die Unschärfe wahrzunehmen. Diese muss dann sowohl hinter, als auch vor dem Fokusfeld den gleichen Abstand zur Nullinie aufweisen, sofern korrekt (ohne Fehlfokus) fokussiert wird. Erst wenn kontinuierlich, d. h. für alle jeweils drei Aufnahmen, von jeder Anfahrrichtung des Fokusmotors und über alle Abstände vom Body zum Testchart eine Verschiebung erkennbar ist, kann man davon ausgehen, dass tatsächlich ein Fehlfokus vorhanden ist. Der Fehlfokus muss links und rechts vom Fokusfeld exakt gleich zu erkennen sein. Anderweitig liegt ein unsauberer Testaufbau (ungerade Ausrichtung des Testcharts) oder gar eine mögliche Dezentrierung des Objektivs vor.
Liegt das Schärfemaximum vor der Nulllinie, spricht man von einem Frontfokus (FF). Liegt das Schärfemaximum hinter der
Nulllinie, spricht man von einem Backfokus (BF).
das Resultat:
In der Praxis, macht sich ein vorhandener Fehlfokus oftmals deutlich weniger bemerkbar, als bei diesem Test. Zu sehr geringen Abweichungen kommt es bei fast jeder Body-/Objektivkombination und diese sind kein Grund für eine Reklamation und den Service. Erst wenn die Abweichung deutlich anhand des Testcharts zu erkennen und reproduzierbar ist und sich letztendlich auch im Praxisbetrieb erkennen lässt, sollte man über eine Justierung nachdenken. Wichtig ist zu bemerken, dass ein Fehlfokus brennweitenabhängig sein kann und auch vom Motivabstand abhängen kann. Es ist wichtig, sich ständig im Kopf zu behalten, dass sich ein Fehlfokus je nach Brennweite/Motivabstand verstärken, vermindern oder gar verschwinden kann.
Eine Fokuskorrektur im Body (über das AF-Finetuning) berücksichtigt keine Brennweiten und Motivabstände und kann daher nur als temporäre Notlösung angesehen werden. Ein Objektiv sollte daher ohne AF-Finetuning (= Stellung 0) das beste Ergebnis liefern.
der Service:
Prinzipiell kann ein Fehlfokus sowohl vom Objektiv, als auch vom Body verursacht werden. Demnach kann auch deren Kombination dafür verantwortlich sein. Worin der Fehlfokus nun begründet ist (durch den Body, durch das Objektiv oder die Kombination), kann man (wenn überhaupt!) nur durch das Ausschlussverfahren feststellen.
Denkbar ist auch, dass z. B. ein Objektiv einen FF aufweist, der Body dagegen einen BF und sich beides in der Kombination eliminiert. Ebenso kann sich ein Body mit einem BF (oder FF) und einem Objektiv mit BF (oder FF) zu einem sehr erheblichen BF (oder FF) addieren. Normalerweise werden sowohl Bodys, als auch Objektive an sogenannten Referenzen justiert. Dritthersteller von Objektiven bieten auch die Möglichkeit an, das Objektiv an die Kamera anpassen zu lassen. Dabei wird selbstverständlich an der mitzuschickenden Kamera gar nichts gemacht, sondern diese dann nur als Referenz genutzt. Wichtig dabei wäre, dass der Body als grobe Fehlerquelle ausgeschlossen ist und ggf. schon auf die markeneigene Referenz justiert wurde.
Zuletzt bearbeitet: