Was ich allerdings nicht verstehe, ist die Sache mit den Auszügen (oo, 160 oder 210mm) oder wie kommt der Kollege auf folgenden Seiten auch auf deutlich kürzere Auszüge mit entsprechend geringeren Abbildungsmaßstäben?
Mikroskopobjektive sind Festfokus-, Festbrennweiten- und i.d.R. auch Festblendenobjektive.
Du kannst sie "richtig" betreiben, d.h. in ihrer vorgesehenen Maßstabszahl, oder auch "falsch", d.h. mit geringerem Abbildungsmaßstab (und entsprechend kürzerer Auszugslänge) oder größerem Abbildungmaßstab mit längerem Auszug.
Um ein Mikroskopobjektiv mit endlicher Tubuslänge (160mm, 170mm, ...) "richtig" betreiben zu können, musst Du die Lage des Zwischenbildes hinter dem RMS-Auflagemaß kennen und dort den Sensor platzieren (falls Du Dich dafür entscheidest, auf die komplette Auskorrektur via Okular zu verzichten). Das gesamte optische System legt man dabei fest (keine variablen Auszüge!) und fokussiert lediglich durch Annäherung ans Objekt.
Bei Mikroskopobjektiven mit unendlicher Tubuslänge hat man eben ein zweiteiliges optisches System, bei dem eine Tubuslinse das scheinbar aus unendlich kommende Bild des Mikroskopobjektivs auf den Sensor projeziert. Hierbei kann man entweder ebenfalls das Gesamtsystem einjustieren und fixieren oder man kann lediglich das Teilsystem Tubuslinse-Sensor justieren und fixieren, und dann mit dem Mikroskopobjektiv, welches ca. 110 mm vor der Tubuslinse liegen sollte, in gewissem Rahmen (etwa 5-8 mm) eine Verschiebung/Fokussierung vornehmen.
Das erste System (endliche Tubuslänge) hat den Charme der billigen Gebrauchtobjektive, das zweite System (unendliche Tubuslänge) hat den Charme der kompletten Auskorrektur und nur den ersten Blick komplexeren, letztlich aber doch wesentlich einfacheren und genaueren Justagemöglichkeit.
Ich habe mittlerweile 4 solcher "Minimalmikroskope" in Betrieb - entweder mit relativ billigen Objektiven als simple Vergrößerungseinheiten mit EVIL-Kameras als Okularersatz, mit teureren Quantenfängern (40x/1.3; 63x/1.4) als schnelles digitales Videomikroskopiesystem für Lebendzell-Fluoreszenzmikroskopie oder mit extremen Aperturen (100x/1.46) als hoch komplexes TIRF-Lasermikroskop mit Piezo-Dreiachs-Nanopositionierung und EMCCD-Kamera als Sensor in der Zwischenbildebene. Das funktioniert alles mehr als nur manierlich!