Mir stellt sich vordergründig die Frage, ob Kodak den Film und Tetenal den Entwickler für Standentwicklung empfiehlt. (soweit mir bekannt, ist das nicht der Fall)
Tetenal und Kodak zählen bei mir zu den Firmen, die in ihre Datenblätter / Anleitungen "Dinge" (Kochrezepte, Verfahrensanleitungen, ...) reinschreiben, damit die Käufer bestmögliche Ergebnisse erzielen und den Produkten und der Firma lange treu bleiben. Das ist etwas anderes als eine Resterampe, die bei jedem Sonderposten "Im Himmel ist Jahrmarkt!" in die Datenblätter schreibt.
"Neulich" bin ich über jemanden gestolpert, der lange Texte zu derartigen Themen verfaßt hat ...
http://www.fotografie-in-schwarz-we...0-filme-entwickeln-die-richtige-bewegung.html
Dort liest man:
"Apropos Korn: In dieser Disziplin glänzt vor allem die Rotationsentwicklung - keiner siebt feiner. Die Kippmethoden sind untereinander nahezu gleichauf, aber das Korn wird ein Stückchen gröber als beim Rollen. Der kontinuierliche Entwicklerstrom scheint die Diffusion von gelöstem Silber aus der Emulsion zu beschleunigen, da sich an der Grenzschicht keine Silberionen ansammeln können. Genau das passiert bei der Standentwicklung: Der Entwickler wird nur sehr langsam ausgetauscht, in der Grenzschicht sammeln sich Silberionen und versperren weiteren Ionen aus der Emulsion den Weg in den Entwickler. So können die Kristalle kaum angelöst werden und wirken grob.
Beim Schärfevergleich mussten wir uns wieder einmal belehren lassen, dass zwischen Theorie und Praxis gelegentlich Welten liegen. Rasiermesserscharfe Bilder ließ die Standentwicklung erwarten, weil sie für schärfesteigernde Kanteneffekte prädestiniert ist. Aber weit gefehlt, denn alle drei Kipp-Methoden bringen schärfere Negative. Und jetzt kommt der Hammer: Bei Standentwicklung liefert Rodinal deutlich unschärfere Bilder als Ultrafin Plus, das aufgrund seiner Rezeptur nur einen geringen Kanteneffekt aufweist.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, haben wir den Versuch mehrere Male wiederholt - immer mit dem gleichen Ergebnis. Standentwicklung liefert schlechte, mit Rodinal miserable, Ergebnisse. Das könnte daran liegen, dass die Gelatine durch die extrem lange Entwicklung (20 Minuten) übermäßig quillt, und die Silberfäden in der Schicht mobil werden.
Die Rotation kann erwartungsgemäß nicht ganz mithalten, da die kontinuierliche Bewegung die Oxidationsprodukte des Entwicklers sofort aus der Schicht abzieht. Dementsprechend gering ist der Kanteneffekt. Erstaunlich, dass die drei Kipprhythmen trotz sehr unterschiedlicher Bewegungsintensität identische Ergebnisse einfahren.
Die alten Hasen haben es ja schon immer gewusst: SW-Filme fühlen sich dann am wohlsten, wenn sie im Entwickler gekippt werden. Beim Rotieren bleibt das Korn zwar fein, die Schärfe dürfte aber besser sein. Die langen Standentwicklungszeiten missfallen dem Film und die Bilder werden unscharf und grobkörnig. Also besser: Kipp cool."