beiti
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--> Den Bericht zum Velbon Ultra MAXi L gibt es auf Seite 3
Auf der Suche nach einem leichten Reisestativ für meine Kompaktkameras habe ich mir das Bilora Tourism TT-1 bestellt. Im Gegensatz zum teureren TT-3 sind die Beine etwas kürzer, aber die Rohrdurchmesser sind identisch. Somit dürfte das TT-1 sogar die stabilere Variante sein. Es hat fünf Beinsegmente, eine zweifach ausziehbare Mittelsäule und einen abnehmbaren Kugelkopf.
Der Trunnion-Shaft-Beinmechanismus der Tourism-Stative ist der gleiche wie an den Velbon-Ultra-Modellen (z. B. dem bekannten Ultra REXi L). Ob Bilora die Technik bei Velbon lizenziert oder einfach nur abgekupfert hat, weiß ich nicht.
Das TT-1 kostet regulär um die 100 Euro und liegt damit in der gleichen Preisklasse wie das vergleichbar große Ultra MAXi L von Velbon (das allerdings einen 3-Wege-Neiger mitbringt).
Das Gewicht beträgt 804 g ohne Kopf bzw. 1079 g mit Kopf und Kameraplatte.
Die Maximalhöhe beträgt 123 cm ohne MS und 155 cm mit MS. (Ohne Kopf sind es je 8 cm weniger.)
Die Durchmesser der Beinsegmente gehen von 23 mm (oben) bis 12 mm (unten).
Zunächst habe ich versucht, die Beine so auszuziehen, wie ich es vom Velbon REXi gewohnt bin: Aufdrehen in vier Stufen, ganz ausziehen und dann mit mäßiger Kraft im Ganzen zuschrauben (ungefähr so fest, als würde man eine Flasche zuschrauben). Leider waren danach am TT-1 die Beine sehr wackelig, und das Stativ gab schon bei leichter Belastung nach. Nach ein paar weiteren Versuchen war klar: Sollen die Beine steif sein, müssen sie mit sehr viel Kraft festgedreht werden - auch wenn danach die Finger schmerzen. Hat man diese Hürde genommen, steht das TT-1 so stabil, wie man es aufgrund seines Gewichtes und seiner Beindurchmesser erwarten darf.
EDIT/NACHTRAG: Nach einer Reihe weiterer Versuche und geschätzten dreißig Auszieh- und Zusammenschieb-Vorgängen (teils mit erheblichem Kraftaufwand) hat sich das Verhalten der Beinverschlüsse deutlich gebessert - fast wie bei einem Auto, das erst richtig eingefahren werden wollte. Vielleicht mussten sich nur die Grate am Kunststoff abschleifen. Jetzt greifen die Drehmechanismen feiner und benötigen viel weniger Kraft für einen festen Stand.
Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn das gleich nach dem Auspacken funktioniert hätte, aber wenigstens hat sich das größte Ärgernis im Zusammenhang mit dem TT-1 noch nachträglich erledigt.
Daraufhin habe ich mir die Beinverschlüsse genauer angeschaut: Es ist zwar das gleiche Funktionsprinzip wie bei Velbon, aber die Plastikeinsätze sind gröber verarbeitet. Auch die Kanten an den Alurohren sind schärfer als bei Velbon.
Eine weitere Schwachstelle zeigte der obere der beiden Mittelsäulen-Auszüge: Auch wenn er gut festgeschraubt ist, lässt sich der obere Teil ein paar Grad hin- und herdrehen und mit wenig Kraft nach unten drücken. Offenbar ist der Plastik-Einsatz etwas zu glatt und sitzt zu locker.
Ich wollte das Problem beheben und die Schraube noch fester anziehen, aber das hätte ich lieber bleiben lassen: Daraufhin ging sie nämlich gar nicht mehr auf, und der Gummiring rutschte beim Drehen einfach durch. Erst durch Zuhilfenahme eines Gummihandschuhs, mit dem ich direkt das Metall packen konnte, habe ich das Mistding wieder aufgekriegt.
Insgesamt ist die zweistufige Mittelsäule eine nicht sehr feste Angelegeheit; man kann sie mit wenig Kraft hin- und herdrücken. Leicht nach unten durchrutschen tut allerdings nur der obere Teil; der untere hält recht gut.
Der mitgelieferte Kugelkopf ist erstaunlich gut. Es ist ein friktionsloser Kopf mit kleiner, gefetteter Kugel, der sich aber sanft anziehen und fein einstellen lässt. Die Haltekraft ist viel höher, als sie auf diesem leichten Stativ sein müsste (d. h. bei Druck gibt eher das Stativ nach als der Kopf). Ein kleiner Schönheitsfehler ist die Hochformat-Kerbe, die ein Absenken auf nur genau 90° erlaubt; sobald das Stativ mal im Gelände nicht ganz gerade steht, fehlt also Spielraum zum Ausgleichen.
Das Wechselsystem nach „Schraubstock-Art“ funktioniert gut. Vermutlich ist es Arca-kompatibel, aber ich hatte keine anderen Platten zum Testen hier.
Der Bügel, mit dem man die Schraube der Kameraplatte anziehen kann, sitzt an meinem Exemplar etwas zu locker und hängt immer runter.
Wie schon erwähnt, lässt sich der Kopf auch runterschrauben. Es kommt eine 3/8“-Schraube zum Vorschein. Der Teller hat 37 mm Durchmesser.
Der Mechanismus, der den Bein-Anstellwinkel verstellen lässt, ist relativ primitiv. Es sind Schieber ohne Feder, die einfach nur von einem zähen Fett in Position gehalten werden. Wenn man sie betätigt, schmatzt es regelrecht. Es gibt zwei Anstellwinkel sowie die Möglichkeit, die Beine zum Transport um 180° nach oben zu klappen.
Nutzt man den flacheren Beinanstellwinkel, um die niedrigste Kameraposition zu bekommen, stößt die Mittelsäule erst mal am Boden an. Man muss die Mittelsäule dann entweder zwei Zentimeter ausziehen oder den Stöpsel mit dem Zusatzgewicht-Haken am unteren Ende der Mittelsäule rausschrauben.
Stellt sich abschließend die Frage, für welche Kameras das TT-1 geeignet ist. Ich habe es mit einer Kompaktkamera und einer 800-Gramm-Bridge ausprobiert. Auch Letzteres geht noch relativ problemlos; lediglich bei stärkerem Wind würde ich zusätzliche Maßnahmen ergreifen, z. B. die untersten Beinsegmente einfahren. (Dass die ausgefahrene Mittelsäule nur ein Notbehelf ist, versteht sich von selbst.)
Spaßeshalber habe ich auch eine DSLR mit großem Objektiv draufgeschraubt. Diese Kombination kommt mir allerdings wenig vertrauenserweckend vor; zieht man die Beinverschlüsse nicht vorher mit voller Kraft an (wie oben erläutert), sacken die Beine unter dem Gewicht gnadenlos zusammen.
FAZIT:
Das Problem mit der hin- und herdrehenden Mittelsäule könnte man (wenn es stört) vielleicht mit etwas zähem Kleber an der richtigen Stelle beheben, aber für die schwer anzuziehenden Beinverschlüsse fällt mir keine einfache Bastellösung ein. Da es alle drei Beine gleichermaßen betrifft, glaube ich auch nicht an Zufall bzw. Fertigungstoleranz.
Ich war der Meinung, das Bilora Tourism TT-1 sei eine gleichwertige Alternative zu den kleineren Velbon-Ultra-Modellen - insbesondere, wenn man einen Kugelkopf haben möchte. Ernsthaft empfehlen kann ich es nach diesem Test aber nicht mehr. Mein Exemplar geht zurück zum Händler.
EDIT: Das Thema der Beinverschlüsse hat sich inzwischen erledigt, siehe Nachtrag oben. So richtig empfehlen mag ich das TT-1 aber trotzdem nicht.
Auf der Suche nach einem leichten Reisestativ für meine Kompaktkameras habe ich mir das Bilora Tourism TT-1 bestellt. Im Gegensatz zum teureren TT-3 sind die Beine etwas kürzer, aber die Rohrdurchmesser sind identisch. Somit dürfte das TT-1 sogar die stabilere Variante sein. Es hat fünf Beinsegmente, eine zweifach ausziehbare Mittelsäule und einen abnehmbaren Kugelkopf.
Der Trunnion-Shaft-Beinmechanismus der Tourism-Stative ist der gleiche wie an den Velbon-Ultra-Modellen (z. B. dem bekannten Ultra REXi L). Ob Bilora die Technik bei Velbon lizenziert oder einfach nur abgekupfert hat, weiß ich nicht.
Das TT-1 kostet regulär um die 100 Euro und liegt damit in der gleichen Preisklasse wie das vergleichbar große Ultra MAXi L von Velbon (das allerdings einen 3-Wege-Neiger mitbringt).
Das Gewicht beträgt 804 g ohne Kopf bzw. 1079 g mit Kopf und Kameraplatte.
Die Maximalhöhe beträgt 123 cm ohne MS und 155 cm mit MS. (Ohne Kopf sind es je 8 cm weniger.)
Die Durchmesser der Beinsegmente gehen von 23 mm (oben) bis 12 mm (unten).
Zunächst habe ich versucht, die Beine so auszuziehen, wie ich es vom Velbon REXi gewohnt bin: Aufdrehen in vier Stufen, ganz ausziehen und dann mit mäßiger Kraft im Ganzen zuschrauben (ungefähr so fest, als würde man eine Flasche zuschrauben). Leider waren danach am TT-1 die Beine sehr wackelig, und das Stativ gab schon bei leichter Belastung nach. Nach ein paar weiteren Versuchen war klar: Sollen die Beine steif sein, müssen sie mit sehr viel Kraft festgedreht werden - auch wenn danach die Finger schmerzen. Hat man diese Hürde genommen, steht das TT-1 so stabil, wie man es aufgrund seines Gewichtes und seiner Beindurchmesser erwarten darf.
EDIT/NACHTRAG: Nach einer Reihe weiterer Versuche und geschätzten dreißig Auszieh- und Zusammenschieb-Vorgängen (teils mit erheblichem Kraftaufwand) hat sich das Verhalten der Beinverschlüsse deutlich gebessert - fast wie bei einem Auto, das erst richtig eingefahren werden wollte. Vielleicht mussten sich nur die Grate am Kunststoff abschleifen. Jetzt greifen die Drehmechanismen feiner und benötigen viel weniger Kraft für einen festen Stand.
Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn das gleich nach dem Auspacken funktioniert hätte, aber wenigstens hat sich das größte Ärgernis im Zusammenhang mit dem TT-1 noch nachträglich erledigt.


Daraufhin habe ich mir die Beinverschlüsse genauer angeschaut: Es ist zwar das gleiche Funktionsprinzip wie bei Velbon, aber die Plastikeinsätze sind gröber verarbeitet. Auch die Kanten an den Alurohren sind schärfer als bei Velbon.

Eine weitere Schwachstelle zeigte der obere der beiden Mittelsäulen-Auszüge: Auch wenn er gut festgeschraubt ist, lässt sich der obere Teil ein paar Grad hin- und herdrehen und mit wenig Kraft nach unten drücken. Offenbar ist der Plastik-Einsatz etwas zu glatt und sitzt zu locker.
Ich wollte das Problem beheben und die Schraube noch fester anziehen, aber das hätte ich lieber bleiben lassen: Daraufhin ging sie nämlich gar nicht mehr auf, und der Gummiring rutschte beim Drehen einfach durch. Erst durch Zuhilfenahme eines Gummihandschuhs, mit dem ich direkt das Metall packen konnte, habe ich das Mistding wieder aufgekriegt.
Insgesamt ist die zweistufige Mittelsäule eine nicht sehr feste Angelegeheit; man kann sie mit wenig Kraft hin- und herdrücken. Leicht nach unten durchrutschen tut allerdings nur der obere Teil; der untere hält recht gut.

Der mitgelieferte Kugelkopf ist erstaunlich gut. Es ist ein friktionsloser Kopf mit kleiner, gefetteter Kugel, der sich aber sanft anziehen und fein einstellen lässt. Die Haltekraft ist viel höher, als sie auf diesem leichten Stativ sein müsste (d. h. bei Druck gibt eher das Stativ nach als der Kopf). Ein kleiner Schönheitsfehler ist die Hochformat-Kerbe, die ein Absenken auf nur genau 90° erlaubt; sobald das Stativ mal im Gelände nicht ganz gerade steht, fehlt also Spielraum zum Ausgleichen.


Das Wechselsystem nach „Schraubstock-Art“ funktioniert gut. Vermutlich ist es Arca-kompatibel, aber ich hatte keine anderen Platten zum Testen hier.

Der Bügel, mit dem man die Schraube der Kameraplatte anziehen kann, sitzt an meinem Exemplar etwas zu locker und hängt immer runter.

Wie schon erwähnt, lässt sich der Kopf auch runterschrauben. Es kommt eine 3/8“-Schraube zum Vorschein. Der Teller hat 37 mm Durchmesser.

Der Mechanismus, der den Bein-Anstellwinkel verstellen lässt, ist relativ primitiv. Es sind Schieber ohne Feder, die einfach nur von einem zähen Fett in Position gehalten werden. Wenn man sie betätigt, schmatzt es regelrecht. Es gibt zwei Anstellwinkel sowie die Möglichkeit, die Beine zum Transport um 180° nach oben zu klappen.


Nutzt man den flacheren Beinanstellwinkel, um die niedrigste Kameraposition zu bekommen, stößt die Mittelsäule erst mal am Boden an. Man muss die Mittelsäule dann entweder zwei Zentimeter ausziehen oder den Stöpsel mit dem Zusatzgewicht-Haken am unteren Ende der Mittelsäule rausschrauben.

Stellt sich abschließend die Frage, für welche Kameras das TT-1 geeignet ist. Ich habe es mit einer Kompaktkamera und einer 800-Gramm-Bridge ausprobiert. Auch Letzteres geht noch relativ problemlos; lediglich bei stärkerem Wind würde ich zusätzliche Maßnahmen ergreifen, z. B. die untersten Beinsegmente einfahren. (Dass die ausgefahrene Mittelsäule nur ein Notbehelf ist, versteht sich von selbst.)


Spaßeshalber habe ich auch eine DSLR mit großem Objektiv draufgeschraubt. Diese Kombination kommt mir allerdings wenig vertrauenserweckend vor; zieht man die Beinverschlüsse nicht vorher mit voller Kraft an (wie oben erläutert), sacken die Beine unter dem Gewicht gnadenlos zusammen.
FAZIT:
Das Problem mit der hin- und herdrehenden Mittelsäule könnte man (wenn es stört) vielleicht mit etwas zähem Kleber an der richtigen Stelle beheben, aber für die schwer anzuziehenden Beinverschlüsse fällt mir keine einfache Bastellösung ein. Da es alle drei Beine gleichermaßen betrifft, glaube ich auch nicht an Zufall bzw. Fertigungstoleranz.
Ich war der Meinung, das Bilora Tourism TT-1 sei eine gleichwertige Alternative zu den kleineren Velbon-Ultra-Modellen - insbesondere, wenn man einen Kugelkopf haben möchte. Ernsthaft empfehlen kann ich es nach diesem Test aber nicht mehr. Mein Exemplar geht zurück zum Händler.
EDIT: Das Thema der Beinverschlüsse hat sich inzwischen erledigt, siehe Nachtrag oben. So richtig empfehlen mag ich das TT-1 aber trotzdem nicht.
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