(...) Welches Objektiv wäre für Dich zum manuellen Scharfstellen besser in Sachen Haptik? (...)
[Ich vermute, dass Du diesbezüglich keinen Wissensbedarf hast, sondern vielmehr über eine rhetorische Frage nachweisen möchtest, dass das erworbene Tamron für die Bedürfnisse des TO optimal ist (was ich übrigens gar nicht ausschließe). Gleichwohl beantworte ich Deine Frage im Wortsinne.]
Alle mir bekannten AF-Makroobjektive haben zum Glück einen erheblich längeren Einstellweg als die übrigen AF-Objektive und sind daher aus meiner Sicht prinzipiell für MF geeignet. Vorteilhaft empfinde ich dabei innenfokussierte Objektive wegen der geringeren zu bewegenden Teile, nachteilig Kunststofffassungen, weil sie meist elastisch zusammendrückbare Tuben, höhere Losbrechmomente und/oder weniger gut definierte Widerstände als Einstellschnecken aus Metall aufweisen. Dabei ist der "Metalleffekt" für mich dominant.
Daher: Wenn ich ein ausschließlich manuell zu fokussierendes Makroobjektiv aussuchen sollte und Geld keine Rolle spielte, würde ich eines der aktuellen Zeiss-Makros nehmen. Als Budgetlösung würde ich hingegen ein altes gebrauchtes MF-Objektiv wählen, z.B. das exzellente Tokina AT-X 2,5/90 Macro, das Kiron 2,8/105 oder ähnliche. Besonders schön sind dabei Nikon- und Pentax-DSLRs, bei denen das Bajonett der alten Objektive direkt passt und meist die Blendenautomatik funktioniert, so dass man z.B. an seine moderne Kamera ein feines Micro-Nikkor 2,8/105 oder gar 4/200 setzen kann. Ansonsten würde ich mit Adapter und Zeitautomatik bei Arbeitsblende im Makrobereich gut zurechtkommen. Der haptische Genuss dieser feinmechanischen Meisterwerke ist für mich durch kein AF-Objektiv zu erreichen, die optische Leistung in der Praxis ebenbürtig.
Allerdings sind heutige Makroobjektive um 100mm Brennweite im Fernbereich optisch ebenso leistungsfähig wie im Makrobereich und daher für mich wunderbare universelle Kurzteles für Portraits, Haustiere, Konzerte, Dokumentation usw. Für diesen wichtigen Zusatznutzen sollten sie aber einen schnellen Ultraschall-AF und möglichst auch einen Stabilisator und Innenfokussierung mitbringen - daher habe ich das Canon 100L IS. Makroobjektive, denen diese Eigenschaften fehlen - z.B. die Tamrons ohne VC oder das Tokina AT-X 2,8/100 Pro D - sehe ich als wesentlich beschränkter an, ohne dass sie mir einen haptischen Zusatznutzen über die aktuelle AF-Konkurrenz mit USM und IF (sowie IS) böten. Deshalb habe ich seinerzeit das ansonsten schöne Tamron SP 2/60 wieder verkauft: Der lahme, laute und bei schlechtem Licht hilflose AF war für mich nicht brauchbar.
Also kurzgefasst:
- Optimale Haptik bei reiner Makronutzung: aktuelle Zeiss- oder alte MF-Makroobjektive.
- Optimale Vielseitigkeit: Moderne AF-Makroobjektive mit USM-AF, IF und IS.
- Abweichungen davon nur aus Kostengründen.
So, und damit ist für mich das Thema abgeschlossen.