Die ominöse "Drittel"-Regel ist ja letztlich einfach nur eine einfach zu merkende Verballhornung des Goldenen Schnittes. Ein Grund mehr, sich nicht sklavisch daran zu halten...
Man kann jede Stecke in irgendwelche Teile spalten, der GS ist nur eine Variante, die etwa 5:8 entspricht. Das ist zwar recht nah an 1:2 (Drittelung), aber halt doch deutlich daneben (5%, das ist nicht wirklich nix, da würden sich viele die Finger lecken, so viele Zinsen auf's Guthaben zu erhalten). Wie schon oben gesagt: diese Teilungen sind keinesfalls Regeln, sondern eher eine Art Symbolsatz -- so, wie viele Leute ein helles Blau als "kalt" bezeichnen werden, empfinden halt viele einen GS als "harmonisch". Manche empfinden den GS als fad und bevorzugen die etwas spannenderen Drittel.
Aber man muss da nicht stehen bleiben -- die Literatur kennt viele Teilungen und wer ein Lineal besitzt, kann sich jedes Bild, das ihn fasziniert, ausmessen. Diese Art der Sehschule ist in allen grafischen Ausbildungen sehr beliebt. Post factum ein Bild ausmessen, teilen, Schwerpunkte suchen und gewichten -- aber halt post factum, nach der Aufnahme. Danach kann man auch Szenen skizzieren, selbst wenn man nicht zeichnen kann (oder glaubt, nicht zu können).
So wird das Auge geschult, weder einem Raster blind zu vertrauen noch die Szene in eine beliebige Teilung zu pressen, statt den Aussagewunsch umzusetzen.
Am Ende ist jedoch nur der Maler (oder der Studiofotograf) in der Lage, sein Bild so zu erschaffen, dass er es im Voraus in einem Raster skizzieren kann. Der Maler kann die Wirklichkeit abseits aller zentralperspektivischen Optik so biegen und drehen, dass er jedes gewünschte Raster realisieren kann. Der Studiofotograf hat es schon schwerer, denn der muss mit der "Wirklichkeit" der Szene umgehen. Und der Landschafts- oder Eventfotograf kann sich nur um ganz grobe Gestaltungsraster kümmern, denn er hat über Licht und Platzierung meist nur sehr eingeschränkte Verfügungsgewalt.