Gute Analyse insgesamt!
Ich denke die Chance war schon da, die Kamera als Statussymbol zu erhalten. Immerhin sind Fotos und Videos an sich so populär wie nie.
Es wird sicherlich nicht nur ein Instrument geben, was den Kameramarkt wiederbeleben könnte. Vermutlich müsste sich die Branche weiter aufstellen als stumpf abgespeckte Modelle der Profis anzubieten. Aber die Instagram- und sonstigen Social Media-Hypes einfach zu fahren zu lassen, halte ich für ziemlich blöde. Selbst Schuld, wenn man das Klientel fahren lässt.
Es ist dabei auch vollkommen unerheblich, ob man unbedingt eine DSLR/DSLM dafür braucht und ein Smartphone dafür ausreicht. Auch früher wären Kompaktkameras für die ganzen Urlaubsbilder und Famlienfotos gut genug gewesen. Trotzdem meinte jeder Zweite, er müsse jetzt unbedingt mit einer DSLR rumrennnen.
Ich hab vor einiger Zeit eine Doku über so einen Instagram-Gott gesehen, der nur analog arbeitet. Der rennt mit einer Contax G in New York herum. Die Botschaft war klar: Wenn du richtig coole authentische Insta-Fotos schießen willst, dann muss das mit was richtiges gemacht werden, und zwar voll oldschool analog. Wer zu Foto Gregor nach Köln in den Keller geht, sieht dort immer ein paar Jugendliche, denen von einem alten Verkäufer eine gebrauchte Analoge gezeigt wird. Na, woher der Hype wohl kommt? Wieso sieht man in den Händen junger Kerle eine Fuji, bestenfalls ein Sony A7, aber nie eine DSLR der Marktführer? Markt verpennt, würde ich mal sagen.
Den Begriff Status-Symbol muss man komplexer verstehen. Es geht dabei nicht darum, vorm Nachbarn einen auf Dicke Hose zu machen, sondern man muss dem Kunden das Gefühl vermitteln, dass er dieses Produkt unbedingt braucht, um sich irgendwie besser zu fühlen. Er muss den Wunsch danach verspüren und sich der Illusion hingeben, sein Leben würde erfüllter werden mit dem Teil. Ob das jemand sieht, ist nicht irrelevant, aber oft unwichtig. Man gehe mal mit offenen Augen durch sein Haus und bewerte den ganzen Krempel, der dort herumsteht. Besonders in den dunklen Ecken der Schränke. Küche ist ein guter Anfang. Wer hat sie nicht, die Küchenmaschine mit den tausend Einsätzen. Wie oft benutzt? Backofenkauf. Was gibt es nicht alles für Funktionen, die beim Aussuchen des Gerätes so wichtig waren. Was wird genutzt? Einmal Umluft für die Fertigpizza, das war's. Männer können in den Werkzeugkeller gehen. Die Festool-Kreissäge, war total wichtig. Wer billig kauft, kauft zweimal. Für was hat man die bis jetzt gebraucht? Damals die Laminatbretter gekürzt, dann nie wieder. Und die Oberfräse musste es ja auch unbedingt sein. Ein Leben ohne Oberfräse vollkommen undenkbar. So undenkbar wie ein Leben ohne Spiegelreflex. Ein magisches Wort. Leider für viele sehr wohl denkbar mittlerweile. Und das liegt an Marketingfehlern der Hersteller. Geben die Leut eben die beiden Tausis für einen Thermomix aus. Die Konsumsau, die gerade durch's Dorf getrieben wird. Jeder glaubt, kein gelungenes Leben ohne Thermomix. Dafür steht man doch gern um fünf Uhr morgens auf und schleppt sich zu seinem Scheisz-Job.

Aber ein Gutes hat es: Die Schmerzen, dass bei 100%-Ansicht im ansich blauen Himmel hier und dort noch ein wenig Luminanzrauschen sichtbar ist und es beim Fuji-Sensor Fraktale gibt im Grün, lassen langsam nach. Dafür gibt es nur noch Suppe. Oder Pamps.
