Richtig, nur bekommt man damit auch nur bedingt viel Kompression heraus. Wenn man z.B. aufgrund des Rauschens die unteren 2 Bit weglassen kann, dann speichert man die halt nicht ab, und um nachträgliche Probleme zu umgehen müssen die halt bei der Dekompression wieder mit Rauschen aufgefüllt dazugepackt werden.Wenn Du mathematisch nachweisen kannst, dass Du die Manipulation nicht nachweisen kannst, bist Du auf der sicheren Seite.
Mittels einer Tonwertkurve kann man das Spielchen noch etwas weiter treiben. Damit bekommt man vielleicht 20-25% eingespart, wenn man sich auf der "mathematisch sicheren Seite" wähnen will. Beim Entpacken müßte aber auch hier wieder Rauschen hinzugefügt werden, um nachträglichen Problemen bei einigen Bearbeitungsschritten vorzubeugen.
Darüber hinaus bin ich ehrlich gesagt überfragt, was es da noch für Optionen neben den verlustfreien Kompressionen (Huffman, LZ(W) & Co.) gibt, um die Daten weiter "verlustfrei" einzustampfen. Alle anderen Möglichkeiten bringen automatisch Artefakte mit sich, da echte Informationsverluste Teil vom Konzept sind.
Das Sony-Verfahren ist ja nun auch nicht neu, sondern wird ja schon seit einigen Jahren verwendet (lt. Infos aus dem Netz gibt es ältere Sony-Kameras, wo man zwischen komprimiert und unkomprimiert umstellen kann). Das ist definitiv unter mehreren Prämissen entwickelt worden; einige vermutete Kandidaten hatte ich ja schon aufgezählt. Theoretisch könnte man z.B. hier und da noch 1 oder 2 Bit hinzufügen und hätte die aktuellen Probleme nicht mehr, nur resultiert das wiederum in krummen Bitlängen und sprengt damit eine der (vermuteten) originalen Entwicklungsprämissen. Außerdem braucht man entsprechende Kameras + Objektive, welche die für Artefakte notwendigen Kontraste überhaupt umgesetzt bekommen. Drittens, und das sollte man auch nicht vergessen, muß man an etlichen Stellen im Post-Processing nachhelfen, um die Artefakte wirklich deutlich sichtbar hervortreten zu lassen.
Übrigens: Ich nutze eine A7 seit Frühjahr 2014 und eine A7s seit dem offiziellen Erscheinen, und schlimmer noch, ich setze die auch bei Konzerten ein, wo es verdammt einfach ist, sich hohe Kontraste auf Bildern einzufangen. Ich kann mich an derartig offensichtliche Probleme, wie sie immer im Netz dokumentiert werden, ehrlich gesagt nicht erinnern. Aber: Ich verwende kein LR (Adobe traue ich in der Hinsicht keinen Millimeter weit, die sind echt Weltmeister im Verkacken von Sachen) und, ganz wichtig, ich schubse auch keine Schatten etliche LW durch die Gegend.
Genau diese extremen Bearbeitungen sind halt anfällig, und wenn man mit der Tatsache im Hinterkopf sich die Beispiele im Netz nochmal anschaut: Bingo. Da hält sich mein Mitleid mit den Betroffenen in Grenzen, um ehrlich zu sein.
Davon abgesehen würde ich RAW-Daten ohne die verlustbehaftete Kompression auch bevorzugen, aber man sollte halt im Kontext des aktuellen Verfahrens die Kirche im Dorf lassen. Zumal der aktuelle Hype um das Thema mit viel Unwissen und Verwirrungen gesegnet ist (was war jetzt nochmal 12bit?), was es schwer macht, die Dinge sachlich und differenziert zu betrachten.
Und, klar, kommerzielle Hard- und Softwareentwicklung ist teilweise eine Katastrophe, weil halt viel irgendwie mal schnell und möglichst kostengünstig zusammengefrickelt werden muß. Da gibt es Entscheidungen wie "wir können bei der Hardware hier und dort noch ein paar Dollar pro Stück sparen, wenn ...", und die Kompression erlaubt definitiv Einsparmöglichkeiten an einigen Stellen. Das freut die Erbsenzähler, die Entwickler sind unzufrieden, weil sie wissen, daß es eigentlich besser geht und die Kunden merken es entweder nicht oder gehen irgendwann auf die Barrikaden; einige Problemen kann man als "Sturm im Wasserglas" abhaken.
Kurzum: Für Extrembearbeiter kann die Kompression durchaus ein Problem sein (+ ein paar pathologische Fälle), ansonsten kann man die Thematik ignorieren (da geht bei einem JPG-Export mehr kaputt). Keiner weiß, was für ein Rattenschwanz an Abhängigkeiten an der Kompression hängt (definitiv bessere Hardware + andere Signal-Entstörung an einigen Stellen notwendig aka mehr Kosten pro Kamera, plus vermutlich mehr Stromverbrauch + Hitzeentwicklung). Infos dazu würde keine Firma rausrücken. Wenn genug Krach gemacht wurde, fließt der Punkt bei der Entwicklung des (über)nächsten Bodies mit ein; ob die schon existierenden Kameras dann ein Firmware-Update bekommen, steht in den Sternen.