Gut, "komplett" war jetzt vielleicht ein bißchen übertrieben...
Rauschen im Bild entsteht auf unterschiedliche Art. Ein Anteil ist inhärent - sozusagen 'ab Sensor' - bereits mit den Bildinformationen verbunden (im Wesentlichen der Dunkelstrom); ich nenne ihn mal "thermisches Rauschen". Unabhängig davon und ggf. zusätzlich ist auch die interne Signalverarbeitung der Kamera mit einem zweiten Anteil verbunden ("read out noise" beim Ansteuern des Sensors, analoge Signalverstärkung, A/D-Wandlung und Quantisierungsrauschen), den ich der Einfachheit halber unter "Ausleserauschen" zusammenfasse.
Ich gehe davon aus, dass im Normalfall das thermische Rauschen von einer Signalverstärkung (erhöhte ISO-Empfindlichkeit) deutlich stärker betroffen ist als das Ausleserauschen. Letzeres bleibt auch nicht konstant, aber steigert sich zumindest in einem geringeren Ausmaß als die Empfindlichkeit. Das kann zu der paradoxen Situation führen, dass das Ausleserauschen mit steigender Empfindlichkeit abnimmt, wenn man es 'normiert' / auf den ISO-Wert bezieht (siehe z.B.
hier). Solange sich das thermische Rauschen in Grenzen hält, kann - speziell bei kürzeren Belichtungszeiten - das Ausleserauschen einen entscheidenen, wenn nicht sogar den größten Teil des Bildrauschens ausmachen.
Das 'digitale Pushen' am Anschlag der ISO-Stellschraube sorgt hier insofern m.E. für eine veränderte Situation / ein 'Ungleichgewicht' in dem Sinne, dass nun Rauschen
jedweder Art verstärkt wird - und zwar immer auch genau um den Faktor, um den digital 'nachbelichtet' wird. Darauf wollte ich mit meinem Einwand hinaus. Es hängt sicher auch vom Einzelfall ab, ob/inwieweit in einer bestimmten Aufnahmesituation die einzelnen Faktoren Einfluss auf das Bild nehmen oder vernachlässigbar sind.
Meine praktische Erfahrung damit geht dahin, dass die Hersteller ihre analoge Signalverstärkung in der Regel nicht ohne Grund begrenzen, und die maximale ISO (im 'Normalbetrieb') meist sinnvoll so wählen, dass ab dort das Rauschen - welcher Art/Herkunft auch immer - spürbar bildverschlechternden Einflusss hat. Das geht meist solange gut, wie man unter diesen Umständen noch einigermaßen korrekt belichtete Bilder machen kann. Mir zumindest geht es jedoch so, dass die Aufnahmen sichtbar leiden, wenn man diese Grenze (über)strapaziert und eigentlich unterbelichte Bilder nachträglich 'hochzieht'. Je nach Belichtungsparametern und Umgebungsbedingungen (Kamera-/Sensortemperatur) werden dabei oft auch charakteristische Bildstörungen - z.B. Streifen im Bild - deutlich, die eigentlich nicht allein auf thermisches Rauschen zurückzuführen sein können (welches statistisch verteilt / gleichmäßig sein sollte). Ich gebe aber auch zu, dass ich diese Grenzbereiche nicht 'ohne Not' nutze, oder gar irgendwie intensiver getestet hätte.
Gruß, Graukater