Re: Schwarzweiß
Denn bei einer Digitalkamera, die sich auf Schwarzweiß beschränkt, läßt später schließlich keine Tonwerttrennung zu.
Doch, selbstverständlich tut sie das.
Erstens kann die seit Jahrzehnten bewährten Farbfilter zur Tonwertbeeinflussung bei der Aufnahme einsetzen. Und zweitens lassen sich im digitalen Schwarzweißbild auch nachträglich die Tonwerte nach Belieben manipulieren, und das in einem Umfang und zugleich mit einer Präzision, welche mit Film, Chemie und Fotopapier früher undenkbar war. Daß man die Tonwerte nachträglich nicht mehr anhand ihrer ursprünglichen Farben selektieren kann, spielt hinsichtlich der grundsätzlichen Manipulierbarkeit und den erreichbaren Bildwirkungen praktisch keine Rolle. Dieser "Nachteil" wird von Theoretikern gewöhnlich weit überschätzt.
... doch etwas fehlt dabei im direkten Vergleich: In der analogen Fotografie sind unzählige Kombinationen durch Wahl des Films & Entwickler sowie Vorgehensweise möglich, welchen den Bildern ihre jeweilige Charakteristik geben.
Aber ganz im Gegenteil! Einen Film kannst du nur einmal auswählen und entwickeln. Eine schwarzweiße Rohdatei hingegen läßt sich wieder und immer wieder neu und immer wieder anders entwickeln. Die Spanne an möglichen Charakteristika ist nicht nur größer als sie früher je war, sie ist auch gezielter nutzbar – und das für jede einzelne Aufnahme.
Für mich ist die Leica M Monochrom eine recht zwiespältige Kamera, deren Erfolg sich mir eher aus der geschickten Werbung erklärt.
Ein solches Maß an Ignoranz hätte ich dir gar nicht zugetraut. Effektiv bedeutet deine Aussage, daß du jeden M-Monochrom-Besitzer für einen Trottel hältst.
Tatsache ist aber, daß gerade die alten Hasen der Schwarzweißfotografie von der M Monochrom und ihren Fähigkeit ganz begeistert sind. Wenn du's nicht glaubst, dann probiere doch einfach einmal selber eine aus. Mit dem Urteil über ihre Qualitäten müßtest du dir aber u. U. etwas Zeit lassen, denn dem Unerfahrenen erschließt sie sich nicht unbedingt sofort. Es ist keine Urlaubs-Knipser-Kamera, sondern ihre Dateien erfordern etwas Erfahrung bei der Nachbearbeitung ... nicht unähnlich einem Schwarzweißfilm, der ja nach der Belichtung auch erst einmal entwickelt und dann noch auf Fotopapier umkopiert werden will, bevor ein Bild herauskommt.
Eine sagenhaft hohe Detailauflösung gibt's als Bonus noch obendrein (wegen des Verzichts auf Tiefpaß-
und Bayer-Filter) ... doch das ist gar nicht einmal der entscheidende Punkt. Es sind eher die Bildqualität insgesamt sowieso die schier unglaubliche Flexibilität hinsichtlich der Bildcharakteristik. Und vor allem – der überzeugte Schwarzweißfotograf empfindet den kompletten Verzicht auf Farbe in der Kamera nicht als Einschränkung, sondern als Befreiung.
Einer, der Schwarzweißbilder mit einer digitalen Farbkamera macht und nie mit Schwarzweißfilm gearbeitet hat, kann das vermutlich gar nicht nachvollziehen ... deshalb: nicht herumunken ("wohl nur geschickte Werbung"), sondern selber ausprobieren!