Ich wüsste trotzdem gerne, warum Herr Rentsch das Bukowski Zitat gepostet hat
Weil die Welt manchmal komplexere Zusammenhänge bereit hält als wir sie in unserer eigenen Praxis und in unserem eigenen darauf gestützten Denken erwarten?
Hättest Du Dich jetzt nicht auf dieses Zitat fokussiert und es insbesondere auf Dich bezogen, wären Dir einige Antworten vielleicht aufgefallen, wo die Vorteile von f/32 an Mittelformat in Bezug auf die Beugungsunschärfe immer noch immanent sind:
- Landschaftsaufnahmen in hoher Auflösung für den Kunstdruck,
- Gigapixel-Aufnahmen mit gewollt hoher Schärfentiefe, darunter für Gigapixel-Panoramen
- Tilt&Shift-Aufnahmen mit schräg gelegter Schärfeebene für große Schärfentiefe in diversen Genres von Landschaft, Architektur bis Highend-Hochzeitsfotografie usw. usf.
Weitere studiobedingte Umstände wurden genannt. Also nur weil man selbst aus diesen linear verstandenen Zusammenhängen keine Vorteile erblicken kann, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt.
Gerade diese von masi1157 erklärte "Nichtlinearität" ist der Grund dafür, dass Mittelformat heute noch Nischen besetzen kann, die Kleinbild oder "Vollformat" trotz immer mehr Megapixeln und immer besserer Auflösung beugungsbedingt verschlossen bleiben.
Im übrigen habe ich das scharfsinnige Zitat nicht deshalb angeführt, um jemandem gezielt "Dummheit" vorzuwerfen - es geht darin um erkenntnisphilosophische Zusammenhänge von bekanntem Wissen und Selbstgenügsamkeit auf der einen Seite und dem Zweifel als Keim des wissenschaftlichen Fortschritts auf der anderen Seite.
Manchmal kann man sich mit theoretischen Modellen und dem Hin- und Hererörtern (das Deinem Post vorausging) auch selbst so auf einen speziellen Fall fokussieren - dass man nichts anderes außerhalb davon mehr sieht. Das kann passieren und ist menschlich.
Ich möchte nochmal auf die erwähnte Gruppe 64 zurückkommen, deren Faible es war, von vorn bis hinten scharfe und vor allem "durchkomponierte" Bilder zu erzielen. Die Fotoplatten wurden dazu nicht vergrößert, sondern als Kontaktabzüge auf Papier entwickelt.
MF ermöglicht es, weitaus weniger stark vergrößern zu müssen als bei Kleinbild, was der Beugungsunschärfe im professionellen Umfeld deutlich die Spitze nehmen kann. Wenn man weiß, was man macht. Und davon gehe ich aus.
LG Steffen