S200EXR und S7Raw
Es gibt - abgesehen von dem kaum brauchbaren Finepix Viewer - nur eine Software, welche die Raw-Daten wirklich umfänglich verarbeiten kann:
S7Raw
Raw-Dateien der
S200EXR, die bei einer von 100% verschiedenen DR-Einstellung entstanden sind, enthalten
zwei Frames: ein knapper und ein reichlicher belichtetes Bild, die aber nicht exakt deckungsgleich, sondern um eine diagonale Pixelreihe voneinander versetzt sind.
Mit
dcraw ist es zwar möglich, beide Frames getrennt zu entwickeln und auszugeben (Option '-s all'), doch ist eine anschließende Verrechnung zu einem Bild mit erhöhtem Dynamic Range mit keiner mir bekannten Software möglich (alle DRI- und HDR-Software versagt hier bzw. produziert hässlichste Artefakte).
Der
Fujifilm SuperCCD EXR Sensor besteht quasi aus zwei virtuellen Sensoren in einem, so dass man bei der S200EXR also von 2 mal 6 Megapixeln reden muss. Der EXR-Sensor wird, wenn ein höherer
DR-Wert als 100% eingestellt ist, wie zwei getrennte virtuelle Sensoren behandelt - die resultierende RAF-Datei enthält zwei unterschiedlich belichtete Frames.
Bei einem DR-Wert von 100% und Bildgröße "M" (=
SN Modus) werden die beiden virtuellen Sensoren zu einem zusammengeschaltet (Pixel-Binning) - die RAF-Datei enthält nur einen Frame.
Bei einem DR-Wert von 100% und Bildgröße "L" (=
HR Modus) wird der Sensor wie ein einziger Fujifilm SuperCCD HR Sensor behandelt - auch in diesem Fall enthält die RAF-Datei nur einen Frame.
Nur S7Raw gestattet es, über Optionen für die S- und R-Pixel, die von der Fujifilm S3 und S5 bekannt sind, die Ausgabe des Bildes mit erhöhtem DR zu steuern.
Ein Vorzug von S7Raw ist auch, dass es CAs vollautomatisch entfernen kann - leider dauert der Durchlauf pro Bild recht lange und im Batchmodus ist die automatische CA-Entfernung nicht möglich.
S7Raw läuft auch problemlos unter jedwedem Linux mithilfe von Wine.
Die Software S7Raw bietet leider keiner besonders ergonomische Oberfläche. Wer sich ernsthaft mit dem Rohdatenmaterial der S200EXR auseinandersetzen will, kommt an dieser Software nicht vorbei - es gibt einfach keine Alternativen. An der Andersartigkeit der Raw-Daten der S200EXR und der relativ geringen Marktdurchdringung dieser Kamera wird es liegen, dass ihr weitere Unterstützung seitens der Software-Hersteller versagt geblieben ist.
Ich habe meine zwei
S200EXRs fast ausschließlich mit Bildgröße "M" und DR=400% betrieben. Nur so erhält man Bilder, die auch kritischem Pixel-Peeping standhalten und zugleich einen Dynamikumfang aufweisen, der denjenigen so mancher DSLR deutlich übersteigt. Aus eigenen Versuchen mit dem HR-Modus (12 Megapixel) konnte ich keine nennenswerten Vorteile für die Bildqualität erkennen. Wer auf besonders hohe Auflösung Wert legt, der ist mit der S100FS besser beraten, die einen SuperCCD
HR (=HighRes) hat.
Wichtiger Hinweis, da nicht im Handbuch dokumentiert:
Um in den Genuss der drei verschiedenen EXR-Modi zu kommen, muss die Kamera keinesfalls im arg beschränkten EXR-Modus betrieben werden!
Der "
DR"-Modus steht automatisch auch im Programm-Modus (P), in den beiden Halbautomatik-Modi (A und S), sowie im manuellen Modus (M) zur Verfügung, sobald man die Bildgröße auf "M" und den DR-Wert auf 200%, 400% oder 800% gesetzt hat.
Sobald man den DR-Wert auf 100% stellt, die Bildgröße aber auf "M" belässt, arbeitet die Kamera quasi im "
SN"-Modus.
Wenn man die Bildgröße auf "L" stellt, verhält sich die Kamera wie im "
HR"-Modus.
Da es mir nicht gelang, einen praktisch brauchbaren, ergonomischen Raw-Workflow zu realisieren, mit welchem sich auch 500 Raw-Bilder aus dem Urlaub bewältigen lassen, habe ich mich auf die Nutzung des ooc-JPEG-Outputs beschränkt und schlussendlich der S200EXR eine DSLR mit deutlich besserer Raw-Unterstützung vorgezogen.