Auch der schönste Urlaub ist irgendwann mal vorbei. Und mit einem weinenden und einem lachenden Auge habe ich zugesehen wie die Klippen von Dover langsam in der Ferne verschwinden.
Um noch einmal einen kurzen Überblick zu geben:
Mit An- und Abreise habe ich fast 9.000 km zurückgelegt.
Ich habe:
~25 castles
~10 Kirchen, Kirchenruinen
~10 andere Sehenswürdigkeiten
4 Whiskybrennereien (incl. Dallas Dhu Distillery Museum)
4 Gardens
2 Zoos
1 Ford event
besucht.
Und was bleibt als Fazit?
1. Die Leute im ganzen Land sind sehr höflich, zuvorkommend und hilfsbereit. Auch wenn der typische Brite zurückhaltend ist, kommt man mit allen von ihnen sehr schnell ins Gespräch.
2. Das Essen ist VIEL besser als sein Ruf. Wie in jedem Land gibt es typische Spezialitäten die nicht jedermanns Geschmack sind. Auch in der Bayerischen Küche gibt es Gerichte, die mir nicht schmecken. Man kann allerdings problemlos Innereien, Schaf, Porridge und andere unbeliebte Sachen vermeiden.
3. Großbritannien ist - entgegen der landläufigen Meinung - unterm Strich nicht teurer als Deutschland. Jedenfalls beim derzeitigen Wechselkurs von ca. 1:0,85. Man bekommt also für einen Euro 0,85 Pfund. Bezahlen ist im ganzen Land mit Maestro (also Bankkarte mit Pin) und Kreditkarte möglich, ähnlich wie in Deutschland. Klar kosten die Sehenswürdigkeiten Geld. Aber Neuschwanstein kostet für einen Erwachsenen beispielsweise auch 12,-- EUR. Ist also auch ungefähr das gleiche Niveau. Hier wird einem in den Banken auch oft erzählt, daß die Schotten kein englisches Geld annehmen wollen. Falsch. Mit Britischen Pfund kann man im ganzen Land problemlos zahlen. In Südengland kann es aber passieren daß man komisch angesehen wird wenn man Schottische Banknoten zückt. Allerdings sind Britisches und Schottisches Pfund gekoppelt, im Land kann man in einer Bank jederzeit die Noten tauschen. In Deutschland werden diese allerdings als zwei Währungen betrachtet. Darauf ist beim Zurücktauschen zu achten, weil dann zweimal Gebühren anfallen können.
4. Der Verkehr ist - auch entgegen der hier vorherrschenden Meinung - leicht zu beherrschen. Wer in Deutschland in einer Großstadt im Berufsverkehr Angst um sein Auto und sein Leben hat, der sollte auch in GB nicht ins Auto steigen. Und wenn man Probleme mit rechts und links hat vielleicht auch nicht. Ansonsten ist es mit dem eigenen Auto vielleicht sogar noch einfacher als mit einem rechtsgesteuerten Mietwagen (vielleicht mal abgesehen davon wenn man auf der Landstraße überholen muß oder Maut zu zahlen ist). Die Briten sind subjektiv rücksichtsvollere Fahrer als der Durchschnittsdeutsche, und mit 112 km/h auf der Autobahn braucht auch niemand Angst haben. Kreisverkehre sind um ein vielfaches größer als hier in Deutschland und funktionieren auch besser. Für die Scheinwerfer gibts spezielle Aufkleber zum Abkleben wegen dem Linksverkehr, eine grüne Versicherungskarte sollte man dabeihaben, und eine Vollmacht falls man nicht mit dem eigenen Auto unterwegs ist. Den Rest kann man beim ADAC, ÖAMTC etc. erfragen. Dort erfährt man auch die (wenigen) mautpflichtigen Autobahnabschnitte und Brücken. Die Informationen hierzu in den Reiseführern sind leider nicht immer aktuell, selbst bei einer neuen Auflage!
5. Großbritannien gehört zwar zur EU, nimmt aber nicht am Schengener Abkommen teil. Heißt: Es gibt (vor allem bei der Einreise, meist schon auf französischer Seite) Zollkontrollen. Verzollen muß man Einkäufe natürlich nicht, allerdings ist auf entsprechende Grenzen für Bargeld, alkoholische Getränke und Zigaretten zu achten. Das kann man aber auch bei den Automobilclubs und anderen einschlägigen Seiten nachlesen.
6. Bed&Breakfast ist meine Wahl für die Übernachtung. Halbpension gibts dort eher nicht (das hängt irgendwie mit der Lizensierung durch die Regierung zusammen), aber auf Hotels hatte ich keine Lust. Buchen kann man die über gängige Internetseiten aus Deutschland oder UK, Kreditkarte braucht man dazu aber i.d.R. Wireless Lan (WiFi) gibts in den meisten Unterkünften, die Netzabdeckung ist besser als in Deutschland, vor allem auf dem Land. Natürlich kann man auch über die Regionen oder Städte Infomaterial anfordern bzw. herunterladen und dann telefonisch buchen.
7. Reiseführer kann man sich ja vor der Fahrt selbst aussuchen. Ich hatte einen Polyglott für Südengland und einen für Schottland dabei. Die sind gut, weil klein und vor allem nach Regionen sortiert. Damit entfällt lästiges Suchen. Die neueren sind mit einer "Flipmap" ausgestattet. Die ist eingesteckt, hat die wichtigsten Straßen und Ortschaften mit drauf und auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten verzeichnet. Ich hatte auch einen Baedeker von GB mit im Gepäck, aber der ist so groß und unpraktisch. Außerdem hat mir die alphabetische Sortierung nicht so gut gefallen wie die regionale vom Polyglott. Natürlich gibts noch unzählige andere deutsche und englische Reiseführer. Empfehlen kann ich auch einschlägige Internetseiten wie z.B. Wikipedia. Wer einen Laptop etc. dabei hat, kann gemütlich am Abend in der Unterkunft die Route für den nächsten Tag planen. Wichtig ist aber, daß Informationstafeln bei den Sehenswürdigkeiten fast nur auf englisch sind. Und wenn dann eher noch auf französisch als zweite Sprache. Deutsch sucht man meist vergebens. Ich glaube nur in Tintagel Castle gabs mal was auf deutsch und das war eine Tollwutwarnung
8. Die Briten sind stolz auf ihre Geschichte. Deshalb sind die Sehenswürdigkeiten fast ausschließlich in gutem Zustand. Dazu gehört auch daß die Castles regelmäßig renoviert werden, um weitere Schäden durch Wasser etc. zu vermeiden. Die Außenanlagen sind - selbst wenn kein Eintritt verlangt wird - immer sehr gepflegt. Auf den Rasen könnte man echt neidisch werden. In den meisten Castles und anderen Ruinen könnte man Fußball oder Golf spielen. Auch die Parks sind immer perfekt gepflegt, viele Gärten von Privathäusern sind einfach schön.
9. Die Navigation im Land ist einfach, sofern man ein Navigationssystem (heißt in GB "Satnav" und nicht navigation system!) dabeihat. Einfach die Postleitzahl eingeben (Alphanumerisch, eine Kombination aus Region/Stadt und Straße incl. Hausnummernabschnitt) dann kommt man fast immer bis ans Ziel. Ich empfehle auch ein Navi zu verwenden. Ich habe die Wegweiser im Land als schlechter als in Deutschland empfunden. Und weniger waren es auch. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
10. Fotografieren darf man natürlich im ganzen Land, dazu gibt es aber ähnliche Regeln wie hier. Ganz selten ist fotografieren verboten (entweder aus Sicherheitsgründen oder weil der Aussteller seine Fotos teuer verkaufen will), in London z.B. ist das Fotografieren von manchen Häusern mit Vorsicht zu genießen. Dazu gibts aber auch entsprechende Infos im Internet.
11. Ob man die Fähre oder den Zug nimmt, ist Geschmackssache. Man schifft sich üblicherweise in Calais oder Dunkerque ein, die Fähre braucht dann ca. zwei Stunden bis nach Dover. Allerdings sollte man schon nochmal ca. eine halbe Stunde einrechnen bis man durch Zollkontrollen etc. ist und das Hafengelände verlassen kann. Der Zug braucht knapp eine Stunde und fährt von in der Nähe von Calais nach Folkestone (ein paar km von Dover weg). Natürlich gibt es viele andere Fährverbindungen, vor allem nach Mittelengland. So kann man mit der Fähre über Nacht nach Hull oder Newcastle fahren. Die Preise sind zwar gesalzen, aber man spart sich einen Tag auf dem Landweg.
12. Wer weniger auf Sehenswürdigkeiten steht, kann in Großbritannien auch einen Wanderurlaub machen. Wanderrouten gibt es viele, dazu auch viele Hinweisschilder und sogar spezielle Reiseführer. Wie gut die allerdings ausgebaut, bewirtet, ausgeschildert sind kann ich nicht beurteilen. Natürlich gibt es auch viele Küstenwanderwege. Badeurlaub kann man in Südengland auch machen.
13. Großbritannien liegt in einer anderen Zeitzone. Wir haben MEZ (Mitteleuropäische Zeit, bzw. CET, Central European Time), Großbritannien dagegen UTC (coordinated universal time, bzw. GMT, Greenwich Mean Time). Heißt: Großbritannien ist uns eine Stunde hinterher. Wenn es hier 18 Uhr ist, dann ist es drüben erst 17 Uhr. Ist nicht weiter schlimm, großartiger Jetlag stellt sich nicht ein, auch wenn man beim Aufstehen die eine Stunde eher positiv bemerkt. Bei Fährverbindungen ist sie zu berücksichtigen. Wobei die Abfahrt i.d.R. immer in der dort gültigen Zeit angegeben wird.
14. Möchte man elektrische Geräte in die Steckdose stecken braucht man für Großbritannien einen sog. Reisestecker/Reiseadapter. Aber vorsicht: Ich hatte einen, in den konnte man nur Euro-Stecker stecken. Mein Laptop hat aber einen Schukostecker. Durfte also am ersten Abend schön mitm Taschenmesser an dem Ding rumsäbeln. Also zu Hause testen ob alle Geräte reinpassen
Sollte jemand eine Reise nach Großbritannien planen und weitere Fragen haben, postet sie einfach in diesem Thread. Ich werde versuchen sie so gut wie möglich zu beantworten!
WICHTIG: Alle Beiträge in diesem Thread erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit! Alles beruht nur auf meiner eigenen Erfahrung und meiner Meinung und sollte nicht als Grundlage für eine Beurteilung des Landes o.ä. herangezogen werden.