Frithjof.B
Themenersteller
1) Einleitung
Im Forum wird immer wieder berichtet, dass sich der Auschnitt beim Festziehen der Feststellschraube (F) oder der Panoramaschraube (P) stark verändert. Besonders bei Benro Kugelköpfen wird darüber geklagt. Aus diesem Grund habe ich -- auch auf Bitten von @Riesbeck -- einen Test disbezüglich mit meinem Markins M10 (formals M10L) durchzuführen, um mir selbst auch Klarheit über diesen Punkt zu verschaffen. Meine Behauptung beim Markins würde sich nichts ändern, hat sich als falsch herausgestellt.
2) Versuchsaufbau
Der ideal Versuchsaufbau wäre die Befestigung des Kugelkopfs auf einer in einem Betonsockel eingelassenen Stativschraube. Das würde jeden Einfluß des Stativs auf das Ergebniss ausschliesen. Solch eine Anordnung steht mir aber nicht zur Verfügung. Daher habe ich mich entschlossen, mein Benro c-258n6 mit völlig eingefahrenen Beinen auf dem mit Terrakottaplatten ausgelegten Küchenboden aufzubauen und ein Blatt mit Netzlinien an der Spühlmaschine in genau 200cm Entfernung anzubringen. Als Kamera verwendete ich meine D200 mit einem f2.8/17-55mm DX Objektiv, das auf 55mm eingestellt war. Die Brennweite spielt aber keine Rolle, da wir an der Änderung des Winkels der optischen Achse interessiert sind.
3) Versuchsdurchführung
Es ist offensichtlich, das man die Feststellschrauben F und P sowohl parallel als auch senkrecht zur optischen Achse des Objektivs ausrichten kann. Ich habe daher genau einen Versuch für beide Schrauben, jeweils eine fest (F) und eine lose (L) oder fest (F) durchgeführt. Ein Ausmessen des Liniengitter ergab eine Eichung von 48Pixel für 10mm auf dem abzubildenen Objekt in 2000mm Entfernung.
A) Schraubenachse parallel zur optischen Achse hinten
i) lose Feststellschraube (LF), feste Panoramaschraube (FP)
--> FF + FP
vertikale Abweichung: 15 P -> 3mm nach oben
horizontale Abweichung: 0 P
ii) FF + LP -> FF + FP
vertikale Abweichung: 5 P -> 1mm nach oben
horizontale Abweichung: 6 P -> 1mm nach links
B) Schraubenachse senkrecht und rechts zur optischen Achse
i) LF + FP --> FF + FP
vertikale Abweichung: 10 P -> 2mm nach oben
horizontale Abweichung: 11 P -> 2mm nach links
ii) FF + LP -> FF + FP
vertikale Abweichung: 8 P -> 1.6 mm nach oben
horizontale Abweichung: 13 P -> 3mm nach links
C) Schraubenachse parallel zur optischen Achse vorne
LF + FP -> FF + FP
vertikale Abweichung: 11 P -> 2 mm oben
horizontale Abweichung: 0 P
D) Schraubenachse senkrecht und links zur optischen Achse
LF + FP -> FF + FP
vertikale Abweichung: 14 P -> 3 mm oben
horizontale Abweichung: 15 P -> 3 mm rechts
4) Fehlerquellen
Man sollte jetzt jeden Versuch mehrfach wiederholen und genau Auswerten um einen Mittelwert und die Abweichung zu bestimmen, was ich aber nicht getan habe. Die minimale Abweichung, die auflösbar ist, ist genau 1P. Mein persönliche Abschätzung wäre, das sich der Fehler bei einer sorgfältigen Versuchsdurchführung maximal bei 2-3Pixel bewegen wird. Ich habe ein Experiment auch drausen, mit ausgezogenem Stativ auf Grasboden durchgeführt und beobachtete Abweichungen von ca 6mm für
den Fall Ai). Das deutet daraufhin, das die Beschaffenheit des Untergrunds auf dem das Stativ steht und mögliche Verrückungen der Fotografen einen großen Einfluss auf die Änderung des Bildauschnitts haben, die aber dann nichts mit dem Kugelkopf zu tun haben. Man sollte daher möglichst genau diese Sekundäreffekte ausschliessen, bevor man auf die Qualität des Kugelkopfs schließt.
5) Diskussion der Ergebnisse
Beim Markins M10 hat erwartungsgemäß die Feststellschraube den größere Einfluss auf die optische Achse als die Panoramaschraube. Auch ist eine Anisotropie bezüglich der Ausrichtung der Schraube relative zur optischen Achse festzustellen, die auch nicht verwunderlich ist. Die größe zu erwartende Abweichung beträgt mit Fehler 15+3=18P -> 3.75mm, im Mittel so 12P->2.3mm
Unabhängig vom Abstand zum Aufnahmegegenstand ist aber die maximale WINKELÄNDERUNG der optischen Achse, die sich somit als maximal 6 Bogenminuten 27 Sec, im Mittel 4'7'' ergibt. Das ist genau die Änderung der Achse des Kugelkopfes, welches einer Änderung eines Punktes auf der Kugel des Kugelkopfes (Durchmesser ca 40mm) um genau 0.0375mm, dh ca 40 \mu m ergibt.
Diese maximale Verschiebung der Kugel um 0.0375mm beim Feststellen erscheint mir bei einem Kugelkopf tolerabel. Selbst Benrozahlen von 10mm auf 2000mm, die hier immer wieder genannt werden, übersetzen sich in eine Winkel 17 min 11 sec, einen Faktor 2.5 größer als beim Markins und damit ca 1/10 mm Verstellung der Kugel. Ob die Zahlen beim Benro wirklich stimme, sollte noch einmal von Benrobesitzer genau nachgemessen werden, wobei die Verschiebung durch das Stativs möglichst ausgeschlossen werden sollte.
Ich *persönlich* habe wieder mir in Erinnerung gerufen, was Experten schon immer wußten: ein Kugelkopf dient zur schnellen Einstellung eines Ausschnitts, für eine präzise Einstellung sollte man auf eine Getriebeneiger zurückgreifen, wenn Winkeländerungen von 6'-15' ein Problem sind.
Frithjof
Im Forum wird immer wieder berichtet, dass sich der Auschnitt beim Festziehen der Feststellschraube (F) oder der Panoramaschraube (P) stark verändert. Besonders bei Benro Kugelköpfen wird darüber geklagt. Aus diesem Grund habe ich -- auch auf Bitten von @Riesbeck -- einen Test disbezüglich mit meinem Markins M10 (formals M10L) durchzuführen, um mir selbst auch Klarheit über diesen Punkt zu verschaffen. Meine Behauptung beim Markins würde sich nichts ändern, hat sich als falsch herausgestellt.
2) Versuchsaufbau
Der ideal Versuchsaufbau wäre die Befestigung des Kugelkopfs auf einer in einem Betonsockel eingelassenen Stativschraube. Das würde jeden Einfluß des Stativs auf das Ergebniss ausschliesen. Solch eine Anordnung steht mir aber nicht zur Verfügung. Daher habe ich mich entschlossen, mein Benro c-258n6 mit völlig eingefahrenen Beinen auf dem mit Terrakottaplatten ausgelegten Küchenboden aufzubauen und ein Blatt mit Netzlinien an der Spühlmaschine in genau 200cm Entfernung anzubringen. Als Kamera verwendete ich meine D200 mit einem f2.8/17-55mm DX Objektiv, das auf 55mm eingestellt war. Die Brennweite spielt aber keine Rolle, da wir an der Änderung des Winkels der optischen Achse interessiert sind.
3) Versuchsdurchführung
Es ist offensichtlich, das man die Feststellschrauben F und P sowohl parallel als auch senkrecht zur optischen Achse des Objektivs ausrichten kann. Ich habe daher genau einen Versuch für beide Schrauben, jeweils eine fest (F) und eine lose (L) oder fest (F) durchgeführt. Ein Ausmessen des Liniengitter ergab eine Eichung von 48Pixel für 10mm auf dem abzubildenen Objekt in 2000mm Entfernung.
A) Schraubenachse parallel zur optischen Achse hinten
i) lose Feststellschraube (LF), feste Panoramaschraube (FP)
--> FF + FP
vertikale Abweichung: 15 P -> 3mm nach oben
horizontale Abweichung: 0 P
ii) FF + LP -> FF + FP
vertikale Abweichung: 5 P -> 1mm nach oben
horizontale Abweichung: 6 P -> 1mm nach links
B) Schraubenachse senkrecht und rechts zur optischen Achse
i) LF + FP --> FF + FP
vertikale Abweichung: 10 P -> 2mm nach oben
horizontale Abweichung: 11 P -> 2mm nach links
ii) FF + LP -> FF + FP
vertikale Abweichung: 8 P -> 1.6 mm nach oben
horizontale Abweichung: 13 P -> 3mm nach links
C) Schraubenachse parallel zur optischen Achse vorne
LF + FP -> FF + FP
vertikale Abweichung: 11 P -> 2 mm oben
horizontale Abweichung: 0 P
D) Schraubenachse senkrecht und links zur optischen Achse
LF + FP -> FF + FP
vertikale Abweichung: 14 P -> 3 mm oben
horizontale Abweichung: 15 P -> 3 mm rechts
4) Fehlerquellen
Man sollte jetzt jeden Versuch mehrfach wiederholen und genau Auswerten um einen Mittelwert und die Abweichung zu bestimmen, was ich aber nicht getan habe. Die minimale Abweichung, die auflösbar ist, ist genau 1P. Mein persönliche Abschätzung wäre, das sich der Fehler bei einer sorgfältigen Versuchsdurchführung maximal bei 2-3Pixel bewegen wird. Ich habe ein Experiment auch drausen, mit ausgezogenem Stativ auf Grasboden durchgeführt und beobachtete Abweichungen von ca 6mm für
den Fall Ai). Das deutet daraufhin, das die Beschaffenheit des Untergrunds auf dem das Stativ steht und mögliche Verrückungen der Fotografen einen großen Einfluss auf die Änderung des Bildauschnitts haben, die aber dann nichts mit dem Kugelkopf zu tun haben. Man sollte daher möglichst genau diese Sekundäreffekte ausschliessen, bevor man auf die Qualität des Kugelkopfs schließt.
5) Diskussion der Ergebnisse
Beim Markins M10 hat erwartungsgemäß die Feststellschraube den größere Einfluss auf die optische Achse als die Panoramaschraube. Auch ist eine Anisotropie bezüglich der Ausrichtung der Schraube relative zur optischen Achse festzustellen, die auch nicht verwunderlich ist. Die größe zu erwartende Abweichung beträgt mit Fehler 15+3=18P -> 3.75mm, im Mittel so 12P->2.3mm
Unabhängig vom Abstand zum Aufnahmegegenstand ist aber die maximale WINKELÄNDERUNG der optischen Achse, die sich somit als maximal 6 Bogenminuten 27 Sec, im Mittel 4'7'' ergibt. Das ist genau die Änderung der Achse des Kugelkopfes, welches einer Änderung eines Punktes auf der Kugel des Kugelkopfes (Durchmesser ca 40mm) um genau 0.0375mm, dh ca 40 \mu m ergibt.
Diese maximale Verschiebung der Kugel um 0.0375mm beim Feststellen erscheint mir bei einem Kugelkopf tolerabel. Selbst Benrozahlen von 10mm auf 2000mm, die hier immer wieder genannt werden, übersetzen sich in eine Winkel 17 min 11 sec, einen Faktor 2.5 größer als beim Markins und damit ca 1/10 mm Verstellung der Kugel. Ob die Zahlen beim Benro wirklich stimme, sollte noch einmal von Benrobesitzer genau nachgemessen werden, wobei die Verschiebung durch das Stativs möglichst ausgeschlossen werden sollte.
Ich *persönlich* habe wieder mir in Erinnerung gerufen, was Experten schon immer wußten: ein Kugelkopf dient zur schnellen Einstellung eines Ausschnitts, für eine präzise Einstellung sollte man auf eine Getriebeneiger zurückgreifen, wenn Winkeländerungen von 6'-15' ein Problem sind.
Frithjof
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