Das hört sich für mich eher nach gut gepflegten Vorurteilen an als nach fundiertem "sich-mit-der-Sache-auseinandersetzen" - Traurig, Traurig
*hüstel*. Da leistet sich unsere Gesellschaft den Luxus, dass eine paar junge Leute sich vier bis fünf Jahre mit nichts anderem auseinandersetzen als mit der Sache Fotografie, bzw. anderer Medien wie z.B. Film. Es ist klar, dass dort keine Werbefotografen ausgebildet werden, KHM steht für Kunsthochschule für Medien. Das ist eine Kunstakademie mit Schwerpunkt Medien. Die malen oder bildhauern dort nicht, sondern fotografieren, filmen, animieren...
Es ist klar, dass jede Kunsthochschule ihren sehr eigenen Stil und Kunstbegriff pflegt, der sich sehr von anderen unterscheiden kann. An der KHM ist es in der Fotografie die sogenannte 'Düsseldorfer Schule', die ihren Ursprung hat im Ehepaar Becher und letztendlich auf August Sander zurückgeht. Meine Tochter hatte ein Gastsemester an der Akademie Nürnberg bei Jürgen Teller gemacht, der einen ganz anderen Kunstbegriff vertritt. Bei ihrer Professorin in Köln traf das auf vollkommenes Unverständnis. Teller? Das sei ja keine Kunst, das sei Werbefotografie. Was wolle sie denn bei
dem lernen?
Ich habe eine Zeitlang für die Photographische Sammlung / das August Sander Archiv gearbeitet. Für die Mitarbeiter dort, besonders die Laboranten, ist digitale Fotografie geeignet, den Ausstellungsflyer zu bebildern, oder aber Symbolfotos für den Katalog zu erstellen. Aber für die Wand? Never!
Was ich sagen will: Fotografie auf Film, insbesondere die großen und ganz großen Formate, ist keineswegs eine schrullige Liebhaberei von ein paar im Gestern steckengebliebener älterer Herren, sondern in der Kunst ein ganz wichtiges Werkzeug. Die Maler malen ja auch immer noch mit Öl auf Leinwand, obwohl es heute Plotter gibt.
In der Kunst orientieren sich die Amateure an den Profis, also an den angesagten Künstlern. Ist bei der Hobby-Band so, ist bei den Hobby-Malern so, und warum sollte es bei den Fotoamateuren nicht genauso sein? Genauso wie es Spaß macht, auf eine große Leinwand mit Farbe zu wüten, macht es Spaß mit einer Mittelformat und noch größer zu arbeiten. Es fragt ja auch keiner, warum man sich einen Flügel ins Wohnzimmer stellt, obwohl es niemals zum Konzertpianisten reichen wird.
Wobei, wenn man sieht, was z.B. dierk hier zeigt, könnte er durchaus an der KHM lehren.