Rawscooter
Themenersteller
Hallo Fotofreunde,
in den beiden letzten Wochen des Oktober 2007 war ich im Urlaub auf den Seychellen und davon möchte ich Euch hier berichten und ein paar
Tipps für eine Reise geben.
Zunächst mal ein paar allgemeine Eindrücke: Die Lage im indischen Ozean (6 Grad Süd) fernab vom afrikanischen Kontinent sorgt für ein ganzjähriges gleichmässiges Klima: Die Temperaturen schwanken im Jahr um rund 2-4 Grad und pendeln um die 30 Grad. Durch diese Lage gibt es keine Jahreszeiten im europäischen Sinne, einzig die Menge und Heftigkeit des Regens sowie die Stärke des Windes schwankt vehement übers Jahr. Ich war kurz vor dem Beginn der Regenzeit da und habe Regen nur 2 x erlebt und bis auf 2 Tage jeden Tag einwandfreies Raketenstartwetter. Regenzeit ist eigentlich nicht richtig, denn es regnet während dieser Zeit genauso oft wie sonst auch, nur es kommt etwas mehr Wasser runter als ausserhalb der Regenzeit. Grundsätzlich sind die Seychellen ganzjährig gut bereisbar.
Die Einheimischen sind sehr freundlich und höflich gegenüber Touristen und verhalten sich eher schüchtern und zurückhaltend denn aufdringlich. Man wird als Gast weder bevorzugt noch beteiligt, respektvoller Umgangsstil wird erwartet. Man kommt sehr leicht in Gespräche, die man sowohl in englisch als auch französisch problemlos führen kann. Die kreolische Küche ist für mich eine wahre Pracht, ich konnte absolut alles Essen, was ich an einheimischer Kost bekommen habe-nein, das ist nicht fair ausgedrückt: ich habe alles genossen! Erwartungsgemäß gibt es sehr viel Fisch, das sollte man mögen.
Ich hatte als Unterkunft sogenannte Guesthouses gewählt (letztes Jahr Hotel) und diese Entscheidung war goldrichtig: Der Service ist erheblich persönlicher, die Küchenkünste sind besser als in den Hotels. Man fühlt sich besser aufgehoben und weniger "offiziell" bedient.
Die Seychellen bieten für mich einen erstklassigen Mix aus einer einzigartigen Natur (Strände, Buchten, Fische {im Wasser und auf dem Teller}, Pflanzen, Bäume, Felsen, Hügel etc.) und einem sehr hohen Wohlfühlfaktor aufgrund der Abwesenheit jeglichen Stresses oder Hektik des Tages. Die Umgebung wirkt auf mich sehr beruhigend. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Inseln vor rund 250 Millionen Jahren entstanden sind,
als das heutige Afrika und Indien aus dem Urkontinent auseinanderbrachen und dann von einander wegdrifteten. Die Inseln stellen die Abbruchkannte dieses geologischen Ereignisses dar.
Ich war zunächst für 4 Tage auf La Digue, eine kleine Insel, die man per Fahrrad und zu Fuß perfekt erkunden kann, da sie mit 8 km länge und rund 3 km Breite recht übersichtlich ist-aber trotzdem sehr viel zu sehen bietet. Neben dem Estate Union (die Hauptattraktion) gibt es im südosten drei optisch sehr beeindruckende Buchten.
Anschliessend bin ich für 4 Tage nach Praslin übergesetzt und auch hier bekommt man eine beeindruckende Natur zu sehen. Die Erkundung der deutlich größeren Insel wird mit dem Bus erheblich leichter. Auf Praslin im Norden befindet sich die Anse Lazio, die laut meinem Reiseführer zu den schönsten Buchten der Welt zählt. Dieses Ranking hat sie zurecht, allerdings frage ich mich, woran man den Grad der Schönheit nun festmachen will. Der persönliche Geschmack ist eben nicht verhandelbar.
Die letzten vier Tage war ich auf Mahe, der größten Insel der Seychellen. Dort besonders empfehlenswert ist hier der Süden der Insel, aber auch der Norden hat einige nette Aussichten zu bieten, diese sind etwas kleiner in der Ausdehnung aber dafür noch einsamer-wer Alleinesein sucht, wird hier glücklich. Ich hatte das Glück, dass in der letzten Oktoberwoche das internationale kreolische Festival stattfand. Zu diesem Festival kommen auch aus der Karibik Vertreter und treffen sich in Victoria, der Hauptstadt der Seychellen. Interessant ist hier, dass das Kreolisch im indischen Ozean so kompatibel mit dem Kreolisch in der Karibik ist, dass sie sich miteinander unterhalten können-obwohl diese Mischsprachen getrennt entstanden sind!
Hier noch Hinweise, die mir wichtig erscheinen:
Bei der Nutzung der Klimanlage im Hotel oder Bungalow sollte man stets berücksichtigen, dass mit jedem Grad Abweichung nach unten von der Aussentemperatur die Kamera das Wasser aus der Aussenluft nach Verlassen des Zimmers noch mehr anzieht. Das Beschlagen der ersten Linse des Objektivs ist noch das Harmloseste, ich möchte nicht das Kondenswasser in der Kamera haben wollen. Die Gelehrten sind sich nicht einig, ob nun eher die Flut oder Ebbe zu bevorzugen ist, wenn man Bilder von Stränden aufnimmt. Beides hat individuelle Einflüsse auf die Bildgestaltung, ich kann mich nicht entscheiden, was "besser" ist. Der Tidenhub beträgt rund 1,5 Meter und sorgt bei manchen Buchten dafür, dass sie komplett leer laufen. Ich habe die Ebbe schätzen gelernt, weil man dann problemloser um die Felsen drumherumkommt und Stellen erreicht, die bei Flut zum Teil unerreichbar sind.
Erwartungsgemäß beeinflussen die Schatten- und Lichtspiele bei schräg stehender Sonne die Bildgestaltung am intensivsten. Für mich hat sich herausgestellt, dass die Ostküste interessanter ist, da hier die See mit in das Bild eingebaut werden kann ohne in eine Gegenlichtsituation zu kommen. Aber das ist auch Geschmackssache. Man beachte, dass die besondere Lichtsituation aufgrund der Nähe zum Äquator unter 2 h dauert. Nach Sonnenuntergang kommen dann die Freunde der blauen Stunde auf ihre Kosten, aber die dauert auch nicht länger als 20-25 Minuten und das optimalerweise an der Westküste (komische Gegend...).
Und nun wird es fototechnisch! Die folgenden Infos habe ich aus Erfahrungen mit meiner 400D abgeleitet.
Objektivwahl: Fans von Blüten und Pflanzen werden mit einem Makro hier voll auf ihre Kosten kommen, denn durch die klimatischen Bedingungen wächst alles das gesamte Jahr über. Und das gilt für wilde Orchideen genauso wie die wilde Annanas. Mit meinem Standard-Zoom EF-S 17-85 habe ich letztes Jahr und vergleichbar dieses Jahr rund 3/4 aller Aufnahmen machen können. Man beachte, dass auf den Seychellen alle Strände und Buchten frei zugänglich sind-egal, ob sich das Maja Luxury Resort and Spa dort befindet oder nicht. Man kommt an nahezu alles Unbelebte dicht genug dran oder weit genug weg, um mit dem Standardzoom das gewünschte Motiv auf den Chip zu kriegen.
Ich habe diess Jahr zum ersten Mal mein Tokina AT-X Pro 12-24 dabei gehabt und das war gut so: Die sich in epischer Breite ausdehnenden Buchten und Landschaften liessen sich leichter einfangen als mit dem EF-S 17-85. Das gleiche gilt für die Felsen, die zum Teil die Größe von Einfamilienhäusern haben.
Wie auch letztes Jahr hatte ich noch mein EF 70-300 Tele mit. Ein Tele ist besonders den Anhängern der belebten Natur zu empfehlen: Einzigartige Vögel und die Land- und Seekrabben lassen sich nur damit einfangen, und von solchen Motiven gibt es reichlich und schönes zu sehen.
Die Farbvarianten der Granitfelsen in den Gipfeln der Inseln sind natürlich mit einem Tele auch klasse heranzuholen. Auch ist das Tele für die in den Buchten liegenden Felsen ein Genuß, denn die filigranen Schleifspuren und Aushölungen im grauen Granit wirken dann besonders klasse, wenn sie vom türkisblauen Wasser umspült werden und dahinter giftgrüne Palmenlandschaften stehen-und das ganze in der Lichtstimmung eines
Sonnenuntergangs.
Filterauswahl:
UV-Filter sind in einer solchen Gegend ein Muss, denn die UV-Belastung ist enorm und verfälscht u.U. die Farbtreue. Ferner schützt ein solcher Filter sehr gut die erste Linse des Objektivs vor Salzbeschlag aus der Umgebungsluft in Wassernähe. Ich habe zum EF-S 17-85 und dem Tokina 12-24 je auch zikular Polfilter und empfehle den Einsatz solcher Filter. Die Farben lassen sich damit deutlich intensivieren. Ich habe immer beim Einsatz des Polfilters zunächst anhand des Blau des Himmels die intensivste Farbverschiebung eingestellt und dann in rund 4 Stufen den gesamten Filter durchrotieren lassen. Damit hatte ich genug Abstufungen zusammen, um zu hause die passende auszuwählen.
Unterwasserfotografie:
Dieses Jahr hatte ich zu meiner Canon S-80 noch das Unterwassergehäuse von Canon dabei. Beides zusammen sind ein herrliches Spielzeug, das mir bei Schnorchelausflügen viel Spaß bereitet hat. Zum ersten mal konnte ich eine Wasserschildkröte sehen und dies auch bildlich festhalten-für mich ist da ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Der Kracher ist, zu einem Bild noch mit dem eingebauten Mikrofon eine Atmo aufzunehmen. Das Knackgeräusch der Fische, die die Korallen abgrasen, ist ein schönes Erinnerungsstück.
Verpackung und Transport Ausrüstung:
Ich habe einen konventionellen Rucksack verwendet und dorthinein die Objetkive und Kamera wiederum in Taschen verpackt reingelegt. Diese Verpackung bot für mich den optimalen Schutz vor Einwirkungen von aussen. Damit ist konkret gemeint, dass ich viele Wanderungen unternommen habe und ich auch mit allen Vieren über Felsen gekrabbelt bin. Da wollte ich kein Risiko eingehen, dass die Ausrüstung etwas abbekommt. Der Rucksack ist einer Fototasche eindeutig vorzuziehen, wenn man in einem Gelände unterwegs ist, wo man sich auch mal mit den Händen irgenwo festhalten muss. Mit dem Rucksack läßt sich leichter das Gleichgewicht halten. Ich hatte die Kamera sehr selten um den Hals gehängt beim Rumlaufen, das Risiko war mir zu hoch, dass sie irgendwo an einem Felsen hängen bleibt. OK, vielleicht unternehmen nicht alle Fotografen solche Brachialtouren wie ich (oder warum habe ich bei meinen Ausflügen so gut wie nie Menschen getroffen?). Als Lehre aus den Schwitztouren habe ich gezogen, dass ich mich nun doch mal nach einem klassischen Fotorucksack umschaue. Generell empfehle ich, alle Objektive in Platiktüten einzupacken, damit sie vor Sand geschützt sind, fall sie doch mal runterkullern.
Transport und Sicherung Bilder:
Ich bin mit rund 20 GByte an Bild und Video-Daten zurückgekommen, ich habe mit der 400D ausschliesslich mit Raw aufgenommen. Die S-80 kann nur JPG und AVI. Ich habe mindestens jeden zweiten Tag die Speicherkarten auf meinen GigaOne von Jobo kopiert. Das Gerät kann ich empfehlen, es hat eine 80 GByte Festplatte drin und kann eine Vielzahl von Kartenformaten lesen ohne dass die externe Festplatte an einem PC angeschlossen ist. Die Akkuladung im Gerät reicht für das Kopieren von rund 10 GByte, das Netzteil kann 110-240 Volt verkraften und ist
damit international einsetzbar. Ich habe das Gerät seit 1,5 Jahren im Einsatz und bis heute keinen einzigen Kopierfehler festgestellt.
Zu den Bildern:
Ich habe versucht, einen Querschnitt zu zeigen, so dass man einen Eindruck von der Gegend bekommt. Die Bilder sind kaum nachbearbeitet.
Bild_01.jpg: Eine Kalkgerüst einer Koralle, die ich am Strand von La Digue gefunden habe und vorsichtig auf einen der roten Granitfelsen gelegt habe. Aufgenommen mit Canon S80.
Bild_02.jpg: Eine Riesenschildkröte, die allerdings nicht freilebend auf La Digue vorkommt sondern als Haustier gehalten wird oder vom Aldabra Atoll geholt wird. Aufgenommen mit Canon S80.
Bild_03.jpg: Ein Blick vom Nid d'Aigles (höchster Punkt auf La Digue, 333 m üNN) nach Osten zu den Nachbarinseln. Dank des Polfilters wurden die Farben so intensiv. Aufgenommen mit 400D und Tokina AT-X Pro 12-24 @ 12 mm.
Bild_04.jpg: Bei einem Schnorchelausflug bekam die Gruppe die Gelegenheit, vor Felicite kurz anhalten zu können.
Die Insel ist im Privatbesitz und kann gemietet werden. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass man sich an
diesen Blick irgendwann satt sieht (so nach 3-4 Monaten *smile*). Aufgenommen mit 400D und EF-S 17-85 @ 17 mm
Bild_05.jpg: Einer der vielen imposanten Felsen am Strand der Anse Source d'Argent, der nur über den Union Estate für 4 Euro Eintritt zugänglich ist. Der Union Estate ist ein Naturschutzpark, in dem unter anderem ein Gehege für Riesenschildkröten unterhalten wird und die Produktion von Kopra (Kokosnuss) gezeigt wird.
Aufgenommen mit 400D und EF-S 17-85 @ 17 mm
Der zweite und dritte Teil der Bilder kommt gleich im Anschluss nach diesem Text.
Marcus
in den beiden letzten Wochen des Oktober 2007 war ich im Urlaub auf den Seychellen und davon möchte ich Euch hier berichten und ein paar
Tipps für eine Reise geben.
Zunächst mal ein paar allgemeine Eindrücke: Die Lage im indischen Ozean (6 Grad Süd) fernab vom afrikanischen Kontinent sorgt für ein ganzjähriges gleichmässiges Klima: Die Temperaturen schwanken im Jahr um rund 2-4 Grad und pendeln um die 30 Grad. Durch diese Lage gibt es keine Jahreszeiten im europäischen Sinne, einzig die Menge und Heftigkeit des Regens sowie die Stärke des Windes schwankt vehement übers Jahr. Ich war kurz vor dem Beginn der Regenzeit da und habe Regen nur 2 x erlebt und bis auf 2 Tage jeden Tag einwandfreies Raketenstartwetter. Regenzeit ist eigentlich nicht richtig, denn es regnet während dieser Zeit genauso oft wie sonst auch, nur es kommt etwas mehr Wasser runter als ausserhalb der Regenzeit. Grundsätzlich sind die Seychellen ganzjährig gut bereisbar.
Die Einheimischen sind sehr freundlich und höflich gegenüber Touristen und verhalten sich eher schüchtern und zurückhaltend denn aufdringlich. Man wird als Gast weder bevorzugt noch beteiligt, respektvoller Umgangsstil wird erwartet. Man kommt sehr leicht in Gespräche, die man sowohl in englisch als auch französisch problemlos führen kann. Die kreolische Küche ist für mich eine wahre Pracht, ich konnte absolut alles Essen, was ich an einheimischer Kost bekommen habe-nein, das ist nicht fair ausgedrückt: ich habe alles genossen! Erwartungsgemäß gibt es sehr viel Fisch, das sollte man mögen.
Ich hatte als Unterkunft sogenannte Guesthouses gewählt (letztes Jahr Hotel) und diese Entscheidung war goldrichtig: Der Service ist erheblich persönlicher, die Küchenkünste sind besser als in den Hotels. Man fühlt sich besser aufgehoben und weniger "offiziell" bedient.
Die Seychellen bieten für mich einen erstklassigen Mix aus einer einzigartigen Natur (Strände, Buchten, Fische {im Wasser und auf dem Teller}, Pflanzen, Bäume, Felsen, Hügel etc.) und einem sehr hohen Wohlfühlfaktor aufgrund der Abwesenheit jeglichen Stresses oder Hektik des Tages. Die Umgebung wirkt auf mich sehr beruhigend. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Inseln vor rund 250 Millionen Jahren entstanden sind,
als das heutige Afrika und Indien aus dem Urkontinent auseinanderbrachen und dann von einander wegdrifteten. Die Inseln stellen die Abbruchkannte dieses geologischen Ereignisses dar.
Ich war zunächst für 4 Tage auf La Digue, eine kleine Insel, die man per Fahrrad und zu Fuß perfekt erkunden kann, da sie mit 8 km länge und rund 3 km Breite recht übersichtlich ist-aber trotzdem sehr viel zu sehen bietet. Neben dem Estate Union (die Hauptattraktion) gibt es im südosten drei optisch sehr beeindruckende Buchten.
Anschliessend bin ich für 4 Tage nach Praslin übergesetzt und auch hier bekommt man eine beeindruckende Natur zu sehen. Die Erkundung der deutlich größeren Insel wird mit dem Bus erheblich leichter. Auf Praslin im Norden befindet sich die Anse Lazio, die laut meinem Reiseführer zu den schönsten Buchten der Welt zählt. Dieses Ranking hat sie zurecht, allerdings frage ich mich, woran man den Grad der Schönheit nun festmachen will. Der persönliche Geschmack ist eben nicht verhandelbar.
Die letzten vier Tage war ich auf Mahe, der größten Insel der Seychellen. Dort besonders empfehlenswert ist hier der Süden der Insel, aber auch der Norden hat einige nette Aussichten zu bieten, diese sind etwas kleiner in der Ausdehnung aber dafür noch einsamer-wer Alleinesein sucht, wird hier glücklich. Ich hatte das Glück, dass in der letzten Oktoberwoche das internationale kreolische Festival stattfand. Zu diesem Festival kommen auch aus der Karibik Vertreter und treffen sich in Victoria, der Hauptstadt der Seychellen. Interessant ist hier, dass das Kreolisch im indischen Ozean so kompatibel mit dem Kreolisch in der Karibik ist, dass sie sich miteinander unterhalten können-obwohl diese Mischsprachen getrennt entstanden sind!
Hier noch Hinweise, die mir wichtig erscheinen:
Bei der Nutzung der Klimanlage im Hotel oder Bungalow sollte man stets berücksichtigen, dass mit jedem Grad Abweichung nach unten von der Aussentemperatur die Kamera das Wasser aus der Aussenluft nach Verlassen des Zimmers noch mehr anzieht. Das Beschlagen der ersten Linse des Objektivs ist noch das Harmloseste, ich möchte nicht das Kondenswasser in der Kamera haben wollen. Die Gelehrten sind sich nicht einig, ob nun eher die Flut oder Ebbe zu bevorzugen ist, wenn man Bilder von Stränden aufnimmt. Beides hat individuelle Einflüsse auf die Bildgestaltung, ich kann mich nicht entscheiden, was "besser" ist. Der Tidenhub beträgt rund 1,5 Meter und sorgt bei manchen Buchten dafür, dass sie komplett leer laufen. Ich habe die Ebbe schätzen gelernt, weil man dann problemloser um die Felsen drumherumkommt und Stellen erreicht, die bei Flut zum Teil unerreichbar sind.
Erwartungsgemäß beeinflussen die Schatten- und Lichtspiele bei schräg stehender Sonne die Bildgestaltung am intensivsten. Für mich hat sich herausgestellt, dass die Ostküste interessanter ist, da hier die See mit in das Bild eingebaut werden kann ohne in eine Gegenlichtsituation zu kommen. Aber das ist auch Geschmackssache. Man beachte, dass die besondere Lichtsituation aufgrund der Nähe zum Äquator unter 2 h dauert. Nach Sonnenuntergang kommen dann die Freunde der blauen Stunde auf ihre Kosten, aber die dauert auch nicht länger als 20-25 Minuten und das optimalerweise an der Westküste (komische Gegend...).
Und nun wird es fototechnisch! Die folgenden Infos habe ich aus Erfahrungen mit meiner 400D abgeleitet.
Objektivwahl: Fans von Blüten und Pflanzen werden mit einem Makro hier voll auf ihre Kosten kommen, denn durch die klimatischen Bedingungen wächst alles das gesamte Jahr über. Und das gilt für wilde Orchideen genauso wie die wilde Annanas. Mit meinem Standard-Zoom EF-S 17-85 habe ich letztes Jahr und vergleichbar dieses Jahr rund 3/4 aller Aufnahmen machen können. Man beachte, dass auf den Seychellen alle Strände und Buchten frei zugänglich sind-egal, ob sich das Maja Luxury Resort and Spa dort befindet oder nicht. Man kommt an nahezu alles Unbelebte dicht genug dran oder weit genug weg, um mit dem Standardzoom das gewünschte Motiv auf den Chip zu kriegen.
Ich habe diess Jahr zum ersten Mal mein Tokina AT-X Pro 12-24 dabei gehabt und das war gut so: Die sich in epischer Breite ausdehnenden Buchten und Landschaften liessen sich leichter einfangen als mit dem EF-S 17-85. Das gleiche gilt für die Felsen, die zum Teil die Größe von Einfamilienhäusern haben.
Wie auch letztes Jahr hatte ich noch mein EF 70-300 Tele mit. Ein Tele ist besonders den Anhängern der belebten Natur zu empfehlen: Einzigartige Vögel und die Land- und Seekrabben lassen sich nur damit einfangen, und von solchen Motiven gibt es reichlich und schönes zu sehen.
Die Farbvarianten der Granitfelsen in den Gipfeln der Inseln sind natürlich mit einem Tele auch klasse heranzuholen. Auch ist das Tele für die in den Buchten liegenden Felsen ein Genuß, denn die filigranen Schleifspuren und Aushölungen im grauen Granit wirken dann besonders klasse, wenn sie vom türkisblauen Wasser umspült werden und dahinter giftgrüne Palmenlandschaften stehen-und das ganze in der Lichtstimmung eines
Sonnenuntergangs.
Filterauswahl:
UV-Filter sind in einer solchen Gegend ein Muss, denn die UV-Belastung ist enorm und verfälscht u.U. die Farbtreue. Ferner schützt ein solcher Filter sehr gut die erste Linse des Objektivs vor Salzbeschlag aus der Umgebungsluft in Wassernähe. Ich habe zum EF-S 17-85 und dem Tokina 12-24 je auch zikular Polfilter und empfehle den Einsatz solcher Filter. Die Farben lassen sich damit deutlich intensivieren. Ich habe immer beim Einsatz des Polfilters zunächst anhand des Blau des Himmels die intensivste Farbverschiebung eingestellt und dann in rund 4 Stufen den gesamten Filter durchrotieren lassen. Damit hatte ich genug Abstufungen zusammen, um zu hause die passende auszuwählen.
Unterwasserfotografie:
Dieses Jahr hatte ich zu meiner Canon S-80 noch das Unterwassergehäuse von Canon dabei. Beides zusammen sind ein herrliches Spielzeug, das mir bei Schnorchelausflügen viel Spaß bereitet hat. Zum ersten mal konnte ich eine Wasserschildkröte sehen und dies auch bildlich festhalten-für mich ist da ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Der Kracher ist, zu einem Bild noch mit dem eingebauten Mikrofon eine Atmo aufzunehmen. Das Knackgeräusch der Fische, die die Korallen abgrasen, ist ein schönes Erinnerungsstück.
Verpackung und Transport Ausrüstung:
Ich habe einen konventionellen Rucksack verwendet und dorthinein die Objetkive und Kamera wiederum in Taschen verpackt reingelegt. Diese Verpackung bot für mich den optimalen Schutz vor Einwirkungen von aussen. Damit ist konkret gemeint, dass ich viele Wanderungen unternommen habe und ich auch mit allen Vieren über Felsen gekrabbelt bin. Da wollte ich kein Risiko eingehen, dass die Ausrüstung etwas abbekommt. Der Rucksack ist einer Fototasche eindeutig vorzuziehen, wenn man in einem Gelände unterwegs ist, wo man sich auch mal mit den Händen irgenwo festhalten muss. Mit dem Rucksack läßt sich leichter das Gleichgewicht halten. Ich hatte die Kamera sehr selten um den Hals gehängt beim Rumlaufen, das Risiko war mir zu hoch, dass sie irgendwo an einem Felsen hängen bleibt. OK, vielleicht unternehmen nicht alle Fotografen solche Brachialtouren wie ich (oder warum habe ich bei meinen Ausflügen so gut wie nie Menschen getroffen?). Als Lehre aus den Schwitztouren habe ich gezogen, dass ich mich nun doch mal nach einem klassischen Fotorucksack umschaue. Generell empfehle ich, alle Objektive in Platiktüten einzupacken, damit sie vor Sand geschützt sind, fall sie doch mal runterkullern.
Transport und Sicherung Bilder:
Ich bin mit rund 20 GByte an Bild und Video-Daten zurückgekommen, ich habe mit der 400D ausschliesslich mit Raw aufgenommen. Die S-80 kann nur JPG und AVI. Ich habe mindestens jeden zweiten Tag die Speicherkarten auf meinen GigaOne von Jobo kopiert. Das Gerät kann ich empfehlen, es hat eine 80 GByte Festplatte drin und kann eine Vielzahl von Kartenformaten lesen ohne dass die externe Festplatte an einem PC angeschlossen ist. Die Akkuladung im Gerät reicht für das Kopieren von rund 10 GByte, das Netzteil kann 110-240 Volt verkraften und ist
damit international einsetzbar. Ich habe das Gerät seit 1,5 Jahren im Einsatz und bis heute keinen einzigen Kopierfehler festgestellt.
Zu den Bildern:
Ich habe versucht, einen Querschnitt zu zeigen, so dass man einen Eindruck von der Gegend bekommt. Die Bilder sind kaum nachbearbeitet.
Bild_01.jpg: Eine Kalkgerüst einer Koralle, die ich am Strand von La Digue gefunden habe und vorsichtig auf einen der roten Granitfelsen gelegt habe. Aufgenommen mit Canon S80.
Bild_02.jpg: Eine Riesenschildkröte, die allerdings nicht freilebend auf La Digue vorkommt sondern als Haustier gehalten wird oder vom Aldabra Atoll geholt wird. Aufgenommen mit Canon S80.
Bild_03.jpg: Ein Blick vom Nid d'Aigles (höchster Punkt auf La Digue, 333 m üNN) nach Osten zu den Nachbarinseln. Dank des Polfilters wurden die Farben so intensiv. Aufgenommen mit 400D und Tokina AT-X Pro 12-24 @ 12 mm.
Bild_04.jpg: Bei einem Schnorchelausflug bekam die Gruppe die Gelegenheit, vor Felicite kurz anhalten zu können.
Die Insel ist im Privatbesitz und kann gemietet werden. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass man sich an
diesen Blick irgendwann satt sieht (so nach 3-4 Monaten *smile*). Aufgenommen mit 400D und EF-S 17-85 @ 17 mm
Bild_05.jpg: Einer der vielen imposanten Felsen am Strand der Anse Source d'Argent, der nur über den Union Estate für 4 Euro Eintritt zugänglich ist. Der Union Estate ist ein Naturschutzpark, in dem unter anderem ein Gehege für Riesenschildkröten unterhalten wird und die Produktion von Kopra (Kokosnuss) gezeigt wird.
Aufgenommen mit 400D und EF-S 17-85 @ 17 mm
Der zweite und dritte Teil der Bilder kommt gleich im Anschluss nach diesem Text.
Marcus
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