Mich wundert es schon lange, dass man mit einem Vierbeiner als Stativ zufriedener sein soll als mit einem Dreibein ...
a) leichter im Gewicht,
b) schneller im Aufbau
und
c) stabiler in der Position sein sollte.
Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren (da müssten allerdings die Argumente wirklich überzeugend sein)
???
das habe ich irgendwo geschrieben ?
Zum Novoflex Stativ QuadroPod (Quadro Pod) kann ich aus meiner bescheidenen Erfahrung sagen:
a) es ist leicht (nicht leichter als alles andere, mir geht es hier nicht um das Siegertreppchen, sondern um den Einsatz in der Praxis), wenn man die teurere (aber 100 g schwerere) Stativschulter QP-V kauft und dann damit, wenn man die Gewichtsersparnis braucht, auch auf 3 Beine umbauen kann; dann ist es für die max. Auszugshöhe schon vom Gewicht her ganz attraktiv - mit 4 Beinen kann es logischerweise doch nicht auch noch leichter sein ...
Es ist eine Abwägungssache, ich habe auf Gewichtsersparnis zugunsten maximaler Flexibilität verzichtet; am leichtesten wird es aber mit 4x Carbon und der QP-B ohne Mittelsäule, weil die Schulter selber ohne Mittelsäule und ohne die Verstellmöglichkeit einer QP-V am leichtesten ist.
Ein eingefleischter Makrofotografie pfeifft aber vielleicht wieder da drauf und nimmt die schwerere Stativschulter mit Mittelsäule (manchmal glaube ich, es geht manchen hier eher um ein Wettrennen, also das Beste zu haben, als um die Lösung von Problemen in der fotografischen Praxis) ...
Man kann sich das übrigens ohne abzuwarten mit Taschenrechner alles ganz leicht mit Hilfe der oben verlinkten Systembroschüre selber ausrechnen, wenn es einen wirklich interessiert.
b) es ist dann schneller im Aufbau, wenn man es sich für die Zoofotografie z.B. auf ein Zweibein anpasst und mit 2 kurzen Minilegbeinen (also doch alle 4 Gelenke nutzt) dann an die Umzäunung anlehnt (oder das in einem Schau-Aquarium an die Scheibe anlehnt oder dafür die Saugfüße nutzt); da kommt man mit einem Dreibein oft gar nicht zum Zuge, entweder, weil man nicht reinkommt (da es nicht zerlegbar ist) oder weil man die Leute stört mit seiner großen pyramidalen Standfläche (meist kann man dann nur den steilsten Anstellwinkel nehmen mit kleinster Standfläche, kann dann aber nicht mehr weit runter am Gehegezaun oder der Scheibe; das ist für das QuadroPod alles kein Problem) ... oder weil man mit 3 Beinen einfach zu langsam ist beim Versetzen - das QuadroPod in der Zweibein-Version wird einfach schnell weitergesetzt und wieder angelehnt (s. verlinkte Broschüren)
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Nachtrag
Nochmal aus der Praxis (zum Punkt im nachfolgenden Thread "Ich frag mich seit ich die gesehen hab wo da der Vorteil liegt und sehe ihn auch jetzt noch nicht so richtig."):
Heute in einem Tierpark (ich allerdings nur mit Hund und logischerweise ohne Ausrüstung): Jemand steht mit Dreibein im nachweihnachtlichem Gedränge (Familien mit Kindern), Stativ maximal oben - dennoch reißt es ein Loch in die Menge trotz dadurch kleinerer Standfläche, weil drei Beine im 120 Grad Winkel eben Platz benötigen; die Leute murren etwas, lassen ihn aber gewähren (was dauert), aber die Tiere werden, wie ich mit Blick auf den Kameramonitor erhaschen konnte, nicht sonderlich besser und vor allem nicht besonders natürlich wiedergegeben, da unnatürlich aus der Vogelperspektive aufgenommen wird (der Weg selber wurde ja schon etwas höher angelegt, um einen besseren Aus/Einblick zu haben). Man hat also zwar den Schärfevorteil durch das Stativ, aber die Bilder werden trotz des großen Aufwandes unter'm Strich nicht unbedingt besser.
Mit dem QuadroPod in der Zweibeinversion kann man stattdessen sehr weit runter und "klebt" zudem platzsparend an der Gehegeabsperrung, was andere Besucher deutlich freundlicher quittieren. Dasselbe an den heute in Zoos so beliebten Glasscheiben: Hier nimmt man vielleicht sogar besser die Einbeinversion (geht allerdings nur mit der Stativschulter QP-V !) und lehnt das Ganze mit zwei Minilegs oder Saugfüßen an die Glasscheibe - benötigt so noch weniger Standfläche bei gleichbleibender Stabilität. Das ist schon sehr platzsparend und stört die anderen Besucher weniger - und man kommt leichter zum "Schuss".
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c) als 4-Bein ist es stabiler bei sehr schwerer Ausrüstung und sehr kleinem Bildwinkel (es geht dabei nicht um die stabilste Winkelposition mit 120 Grad sondern um die 4 Gelenke, auf die sich die Last und die Vibrationen dann verteilen)
Aber:
Das richtige Aufstellen muss man erst lernen (man passt nicht 4 Beine in der Länge über die Verschlüsse an den unebenen Untergrund an (das würde in der Tat länger dauern als beim Dreibein), sondern man passt weiterhin 3 Beine in der Länge an (wie beim klassischen Stativ, ist also nicht langsamer) und schwenkt zum Schluss das 4. Bein als "Verkeilung" nach innen (ohne daran lange herumzuschrauben)
Weiteres:
Die Sperrschalter für den Beinanstellwinkel sind als große Schiebeschalter ausgelegt, die auch mit Winterhandschuhen zu bedienen sind; WICHTIG: Die Schwergängigkeit der Bein-Abspreizmechanik an der Stativschulter sollte man sich unbedingt als erstes individuell einstellen (das Werkzeug liegt bei und darf im Rucksack nicht fehlen, da man das manchmal je nach Anforderung evt. noch verändern möchte, z.B. wenn man die kurzen makro-Minilegbeine dran hat, denn für die langen "normalen" Beine stellt man oft etwas mehr Widerstand ein; man findet aber nach einiger Zeit die "Mittelstellung" als Kompromiss für beides).
Der Auflageteller für die Kamera (hier besser die Stativschulter) hat eine Gummierung eingearbeitet; zusammen mit dem großen griffigen Rändelrad kann ich den Kopf schnell und vor allem fest aufdrehen, ohne dabei den Kopf selber drehen zu müssen: Kopf aufsetzen, mit Bedienelementen passend ausrichten (wenn das Stativ z.B. bereits am Gehegegitter positioniert ist) und Rändelrad in der Stativschulter einige Umdrehungen anziehen. Durch die Gummierung ist es mir bisher noch nicht gelungen, den Kopf wieder unbeabsichtigt während der "Arbeit" zu lösen. Dass man den Kopf beim Montieren nicht drehen muss, hat einen ergonomischen Vorteil, wenn man auf dem Kopf noch schweres Zubehör sitzen hat (z.B. bei mir bei Makros eine Blitzhalteeinheit aus UNIPLA und anderem).
Zugegeben, das sind jetzt sehr spezielle Anwendungen; es kann aber verdeutlichen, wofür man eine bestimmte Eigenart eines Produktes in der Praxis einsetzen kann.
Da das für manche alles im Trockenen (die berühmte Logik) doch anscheinend schwer zu durchdenken ist, ist man bei Novoflex glücklicherweise jetzt auf den Trichter gekommen, dazu jetzt Videos einzustellen (besser spät als nie).
Hier wird ja oft viel theoretisiert, die Praxis sieht eben dann manchmal doch etwas anders aus.
Ich muss allerdings sagen: Inzwischen nutze ich das QuadroPod mit langen Beinen mehr als Dreibein und benötige die 4 Beingelenke für die beschriebenen Sondersituationen und als sehr stabiles "Makro-Bodenstativ" mit kurzen Beinen, habe dafür also die 4 Minileg-Beine immer im Rucksack.
Wer jetzt sagt "siehste, hab ich doch gleich gesagt", dem antworte ich natürlich "siehste, das kann man mit einem klassischen Dreibein eben erst gar nicht machen".
Wer diese Dinge aber gar nicht machen will, der braucht auch das Geld nicht ausgeben und wird mit einem klassischen Dreibein genauso glücklich.
Negatives
will ich natürlich auch zusammentragen:
- man muss etwas zum Ausprobieren, Zusammenstellen und Planen veranlagt sein; wer nur was will, was sofort da steht und funktioniert (also Leute, die auch sonst einen Bogen um Anleitungen machen; beim Quadropod liegt aber gar nicht viel Papier dabei), können das QuadroPod zwar benutzen, aber seine Möglichkeiten kaum voll ausschöpfen
- in der Carbonausführung sollte man auch mit den Beinen der neuen Serie (bei Gebrauchtkauf daran denken) die Beine immer rund 5 cm im Überrohr lassen; der Tip stammt von einem Gitzo-Berater auf der Photokina und hilft gegen die Torsionsanfälligkeit bei Carbonbeinen (bei Alu spielt das keine Rolle); dabei hilft einem die praktische Markierung mit Ringmarken in festen Abständen an den Beinen
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Vorher hatte ich ja auch die Cullmann Titan-Serie und von Herrn Burzynski angepasste Manfrotto 055er für Makros und sonstige Natur; aber natürlich kein Gitzo oder eines der sonstigen Verdächtigen und kann da natürlich eigentlich gar nicht mitreden, da ich von den "höheren Weihen" noch gar nicht gekostet habe.
Dennoch freue ich mich, dass ich in meinem Fotorucksack (Lowe Pro Pro Trecker 300) jetzt für fast alle Gelegenheiten gerüstet bin und eben weniger oft feststellen muss:
"für Architektur hab ich ja jetzt zwar alles dabei, aber das Makro für die Mauerpfanzen muss ich mir jetzt verkneifen, da das Bodenstativ ja zu Hause liegt und das Dreibein abgesenkt leider zu viel Standfläche braucht und dafür jetzt in dieser Ecke schlicht der Platz fehlt" - nur mal so als Beispiel aus dem Bereich "Fotografie in der Stadt" willkürlich herausgegriffen.
Wie man der Systembroschüre ja entnehmen kann, kann man an die Stativschulter und an die Beine noch weiteres Zubehör anschrauben (z.B. auch aus dem reichhaltigen Manfrotto-Fundus) und so das Stativ in einem Auto für Videoaufnahmen
stabil befestigen oder außen an den Scheiben, man kann es auch absturzsicher an Leitern anbringen (das hatte mich ein Bekannter z.B. gefragt, der auf seinen baustellen den Fortschritt von oben dokumentieren wollte und dem schon eine Kamera mit einer unsicheren Befestigung abgestürzt war).
Durch die vollständige Zerlegbarkeit lässt es sich sehr gut im Koffer zwischen der Wäsche verteilen, ein "Röntgonologe" hat mich aber am Flughafen schon mal gefragt, was das denn für verdächtige Rohre in meinem Koffer wären. Und ein relativ leichtes Einbein habe ich automatisch dann auch immer mit dabei (ich habe mir dazu aber von Novoflex aus Metall einen Adapter 1/4 auf 3/8 drehen lassen, da ich kein Freund der kleinen Gewinde bin (auch nicht, wenn auf dem Einbein nur der kleinere ClassicBall-Kopf CB-3 sitzt.
Ich sage nicht, dass das QuadroPod jetzt die Lösung aller fotografischen Probleme sein wird (zumal es regulär alles andere als günstig ist, das ist aber ein "ausgewachsenes" Gitzo auch nicht), aber es ist für
mich eine sehr interessante Konstruktionsidee, die ja inzwischen auch von anderen Herstellern kopiert wird (zumindest ein als Monopod abschraubbares Bein ...) - und das ist erstmal für mich das Wichtigste (auch wenn ich mich in den Foren dafür erstmal gegen die Vorbehalte auf Novoflexprodukte "durchkämpfen" muss (denn ich war erstmal immer schon für die "Kleinen", auch sie sollen ihren Platz haben dürfen).
Manchmal habe ich hier aber eben den Eindruck, wenn man schon Eigentümer eines "Number One" ist (natürlich ein klassisches Dreibein, vorzugsweise von Belebach, Gitzo oder RRS), dann darf es natürlich auf keinen Fall daneben noch etwas Anderes geben.
Na ja ... das gehört jetzt natürlich nicht hierher
Ach, jetzt ist es ja fast doch ein kleiner Review geworden, das hatte ich jetzt gar nicht so gewollt.
M. Lindner