Hallo Manfred,
es gibt mehrere Modi bzw Notwendigkeiten für Entfernungsangaben des Objektes.
Früher war auf den Gehäusen der Reflexen ein Strich, dieser stellte die Filmebene dar.
Wenn Du einen gut kalibrierten Fokusring hattest, stellst den auf 1m, musste das Objekt 1m von dieser Filmebenenmarkierung in axialer Richtung weg sein.
Das dient aber NUR der Hilfe zur manuellen Scharfstellung und hat mit Optik / Abbildungsgrösse streng nichts zu tun.
Für den Rest muss man leider tiefer eintauchen:
- Ein Objektiv hat eine Brennweite f. Diese Brennweite f ist aber bei einem Zoom natürlich variabel, und MUSS nicht dem angezeigten Wert entsprechen, 5% Abweichung sind legal.
- Die Brennweite ändert sich bei modernen, komplexen Objektiven mit der Scharfstellung, und man kennt dann den effektiven Wert nicht mehr.
- Für alle Berechnungen gilt übergeordnet die allgemeine Linsengleichung: 1/f = 1/b + 1/g.
b ist die Bildweite, der Abstand des Bildes vom HINTEREN Hauptpunkt des Objektives.
g ist die Gegenstandsweite, der Abstand des Objektes vom VORDEREN Hauptpunkt des Objektives.
- Die beiden Hauptpunkte kennt der Objektivkonstrukteur, wir nicht.
- Es kann möglich sein bei speziellen Konstruktionen, dass die Hauptpunkte an Stellen liegen, wo wir sie nicht erwarten, das hat nichts mit Logik zu tun, eine reine Frage der Konstruktion. Bei einem einfachen Dreilinser liegen sie minimal vor und hinter der Blende, bei hochkomplexen Konstruktionen IRGENDWO.
- Die Hauptpunkte sind konstant für eine Brennweite und einen Fokussierzustand, ansonsten wandern sie und sind immer wieder woanders. (weil aus dem Objektiv beim internen Scharfstellen quasi ein anderes Objektiv wird)
- Für Abstandsmessungen ist zu berücksichtigen, dass zwischen den beiden Hauptpunkten ein "abstands-optisches Niemandsland" ist. Dort wird zwar Licht gebrochen, aber der Raum ist für die Berechnungen der Gegenstands- und Bildweite irrelevant, ähnlich dem Stück an der Grenze zwischen den beiden Zollhäuschen.
- Der Abbildungsmasstab m ist Bildweite geteilt durch Gegenstandsweite.
- Der Abbildungsmasstab für einen konkreten Aufbau lässt sich praktisch ermitteln, indem man ein quer aufgenommenes Lineal bildfüllend abbildet und die Sensorbreite durch die Lineallänge teilt.
- Wenn das Objektiv verzeichnet, ist der Abbildungsmasstab in der Mitte und am Rand anders und die Auswertung wird ungenau.
- Im Nahbereich ist es mit vertretbarem Aufwand nicht möglich für uns Laien, die tatsächliche Brennweite zu ermitteln, da bei den kleinen Werten für b und g die Lage der Hauptpunkte und deren axialer Abstand voll die Rechnung beeinflussen.
- Im Fernbereich ist es erheblich einfacher, denn wenn g >>b ist, wird durch die Formel b sehr ähnlich f und man kann Näherungen / Vereinfachungen rechnen, wie z.B. Bildmasstab m ähnlich f/g.
Relativ unproblematisch sind klassische Konstruktionen, bei denen zur Scharfstellung das gesamte Objektiv vor- und zurückfährt. Das ist heute die Ausnahme.
Sorry, ich sehe mich nicht in der Lage, es kürzer zu halten.
An dieser Stelle Dank und Gruss an Prof. Dr. Horst Hartmann, ehemals Leitz Wetzlar, der brachte uns das bei.
Grüsse aus der Eifel
maro