Naja, die Quo Vadis Frage finde ich durchaus nicht unberechtigt. Ganz im Gegenteil. Das hat aber grundsätzlich nichts mit den Stärken oder Schwächen von FT oder mFT als System zu tun, sondern mit der Strategie, dem Marketing und den Neuentwicklungen von Olympus. Und da kann ich zur Zeit beim besten Willen keine konsequente Strategie erkennen.
Es kommt ein bisserl was hier und ein bisserl was da, aber mir fehlt eine klare Linie bzw. Aussage, welche "Märkte" man denn nun eigentlich Heute und in Zukunft bedienen will.
Billigeinsteiger?
Ja, macht Sinn, schaut Euch mal an, wieviele Kaufberatungen hier mit einem 400 EUR Budget gestellt werden. Das kann man mit einem 4xx oder 5xx DZ-Kit gut bedienen, dazu das 35er Makro und das 70-300, beides den Preis werte bezahlbare Objektive. Was da aber fehlt, sind bezahlbare 35/1.8 und 50/1.8 Plastikobjektive. Wenn man den Billigmarkt bedienen will, dann muss man sowas im Programm haben.
Aufsteiger/Ambitionierter Fotograf?
Ja, auf den ersten Blick mit E-620, E-30 und E-3, den Pro-Objektiven, dem 9-18 als prima SWW oder dem 7-14 als Sahnestück ... auch gut aufgestellt. Aber wenn man etwas lichtstärkeres im WW oder Tele-Bereich braucht, landet man im Nirvana oder in Preisregionen (Top-Pro), die sich die wenigsten leiten können. Oly wäre prädestiniert für Wildlife, da man prinzipiell ein tragbares bezahlbares 400/4 oder 200-400 4-5.6 bauen könnte, dass einen Bildwinkel (auf KB Brennweite bezogen) ermöglicht, den es bei anderen Herstellern eben nicht gibt. Oder nehmen wir das 100er Makro (in Zuiko Qualität). Gut, da ist Sigma eingesprungen, aber auch da hat man das Programm nicht konsequent weiter ausgebaut.
Leidenschaftlicher Hobby-Fotograf/Pro?
Die Top-Pros sind ohne Frage toll, aber für jemanden, der z.B. Sport fotografiert, müssten das 35-100 und ggf. auch das 90-250 mit SWD angeboten werden und man müsste mehr Energie in die Sensorentwicklung stecken. Dann hätte man die bei Sport nötige Schärfentiefe zusammen mit hoher Lichtstärke und das auch noch als Zoom. Wäre toll, man hat aber auf halbem Weg dahin aufgehört. Außerdem hat man hier das Sensor-Problem. In meinen Augen hatte Oly mal halbwegs aufgeholt, ist derzeit (vergleiche k-x und D5000 oder 7D) aber weiter zurück als vor ~2 Jahren. Da Panasonic aber mit mFT sehr erfolgreich ist und imo auch weiterhin die FT Sensoren liefern wird, hoffe ich hier mal, dass man da schnell wieder auf den 1 Blende Nachteil zu KB Level kommt.
Vom nur dem Namen nach existierenden Pro-Service will ich jetzt gar nicht reden. Es ist selbst in Deutschland verdammt schwierig, sich mal ein 300/2.8 für ein Wochenende zu leihen, das geht nur über den Oly-Leihservice und nur für 1 ganze Woche. Wenn mir im Ausland etwas kaputt geht, ist der deutsche Pro-Service verantwortlich, nicht der vor Ort. Und bis bis man mir von Deutschland aus Leihequipment vor Ort organisiert hätte, wäre ich vermutlich schon lange wieder zuhause. Ohne Fotos.
mFT: Klein, leicht, schneidet alte Zöpfe wie den Spiegel ab und setzt auf das was heute und in Zukunft technisch möglich ist. Das kommt am Markt gut an, aber hier ist Panasonic eindeutig besser aufgestellt. Will Olympus da wirklich mitmischen oder will man weiterhin nur "Edelknipsen" anbieten? UND: Auch hier kann ich keine klare Linie erkennen. Zooms, lichtstarke Festbrennweiten? Oder soll man einfach nur den Adapter kaufen und die FT Objektive dranschrauben?
Kann man übehaupt gleichzeitig für mFT und FT entwickeln und fertigen?
FT/mFT ist noch immer ein vergleichsweise junges System und es ist an sich völlig normal, dass das Objektivprogramm noch nicht vollständig ist. Nur fragt man sich mittlerweile, ob den seitens des Olymp überhaupt noch an die "Komplettierung" gedacht wird.
Es gibt keine FT Roadmap mehr, es gibt auch für die "Semi-Pro"-Bodies keine Update Strategie. Was einen E-3 Nachfolger (so es denn überhaupt einen geben wird) angeht, ist man auf dem besten Weg, die selben Fehler zu machen, wie beim E-1 Nachfolger. Klar, das Spitzenmodell des Herstellers sollte bei Erscheinen State of the Art sein, nur wenn einem bis dahin mangels Absehbarkeit die potentiellen Käufer weggelaufen sind, bringt das nicht mehr viel. Selbst wenn einem dann ein wirklich ganz großer Wurf gelingt (was ich aber ein wenig anzweifle).
Dazu kommt ein weltweit irgendwie zwischen dumm und peinlich agierendes Marketing und denkbar schlechte Selbstdarstellung. Letztere erklärt sich nur teilweise dadurch, dass es schwierig ist, sich zu positionieren, wenn man selbst nicht so genau weiss, wo man eigentlich steht und wo man hinwill.
So ganz nebenbei verärgert man noch Interessensgruppen, wie z.B. Aktfotografen, die im deutschsprachigen Oly-Forum ihre Bilder nicht zeigen dürfen. Noch nicht mal erotische Aufnahmen prinzipiell schon bekleideter Damen.
Wohin sowas früher oder später führt, sollte jedem klar sein: Warum sieht man keine Aktaufnahmen, die mit Olympus aufgenommen wurden? Na vermutlich deshalb, weil sich FT nicht für Akt eignet. Daraus schließt man dann, dass sich Oly auch nicht für People Fotografie eignet. Und nicht fürs Studio. Für AL ja eh nicht ....

Und .... schwupps .... gibt es wieder ein paar Gründe mehr, sich eben KEINE Olympus-Kamera zu kaufen. Außerdem verkauft man ein 14-35 sicher nicht besser, wenn man dem Fotografen dazu sagt, dass man die Bilder, die er damit gemacht hat, im hauseigenen Forum aber bitte nicht sehen will
So gesehen:
Ich würde auch gerne wissen, wo es für Olympus hingehen soll. Aber bitte von Olympus selbst.