Bei den genannten 100mm ging es dem Verfasser um die Brennweite, die folglich weniger aufdringlich erscheinen lässt, als wenn mit 35mm Brennweite fotografiert wird.
Dann nehme ich doch noch besser ein 600/f4, das ist dann noch unaufdringlicher.
Im Ernst, wenn ich plötzlich in so eine riesige Linse blicken würde oder jemand in meinem Sichtfeld mit so einem Prügel hantiert, das fällt auf. Klar, wenn man plötzlich so eine riesige wie zum Beispiel beim Sigma ART 35/1.2 vor dem Kopf hat, ist auch das entsprechend aufdringlich. Um nicht zu sagen, fast bedrohlich. Und man sollte dann schon sein Motiv, seine Motive, angesprochen und vorgewarnt haben. Aber mal ganz ehrlich, warum sollte man das mit einem 35er bei street photography überhaupt machen? Es gibt keine Regel, die besagt, daß man das nur mit einem 35er machen kann. Insofern ja, es geht auch mit einem 70-200GM-II.
Dennoch ist es eine recht große, und noch dazu weiße Linse, alles Andere als unauffällig. Man merkt schon, wenn jemand die im näheren Umfeld an das Auge nimmt. Anders natürlich, wenn man dies aus >50m Distanz im Getümmel macht. Das mag man vielleicht noch sehen. Ob es auffällt, mag jedoch fraglich sein. Allerdings: In einer Menschenmenge mit solch einem "Ungetüm" zu hantieren, erscheint mir als unpraktisch. Kleine Kamera, kleine, kurze Linse wäre da eher meine Wahl.
35er bietet sich an, da man damit einen relativ weiten Blickwinkel aus seinem näheren Dunstkreis abbilden kann. Ideal für spontane Bilder: Dinge, die man gerade entdeckt hat und im Bild festhalten will, Momentaufnahmen. Was in 50m um mich herum passiert, nehme ich nur bedingt wahr. Direkt um mich herum? Andere Geschichte. Deswegen 35er, 40er, 50er. Kürzer geht auch noch, verzeichnet aber ggf. etwas mehr. Und dann bitte auch eine Objektiv-Kamera-Kombi, die nicht allzu sehr auffällt bzw. sich auch für die im Umfeld befindlichen Personen "natürlicher" anfühlt.
Mit Menschen ist's auch nicht anders als mit Wildtieren. Wenn man mitten im Gedränge mit einer hektischen Bewegung eine dicke Kamera mit riesiger Linse hochreißt, kan schon so mancher erschreckt das Weite suchen und der Augenblick ist dahin. Was anderes, mit einer kleinen, unauffälligen Kamera, die ich sowieso schon in der Hand halte, mich damit beschäftige und auch mal mit ruhiger Bewegung etwas höher nehme. Wenn ich dann auch noch ein paar Meter entfernt ein wenig Futter ausgestreut habe und sich die Beute allmählich an mich gewöhnt und erkannt hat, daß ich keine Bedrohung darstelle, füllt sich die Tiefkühltruhe ganz natürlich. Ach ne, es handelt sich hier ja um Menschen und Bilder. Na ja, ähnlich.