Schön, dass Du mich ertappt hast und es auch gleich auf öffentlicher Bühne breittreten musst, Herr gpo. Komm Du mir nochmal mit irgendeiner Theorie - die lob ich dann nicht mehr über den Klee!
Noch vor Dir war allerdings Herr Dierk der erste - der hat mich schon angerufen und gesagt, ich soll mir den Telefonhörer auf den Kopp hauen wegen meiner schlampigen Arbeit, da hatte ich den Griffel noch nicht einmal fallen gelassen!
Aber hast ja recht - das haben wir doch schon bei den Architekten der griechischen Tempel und den antiken Bildhauern wie Phidias gelernt: Optische Präzision entspricht durch die Verkürzung der Perspektive nicht der geometrischen Präzision. Will heißen: Bauten (und so auch Großplastiken wie Standbilder) müssen sich nach oben hin leicht verjüngen, damit sie realistisch wirken. Aus meiner Erfahrung heraus tippe ich auf etwa 0,5 bis 1 °, abhängig natürlich von Höhe und Breite der Architektur.
Allerdings war das heute nur ein rascher Probeschuss, um zu überprüfen, wie weit sich das PC-E 24 verstellen lässt und ob es mir für meine Zwecke reicht (tut es - völlig). Da waren mir die Gesetze der Abbildungsperspektive im Moment schnuppe! Vielleicht hätte ich das Bild deshalb nicht einstellen sollen. Soll ich es wieder löschen? Nee - stop. Ich korrigiere es einfach schnell und stelle es wieder ein. Hast mich schließlich bei meiner Fotografenehre gepackt, Du Schlingel!
So - Perspektive entspricht jetzt etwa der natürlichen Sichtweise. Und ich habe bei der Gelegenheit auch gleich die blaue Färbung der Fenster herauskorrigiert - wenn sich der blaue Himmel zu stark in den Fenstern spiegelt ist das im Sinne einer klassischen Architekturfotografie nämlich auch ein Fehler!
Und ich glaube, es war sehr gut, dass Du das Thema angesprochen hast, gpo. Ich könnte mir vorstellen, dass so einige Leute dadurch mehr gelernt haben als wenn wir hier immer nur kommentarlos perfekte Bilder einstellen würden. Vielen ist die Problematik der "korrekten" Darstellung wahrscheinlich gar nicht bewusst.
Chan Chans Beitrag finde ich übrigens auch sehr gut - da ist viel Wahres dran. Allerdings finde ich die Perspektive beim 24er schon etwas sehr steil - das alte 28er wäre da ideal mit seiner gemäßigteren Perspektive. Leider ist es wohl optisch nicht so der Hit, soweit man darüber liest. Für das PC-E 2.8/45 mm stimme ich Chan Chan zu 100 % zu. Bei dem Objektiv würde ich die Senkrechten strikt senkrecht lassen wegen seiner absolut natürlichen Perspektive.
P.S. Wer jetzt mal den Unterschied zwischen meinen beiden Bildern prüfen will, kann sich ja beide Bilder auf verschiedene Tabs legen, auf identische Höhe stellen und hinundher klicken. Man wird staunen, wie viel der geringe Unterschied tatsächlich ausmacht. Womit bewiesen wäre, dass Herr gpo recht hatte. q.e.d.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich Dich dafür bis in die nächste Steinzeit hassen werde?!?
(Scherz. Nicht wirklich!)
P.P.S. Und überhaupt, Herr Dierk! Jetzt mal Klartext: Eine brauchbare Architekturaufnahme übertreibt nix und dramatisiert nix. Bunte Wolkenhaufen, dramatisch distorted und möglichst noch ein drohendes Gewitter mit Blitzeinschlag - das ist was für Amateure. Und auch keine Sonnenauf- oder -untergänge: verfälschen nur die Farben. Kein Hausbesitzer oder Architekt will seine Hütte so sehen - mit Recht: lenkt alles nur von der Architektur ab, Herr Dierk! Bestenfalls darf in einer Serie von 10 auch mal ein "stimmungsvolles" Bild sein. Optimal ist bayrischer Himmel, also gemäßigtes Blau-Weiß. Kein zu hartes Licht, damit die Strukturen gut zu sehen sind. Also - in dem Sinne - ran!