Hallo zusammen,
ich wollte ja noch einen Erfahrungsbericht nach ein paar Wochen mit der G9 abliefern.
Hier ist er:
Bewertung Bildqualität:
Sie ist besser als ich erwartet habe, trotzdem natürlich kein Quantensprung gegenüber OMD EM1.1 und EM 10 Mark II
Das Rauschen erscheint mir knapp eine Blende besser/geringer. Für mein Empfinden kann man Iso 800 ohne große Qualitätseinbußen verwenden.
Iso-Werte über 3200 würde ich nur im Notfall verwenden.
Die Farben / Weißabgleich gefallen mir bei der G9 besser, speziell verglichen mit der EM1.1
Bedienung:
Insgesamt ist der Fortschritt hier geringer als erwartet, in manchen Punkten finde ich die Bedienung sogar schlechter.
Bedienknöpfe:
Was die Anzahl betrifft, sind viel mehr Buttons vorhanden als bei den Olys, allerdings sind nur diejenigen konfigurierbar, welche ausdrücklich als Funktionsknöpfe bezeichnet sind. Was fest beschriftet ist (z.B. Iso, WB etc) kann nicht verändert werden. Das ist schade, weil ich Iso, Belichtungskorrektur und Blende (meist benutze ich Modus „A“) auf die Drehräder gelegt habe, damit ich diese Werte möglichst schnell ändern kann. Einen Funktionsknopf habe ich mit der Bildrückschau belegt, damit ich sie mit der rechten Hand aktivieren kann. Daher sind bei meiner Konfiguration mindestens 3 Funktionsknöpfe nutzlos (eigentlich sogar 5, da ich den Weißabgleich und Video sehr selten ändere bzw benutze).
Als starke Verbesserung durch die „Knopfbedienung“ empfinde Folgendes:
-Die Möglichkeit schnell zischen mechanischem und elektronischem Verschluss zu wechseln
-Umstellung AFC/AFS/AFM
-Einstellung der Serienbildmodi
Custom Modi auf dem Moduswahlrad:
Diese empfinde ich als weniger nützlich als gedacht. Wenn man z.B. C1 eingestellt hat, werden bei jedem Aus/Einschalten die Werte neu geladen. Das kenne ich von anderen Kameras anders (z.B Nikon D7200). Da werden zunächst die zuletzt eingestellten Werte behalten und nur dann verändert, wenn man wieder am Wahlrad dreht. Dinge die ich häufig ändere (Blende, Iso, Belichtungskorrektur) brauche ich so nicht nach jedem Einschalten neu einzustellen bzw. zu kontrollieren. Dieses Verhalten wäre gerade bei einer Spiegellosen noch viel nützlicher, da man diese ja (um Strom zu sparen) ziemlich häufig ein und ausschaltet. Die DSLR brauche ich im Prinzip ja „nie“ auszuschalten. Die Folge ist dass ich den Modus überwiegend auf „A“ stehen lasse. Alle Einstellungen, die ich normalerweise nutze sind dort jetzt auch eingestellt. Die C-Modi habe ich natürlich auch irgendwie konfiguriert nutze Sie aber selten. So gesehen machen für mich die menüseitig einstellbaren Custom Modi meiner beiden Olys mehr Sinn.
Sucher / Display:
Das Display ist in etwa gleichwertig, der Sucher ist natürlich deutlich größer und höher auflösend. Das empfinde ich in der Praxis aber als nicht so gravierend, wie man oft lesen kann. Ja, die Sucher der Olys sind schlechter, aber letztlich „gut genug“. Sehr schön finde ich aber die Möglichkeit den Sucher auch mal schnell zu verkleinern, damit man Details am Bildrand besser im Blick hat.
Autofokus und manueller Autofokus:
AFC insbesondere kombiniert mit Gesicht/Augen/Tiererkennung oder Tracking sind deutlich besser.
Bei der EM10 Mark II sehe ich Tracking und AFC ohnehin als funktionsuntüchtig an. Die Augenerkennung ist bei meinen beiden alten Olys auch noch im „Anfangsstadium“ und funktioniert z.B. bei Brillenträgern fast gar nicht.
Beim AFC muss ich einschränkend sagen, dass ich den relativ selten nutze und ich vielleicht einfach zu ungeübt bin um hier eine hohe Trefferquote zu erzielen.
Bei der Makrophotographie nutze ich überwiegend AFS kombiniert mit manuellem Fokus und Sucherlupe.
Dies klappt mit dem 60 mm Makro ganz gut, auch wenn der AFS nicht so viel schneller ist im Vergleich zu meinen OMD´s. Ich habe die Sucherlupe auf einen Funktionsknopf gelegt. Der AFS aus der Sucherlupe heraus ist ziemlich genau und erfordert nur gelegentlich manuelles Nachfokussieren.
Tier AF:
Der Tier AF ist recht unspezifisch was Vor und Nachteile hat. Es werden alle möglichen Tiere erkannt, manchmal wird aber auch ein Stein als Tier angesehen. Sogar Insekten werden erkannt, allerdings gelingt hier ein Fokussieren auf die Augen selten gut.
Auch bei „normalen“ Tieren ist die Zuverlässigkeit mitunter schwankend. In einigen Fällen (besonders bei Vögeln) trifft der AF trotz teilweiser Verdeckung durch Zweige und Grass erstaunlich genau die Augen. In anderen Fällen zeichnet die Kamera zwar eine Box um das Tier, fokussiert aber trotzdem auf den Hintergrund.
In einfachen Fällen, wo man im Prinzip auch ohne die Automatik klarkäme, ist die Automatik aber zuverlässig. So kann man sich voll auf den richtigen Bildausschnitt usw. konzentrieren. Sehr hilfreich fand ich die Automatik bei Vögeln mit langen, beweglichen Hälsen (Flamingos). Da ist es ja sonst ziemlich kniffelig auf die Augen zu fokussieren. Mit der Automatik ist die Trefferquote recht gut.
Wunder kann also keine erwarten, dennoch finde ich die Performance für die erste Version wirklich gut.
Sonstiges
Bildrückschau:
Das ist der einzige Punkt, der mich wirklich stört bei der Lumix. Am schlimmsten ist, dass der Bildausschnitt beim Vergrössern nicht auf den Fokuspunkt springt, sondern einfach in die Mitte. Bis man bei einer Vergrößerung ist, welche eine genaue Kontrolle der Schärfe gestattet muss man drei mal am Rad drehen und dann noch die entsprechende Stelle im Bild suchen. Leider kann man die Bilder in der Vergrößerung nicht bewerten, sondern muss erst wieder in die Gesamtansicht. Eine Funktion wie bei den Olys, die es gestattet die Bilder direkt in der Vergrößerung zu markieren um sie dann zusammen zu löschen, gibt es bei der Lumix wohl nicht.
Das ist wirklich schade, da die G9 einen tollen Sucher hat, welcher die Bildrückschau zumVergnügen machen könnte. Leider wird hier die Hardware durch die Software „unterkompensiert“.
Insgesamt bin ich zufrieden mit meiner Anschaffung und werde die Kamera behalten. Irgendwann in der zweiten Jahreshälfte werde ich mir noch eine moderne Olympus kaufen. Bin mal gespannt wie der Vergleich dann aussieht.