Geschichten wie ich sie liebe:
"Der Crash-Test für seine Kamera begann, als Fotojournalist Meyer 1980 mit einer 'Phantom II' zu einem Flug über die kalifornische Wüste startete, um einen Abfangjäger gleichen Typs aus allen Blickwinkeln im Flug zu fotografieren. Unter anderem wollte er die McDonnell Douglas F-4 auch aus nächster Nähe mit einem 35 mm-Weitwinkelobjektiv von oben fotografieren und bat daher den Piloten, seine Maschine über die andere Phantom zu setzen. Während die beiden Flugzeuge in 26000 Fuß Höhe im Spiegelflug mit 1.185 Stundenkilometern dahinrasten, fiel die Geschwindigkeit der oberen Maschine unerwartet ab, und diese bohrte sich in den unteren Jäger. Meyer und die Piloten konnten sich mit dem Schleudersitz aus den abstürzenden Flugzeugen katapultieren, wobei sich die Kamera selbständig machte und acht Kilometer tief abstürzte. Meyer, der sicher mit dem Fallschirm landete, konnte die Leicaflex aber trotz intensiven Suchens nicht wiederfinden.
Erst ein Jahr später brachte ein Manöver der US-Marine-Infanterie das 'missing link' wieder ans Tageslicht. Beim Eingraben stieß ein Granatwerferführer auf die Kamera. Vergeblich versuchte Obergefreiter Thomas Fisher in seiner Einheit den Verlierer des Apparates zu ermitteln. Da sich die Kamera nicht öffnen und auslösen ließ, legte er sie schließlich bis zu seiner Entlassung vom Militärdienst beiseite.
Es vergingen wieder Monate, bis Fisher in seiner Heimat an der Ostküste der USA eines Tages einen Fotohändler bat, den Film aus der Kamera zu nehmen und entwickeln zu lassen. Bei Abholen der Kodachrome-Dias, denen das volle Jahr im heißen Wüstensand nichts ausgemacht hatte, erschien ihm der Reparaturpreis für die Kamera zu hoch und er ließ sie im Geschäft zurück. Durch Zufall sah Wochen später ein Leitz-Vertreter die lädierte Kamera und erkundigte sich nach der Ursache der Beschädigung. Als er von den Flugzeugaufnahmen hörte, erinnerte er sich an einen Zeitungsbericht über die Luftkatastrophe und die vermißte Kamera. Man ermittelte Meyer und stellte fest, daß es tatsächlich die vermißte Leicaflex war.
So sehr der Fotograf sich über die Wiederauffindung der Kamera freute, so sehr bedauerte er den Verlust der Farbdias. So begann erneutes Suchen nach dem unbekannten Finder, von dem nur der Nachname durch die Filmentwicklung bekannt war. Über alte Rekrutierungsakten wurde Fisher schließlich gefunden, und er lieferte die Dias gegen Empfang des ausgesetzten Finderlohns in Höhe von 500 US-Dollar ab. Fast zwei Jahre nach dem Absturz hatte Meyer endlich seine Kamera und die Dias des unglücklichen Fluges zurück. Obwohl die Reparaturkosten sich lohnen würden, bleibt die Leicaflex unrepariert, um im Museum des Leica Camera Werks in Wetzlar die Robustheit deutscher Präzisionsarbeit zu dokumentieren."
Beste Grüße,
Rainer