Hi,
vielleicht kann ich da noch was dazu beitragen. Die Überlegungen bezüglich Ersatzteilversorgung, Reparatur etc. sind hier bereits besprochen worden, die muss jeder separat für sich selbst erwägen und wichten.Dasselbe gilt für Größe, Gewicht, Empfindlichkeit des Lacks etc. Ich stimme da in weiten Teilen Jens N. zu. Noch was: Jedes Objektiv, welches man mitnimmt und einsetzt, ist besser als eines daheim im Schrank

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Meine Aspekte sind die Praxistauglichkeit (insbesondere der Autofokus) und die Bildqualität in Extremsituationen. Mit Extremsituationen meine ich explizit nicht:
Der AF ist relativ schnell (ich hab sehr selten Probleme damit) und die Bildqualität ist unschlagbar (bei f4 sehr scharf, man merkt meiner Meinung nach keinen Unterschied zu einem Teurerem, wenn man nicht 1000fach ins 24MP-Bild zoomt).
Vergleiche bei f/4 kann ich leider nicht bieten. Wenn ich einen Haufen Geld für f/2.8 ausgebe und 1kg+ rumschleppe, muss das bei Offenblende 90% seiner Leistung bringen. Sonst tut's mir auch ein Ofenrohr.
Ich habe nun letzten Oktober einen direkten Vergleichstest Sigma - Minolta gemacht. Die äußeren Umstände schildere ich ausführlich, damit Du Dir selbst ein Bild machen kannst. Ein Freund wollte das Sigma für seine Canon 550D, ich bin zum Vergleich mit meiner A580 und dem Minolta G (weißer Riese) mitgegangen. Wir haben uns gleich aufs Extrem gestürzt: Mit 200mm bei f/2.8 über die Straße geschossen. ISO 200 (meine A580 kann nicht weniger) ergab 1/500s bis 1/1000s, also aus der Hand gut zu halten.
Also bitte beachten: Die Sigma-Aussagen beziehen sich auf die Canon-Variante an einer 550D (18 MP). Das Sigma war leider "für Sony grade nicht da" (ist es nie ...

)
Nach den ersten Testschüssen schien es (! nicht gleich schreien, erst lesen, Ihr Sigma-Fans

), als sei das Sigma erst bei f/5.6 so scharf wie das Minolta bei f/2.8 - inakzeptabel. Wir haben aber nicht aufgegeben und letztendlich festgestellt, dass das Sigma einen massiven Frontfokus hatte. Auf die geschätzten 20-30m Entfernung zum Motiv ca. 1-2m. Das erklärt auch das mit f/5.6: Erst da war die Schärfentiefe beim Sigma groß genug, um den FF zu kompensieren.
Wir haben dann also den FF manuell eliminiert, um die Vergleichbarkeit herzustellen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir damit auch den Schärfepunkt des Sigma genau getroffen hatten. Das Ergebnis habe ich als 100%-Ausschnitte aus dem Zentrum beigefügt: Einmal eine Übersicht für den Bildeindruck, dann jeweils ein 100%-Crop vom Zentrum (Fokus war auf dem gelben Aufkleber) und etwas seitlich unten.
Die Canon-Bilder sind natürlich aufgrund der höheren Auflösung größer. Die kleinen Crops habe ich mit 100% Jpeg-komprimiert. Das Übersichtsbild ist für eine Dateigröße < 500kB komprimiert und leicht verkleinert. Da ging es mir um den allgemeinen Bildeindruck. Alle Bilder aus RAW mit Lightroom 3.6 entwickelt. Schärfung und Rauschminderung komplett abgeschaltet, sonst Standardeinstellungen. Weißabgleich manuell auf ein weißes Schild abgeglichen (Sony: 7050K, Canon: 5500K). Das Licht war zwischen den Aufnahmen minimal anders, weil das Sigma so lange mit dem Fokussieren gebraucht hat
Er hat das Sigma dann nicht gekauft, hätte es aber getan, wäre eines mit einem exakten Fokus vorrätig gewesen. Beide Objektive im Laden waren aber ähnliche Gurken. Ziehe bitte Deine eigenen Schlüsse, meine sind:
- Das Sigma wegen der Serienstreuung auf jeden Fall im Laden ausprobieren und kaufen, oder Justier-Roulette spielen.
- Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Minolta eine ähnliche Serienstreuung aufweist (war schließlich eine Profi-Linse), aber dafür ist es gebraucht und ohne Garantie.
- Die absolute Schärfe ist bei beiden in meinen Augen äquivalent und auch bei f/2.8 absolut akzeptabel. Allenfalls die Detailschärfe bei Flächen und Texturen scheint mir beim Minolta besser zu sein (Crop 2). Laut Wikipedia ("Bokeh") wurden die alten Minoltas ja auch nie auf absolute Kantenschärfe optimiert, sondern auf einen Kompromiss zwischen Schärfe, Farbe und Mikrokontrasten.
- Bei diesen anderen Kriterien und dem allgemeinen Bildeindruck ist mir mein Minolta angenehmer als das Sigma (an Canon). Deshalb auch der zweite Crop und die Übersicht.
Meine persönliche Meinung: Ich bin mit meinem Minolta (825€ in Bestzustand mit Köcher) 100% zufrieden, auch trotz eines möglichen Totalverlustes bei einem Schaden. Ich habe es aber auch bei einem lokalen Händler inkl. Ausprobieren und 14 Tage Rückgaberecht kaufen können, das hat das Risiko vermindert.
Ich habe damals auch das Sigma in Erwägung gezogen und bin froh über meine Entscheidung: Die paar 100 Euro sind heute vergessen, aber ich habe jedesmal das Gefühl, keinen Kompromiss eingegangen zu sein. Das wäre allenfalls noch beim Sony SSM der Fall.
Wenn man bedenkt, dass das Sigma ja gar nicht mehr produziert wird, sondern nur noch das stabilisierte für momentan 1000€, musst Du Dir eigentlich eher die Frage "Minolta oder Tamron" stellen. Dazu kann ich aber nix sagen.
Grüße,
Arndt